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    Carl Michael Bellman - der schwedische Anacreon

    Rokkoko-Poeten aus Schweden sind ja hierzulande nicht allzu populär, doch Carl Michael Bellman (1740-1795), dieser einzigartige  Dichter lebensnaher Liebes-, Sauf- und Sterbelieder erfährt auch heutzutage noch Beachtung. In Deutschland werden solche Themen bekanntlich nicht gerade filigran besungen und darum waren Bellmans Lieder stets ein angenehmer Kontrast zu einschlägigem deutschen Liedgut. Bellmans hochstehende Lyrik zu derben Themen hat Künstler immer wieder angeregt, sich um neue, adäquate Übersetzungen zu bemühen. Klabund, Zuckmayer, Graßhoff, Artmann oder Wader seien hier als prominente Übersetzer, bzw. Nachdichter nur genannt. Nachdem es in der Liedermacher- und Folkszene vor Jahrzehnten Veröffentlichungen gab, war es dann viele Jahre ruhig um ihn geworden.  Erst jetzt beschäftigen sich wieder eine Reihe von Künstlern mit Bellmans Episteln und Gesängen, wobei sich die Übersetzungen und Interpretationen beträchtlich unterscheiden. Mal stehen das Saufen und die Erotik, mal die feingewirkte Lyrik oder musikalische Aspekte im Vordergrund der künstlerischen Auseinandersetzung mit Bellmans Werk.

    Als guten Einstieg in die legendenumwobene Vita dieses Lebemannes dient die Biographie Carl Michael Bellman (Anacreon Verlag; ISBN 3-932759-001) des Briten Paul Britten Austin. Sie wurde 1967 in England veröffentlicht und ist erst dreißig Jahre später in einem kleinen rührigen Münchener Verlag herausgekommen, der sich auf schwedische Literatur der letzten dreihundert Jahre spezialisiert hat. Hier sind auch die schwedischen Originaltexte in Wort und Ton herausgekommen. Der Aufstieg Bellmans unter dem Schutz Gustav III. und sein tiefer gesellschaftlicher Fall nach dessen Ermordung, seine Schulden, Gelage, die Ehe, die Kinder und der Hintergrund seiner Figuren: Fredman, Mollberg, Movitz, Anna Stina oder Ulla Winblad werden beschrieben. Nicht nur das Bellman genial dichtete, auch bei der Auswahl und Bearbeitung der Melodien für seine Lieder bewies er große Meisterschaft. Sie sind ein weiterer Grund für den durchschlagenden Erfolg der Episteln und Gesänge.

    Die Musik und deren Arrangement ist auch der Ansatz für Dieter Möckel. Für die CD Liebes-, Sauf- und Sterbelieder 2 (D. Möckel Tel.: 06187-3866; 11 Tracks, 50:35min, Infos) hat sich ein Trio mit Barockinstrumenten (Gitarre, Cello, Flöte) zusammengetan, deren altertümliche Patina die (weniger bekannten) Lieder lieblich und stimmungsvoll umgibt. Ähnlich liebevoll hat Dieter Möckel auch das Buch Carl Michael Bellman  12 Episteln u. Lieder für Singstimme u. Gitarre, Flöte u. Violoncello ad libitum (CoCon-Verlag Tel.: 06181-17700; ISBN 3-928100-56-4) gestaltet.

    Von der Aufnahme, die Hans Erich Halberstadt aus Kaiserslautern unter dem Titel Drum lache, saufe, liebe (Tel.. 0631-66533) gemacht hat, sind nur noch Schallplatten erhältlich. Bei diesem vielseitigen Tenor wirken die Lieder kammermusikalischer und klassischer, ein kunstvoller Hörgenuß.

    Schwungvoll und pointiert singt dagegen der Chansonsänger Andreas Frye sein Vivat Bellman! (Lyrix Tel.: 040-4391565; 19 Tracks, 71:45 min, mit Texten und Infos). Fryes Vortrag paßt gut auf eine lebendige Kleinkunstbühne.

    Komm doch an diese Quelle (itonmusi/ U. Hermann Tel.: 089-2722300; 15 Tracks, 49:17 min, live, Infos) lockt Ulrich Hermann sein Publikum. Er möchte mit seinen Nachdichtungen vor allem eine gute Allgemeinverständlichkeit erreichen, um Bellman breiter bekannt zu machen. Ein "klar verständliches und wirklich singbares Deutsch" strebt er daher für seine Textversionen an, wie er im Booklet mit einiger Polemik gegen andere Übersetzer ausführt. Doch Sprache besteht eben nicht nur aus rationaler Verstehbarkeit. Reizvoll werden Texte, insbesondere lyrische, oft erst durch Verschlüsselungen, Assoziationen und Verfremdungen. Ein eigener Ansatz also, der aber mehr Pep vertragen könnte.

    Um die Diskographie zu komplettieren, hier noch folgende Hinweise: Hannes Wader: Liebe, Schnaps, Tod und Dieter Süverkrüp singt Graßhoffs Bellman (s. Trottoir Nr. 12), Manfed Krug spricht und singt Carl Michael Bellmann (s. Trottoir Nr. 15) und Bärengässlein: Der Lieb zu gefallen (s. Trottoir Nr. 32).

    Unter Fehler! Textmarke nicht definiert. und Fehler! Textmarke nicht definiert. sind weitere Infos und Links zu finden.

     

     

     

     

    2002-06-15 | Nr. 35 |





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