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    Berlin im Winter – Überleben leicht gemacht



    Der Winter war auch in Berlin lang und hart, und so hat man getan, was man hier in solchen Fällen immer tut: sich irgendwie durchgewurschtelt und auf bessere Zeiten gewartet. Das macht die Berliner nicht unbedingt zu fröhlichen Charakteren. Aber es kann sie so schnell auch nichts aus der Bahn werfen. Überleben ist ja ohnehin nichts anderes, als einfach immer weitermachen. Dass das funktioniert, hat jüngst wieder einmal der offensichtlich unkaputtbare Wintergarten bewiesen. Nach der regulären Pleite vor Jahren wurde er im vergangenen Herbst zunächst für eine New-Burlesque-Show wiederbelebt (Trottoir berichtete). Und weil man sich ans Weiterleben so erstaunlich schnell gewöhnt, wurde nach Ende der Laufzeit einfach der Betrieb fortgeführt. „Die fabelhafte Varieté Show“ heißt die neue Produktion, die dort nun wieder regelmäßig Touristen und Einheimische erfreut. Durch die Show führt die ebenfalls unzerstörbare Meret Becker, die nicht nur moderiert, sondern begleitet von der eigenen Band auch singt.

    Und wenn wir schon bei den lebenden Toten sind: Erinnert sich jemand an das Tempodrom? Dieses Zirkuszelt, Relikt aus der West-Berliner Inselidylle, wurde ja irgendwann in den 90er-Jahren von Gerhard Schröders neuem Wind aus der Kanzler-Bannmeile weggefegt und ein paar Meter weiter am Anhalter Bahnhof für ziemlich viel Geld neu und in Beton wiederaufgebaut. Da nach alter Berliner Sitte dafür Mittel eingesetzt wurden, die gar nicht vorhanden waren, wurde die ambitionierte Spielstätte sofort insolvent. Die glücklose Besitzerin verschwand in der Versenkung und das Gebäude gehört seither der Landesbank Berlin. Im Februar unternahm diese mal wieder einen wenig beachteten Versuch, die Immobilie zu versteigern. Aber wen kümmert das? Das Haus steht weiter und wird auch bespielt.

    In völlig neuem Glanz erstrahlt dafür der Grüne Salon der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz. Ein Jahr lang wurde das gesamte Gebäude totalsaniert und war nur begrenzt bespielbar. Das ist nun vorbei, und Salon-Betreiberin Yvonne Helmbold lädt wieder zu stilvollen Abenden mit Gesprächen, Chansons und Tanzveranstaltungen ein.

    Dabei sein wird auch die Musik-Comedienne Annette Kruhl. Bereits seit einem Jahr präsentiert sie ja regelmäßig ihren bunten Abend „Comedy Cocktail“. Dieser läuft nun trotz wechselnder Spielorte so gut, dass sie neben dem monatlichen Termin im Kookaburra auch jeweils einen zweiten Abend im Grünen Salon veranstaltet. Auch sonst ist die Kruhl rührig. Mehrfach in diesem Jahr wird sie in See stechen, um Zuschauer auf verschiedenen Kreuzfahrtschiffen zu amüsieren. Ob sie das zum Titel des neuen Programms inspiriert hat, welches sie Ende des Jahres mit ihrer alterprobten Bühnenpartnerin Natascha Petz präsentieren wird: „Voll auf’m falschen Dampfer“?

    Ganz aufs Festland hingegen setzt der Kabarettist und Autor Gerd Normann. Nach dem bundesweiten Erfolg seines Programms „Sauerlanddialoge“ legt er die Geschichten um das grantelnde Sauerländer Ehepaar Willi und Lisbeth in einer zweiten Auflage vor. Titel: „Sauerlanddialoge 2! Willi und Lisbeth besprechen ein Warzenschwein“. Berlin-Premiere war Ende Februar, in den nächsten Monaten ist er mit dem Programm unterwegs – auch, aber nicht nur im Sauerland.

    Und von einem weiteren Erfolg gibt es zu berichten: vom Berlin Story Salon. Das Kuriose an diesem Kleinkunsttheater ist der Umstand, dass es sich im Keller einer Buchhandlung befindet und von dieser bespielt wird. Diese Buchhandlung namens „Berlin Story“ liegt an der Straße Unter den Linden und ist damit prädestiniert für jenen Schlüsselreiz, der Berlintouristen jenseits des Partyalters am zuverlässigsten in Wallung zu bringen scheint: „Schangsongs der joldenen Zwanzijer“ von Otto Reuter über Claire Waldorff bis Kurt Tucholsky. Das ist nicht originell, wird von den Betreibern aber solide und liebevoll umgesetzt.

    Ebenfalls gilt dies für das charmante Kellertheater mit seinen 99 Plätzen, das vor einem knappen Jahr eröffnet wurde. Zwar wird auch hier vorwiegend literarisch-kabarettistische Hausmannskost aus der bekanntesten Epoche der Stadt geboten. Aber die Auswahl ist abwechslungsreich und von hoher Qualität, und der Rahmen ungewöhnlich liebevoll und warmherzig gestaltet. Zu sehen und hören sind die bekannteren Namen des Genres wie Robert Kreis, Angelika Mann oder die „Chanson-Nette“ Jeannette Urzendowsky (siehe auch aktuelle Kritik).

    Und wenn wir schon bei Erfolgen sind: das legendäre Mehringhof-Theater feiert im April sein 25. Jubiläum. Wenn das kein Grund ist, an den Frühling zu glauben – Trottoir gratuliert herzlich!

    Redaktion: Susann Sitzler

     

     

    Termine Frühling 2010

    Mehringhof-Theater

    06.–17.04.: 25 Jahre Mehringhof-Theater. Jubiläumsprogramm mit dem Jahresendteam (Bov Bjerg, Christoph Jungmann, Hannes Heesch und Manfred Maurenbrecher) und jeweils einem Stargast

    21.–24.04.: Marc-Uwe Kling: „Die Känguruh-Chroniken“ (Kabarett)

    27.4.–01.05.: Sinasi Dikmen: „Islam für Anfänger“ (Kabarett)

    04.–06.05.: Volker Pispers: „Bis neulich“ (Kabarett, ausverkauft)

    07.–15.05.: Robert Griess: „Revolte!“ (Kabarett)

    18.–22.05.: Heinz Werner Krähkamp und Michael Altmann: „Hartmann & Braun“ (Poesiecomedy)

    26.–29.05.: Zärtlichkeiten mit Freunden: „Mitten ins Herts“ (Musikcomedy)

     

    Zimmer 16

    01.04.: Die Zunft (Konzert)

    02.04.: Fortune Jazz Band (Konzert)

    05.04.//03.05.: Offene Bühne

    09.04.//07.05.: Im Freien Fall (Impro-Theater)

    19.04.//17.05.: Offene Lieder-Bühne (Singer und Songwriter)


     

    2010-03-15 | Nr. 66 | Weitere Artikel von: Susann Sitzler





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