OVERHEAD PROJECT Surround Foto Matthias Viertel
Ab Herbst 2017 startet das TPZAK eine neue Veranstaltungsreihe KULTURPERLEN IM ZELT. Die Reihe findet im Auftrittszelt des ZAK Zirkus- und Artistikzentrum Köln statt.
Eröffnet wird sie von der preisgekrönten Kompanie OVERHEAD PROJECT. Ein weiterer großer Name ist KASALLA, die im Oktober und November mit ihrem neuen Album „Mer sin eins“ durch 19 Städte in Deutschland, Österreich und der Schweiz touren und dann im Dezember bei KULTURPERLEN IM ZELT ihre Weihnachtskonzerte vor jungem Publikum spielen.
KASALLA KAKIWEIKO Foto Nancy Ebert
KULTERPERLEN IM ZELT bewegt sich im Spannungsfeld von zeitgenössischem Zirkus über Theater bis Musik, zeigt international, deutschlandweit und regional bekannte Kunst-schaffende. Zu sehen sind renommierte Profis und junge Künstler, solche die ein Muss sind und solche die ein Muss werden.
Wieso das TPZAK viel Wert auf das ganze Spektrum der Kultur legt und warum sich die beiden Häuser noch enger zusammengetan haben, hat Trottoir in einem Interview erfragt.
2016 wurde aus dem Theaterpädagogischen Zentrum Köln und ZAK Zirkus- und Artistikzentrum Köln TPZAK. Wie kam es dazu?
Die beiden Einrichtungen haben schon vorher zusammengehört. Sie sind beide in der Trägerschaft des Theaterpädagogischen Zentrums e. V. Köln, welches 1981 gegründet wurde und eines der ersten Zentren dieser Art in Deutschland war. Als nur ein Jahr später der Kinder- und Jugendzirkus Wibbelstetz aus der Taufe gehoben wurde, war damit eigentlich schon der erste Stein für das ZAK Zirkus- und Artistikzentrum gelegt. Bei den Auftrittsprogrammen des Zirkus Wibbelstetz gab es stets eine theatrale Klammer, einen theatralen Rahmen, der das Thema der jeweiligen Show mit dargestellt hat. Immer mehr Wibbelstetze haben damals den Wunsch nach einem Ort geäußert, an dem sie nach ihrer Zeit beim Kinder- und Jugendzirkus lernen und trainieren können. Und so wurde 2002 das ZAK Zirkus- und Artistikzentrum Köln eröffnet, welches wieder eines der ersten seiner Art war. Hier wiederholt sich die Geschichte.
ZIRKUS WIBBELSTETZ Durch Ein Augen Blick Foto Tim Reismann
Das war so einfach?
Nein, so einfach war das natürlich nicht. Man musste sehr genau schauen, was ist möglich – auch finanziell. Aber das Leitungsteam des Theaterpädagogischen Zentrums e.V. Köln – allen voran unser Geschäftsführer Uwe Schäfer-Remmele - war eben neben den Möglichkeiten der Theaterpädagogik auch von denen der Zirkuspädagogik überzeugt und ist es noch heute. Deshalb waren auch von Anbeginn die theater- und zirkuspädagogische Weiterbildungen für Erwachsene sehr wichtige, große Bereiche in den beiden Einrichtungen. Das Theaterpädago-gische Zentrum Köln und das ZAK Zirkus- und Artistikzentrum haben dann jahrelang erfolg-reich ihre Angebote weiter auf- bzw. ausgebaut. Neben berufsbegleitenden Weiterbildungen gibt es Workshops, Kurse und Projekte.
ZIRKUSPÄDAGOGIK ABSCHLUSSGALA BarockIsten Foto Stephanie Klein
Wieso dann der Zusammenschluss, wenn beide Häuser auch alleine erfolgreich waren?
Wiederum aus der Begeisterung für diese beiden pädagogischen Genre heraus. Wenn man die Häuser kennt, weiß man, dass sich beide schon immer - man kann schon sagen sehr stark - für die Qualität und deren Sicherung in diesen Weiterbildungsrichtungen eingesetzt haben. Sie sind in den jeweiligen Bundes- und Landesarbeitsgemeinschaften der Theaterpädagogik bzw. Zirkuspädagogik engagiert und verpflichten sich deren Richtlinien einzuhalten. Das Theaterpädaogische Zentrum e.V. Köln ist seit den Achzigern Mitglied im Bundesverband Theaterpädagogik (BuT) und von diesem für seine Weiterbildungen zertifiziert und anerkannt. Die Zirkuspädagogik bzw. die Möglichkeit sich zirkuspädagogisch fortzubilden ist wesentlich jünger. Seit 2017 kann man sich als Bildungsinstitut von der Bundesarbeits-gemeinschaft Zirkuspädagogik (BAG) zertifizieren und anerkennen lassen. Das ZAK Zirkus- und Artitikzentrum Köln hat dieses, als zweite Einrichtung bundesweit überhaupt, gerade erfolgreich absolviert.
Aus dem Engagement und der Verpflichtung für überprüfbare Qualität entwuchs der Wunsch sich als Bildungswerk zertifizieren zu lassen. 2012 haben wir daraufhin das Bildungswerk Darstellende Künste Köln gegründet und seit 2015 ist es soweit das Theaterpädagogische Zentrum e.V. Köln ist als staatliches Bildungswerk nach LQW anerkannt. Alle theaterpädago-gischen und zirkuspädagogischen Weiterbildungen werden nun über das Bildungswerk angeboten.
Und wie kam es dann zu TPZAK?
Genau deswegen, wir wollten nicht einen Teil von beiden Häusern zusammenfassen und die anderen weiter getrennt darstellen. An beiden Orten gibt es neben den Weiterbildungs-angeboten noch so viel mehr, beispielsweise Kurse, Workshops, Ferienprogramme, Projekte für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Es finden beiderorts immer wieder Aufführungen und Veranstaltungen statt, eigene Produktionen und von Gastgruppen. So haben wir aus dem TPZ und dem ZAK das TPZAK "geschaffen". Die Kinder- und Jugendangebote sind jetzt in unserer Zirkus- und Theaterschule zusammengefasst. Bei der Spielzeit werden beide Spielorte genannt.
THEATERNACHT im TPZ Köln Foto Heike Pitzer
Mussten Sie viel umstellen?
Ja und nein. Bei unserem Programm ist inhaltlich fast alles geblieben. Es soll, aber besonders um genreübergreifende Angebote, erweitert werden. Bei der öffentlichen Darstellung hingegen ist alles neu. Wir haben ein neues Logo, eine gemeinsame Internetseite, eine Broschüre für das Bildungswerk und eine eigene für die Zirkus- und Theaterschule.
Findet dieser Weg Zustimmung?
Ja, die Zustimmung ist da und das Feedback hauptsächlich positiv. Selbstverständlich wird es noch ein Weg sein, bis alle unseren neuen Namen kennen und diesen mit den alten verknüpfen. Das Theaterpädagogische Zentrum e.V. Köln ist immerhin 36 Jahre alt, eine namhafte, erfahrene Dame.
Insgesamt profitieren wir von unserem gemeinsamen Auftritt und freuen uns auf diese Art und Weise auch noch einmal betonen zu können, wie wunderbar sich Theater und Zirkus verweben lassen und wie spannend genreübergreifende Arbeit ist. Die Förderung des zeitgenössischen Zirkus ist uns seit Jahren Jahren eine Herzensangelegenheit.
Wie sieht ihr Engagement aus?
Da können wir direkt in die nahe Zukunft schauen, im Spätherbst wartet eine neue Staffel circusKICKS auf uns. CircusKICKS wurde von uns konzipiert, es ist ein landesweiter Zirkusjugend Wettbewerb bei dem zirkusbegeisterte Jugendliche auf ihrem Weg zur Professionalisierung gefördert werden. Der eigentliche Wettbewerb ist eingebettet in eine Show bei der die Nachwuchsartist*innen gemeinsam mit Profis in einer Show auftreten.
Dies waren in der Vergangenheit beispielsweise Stefan Sing, Jan Himself, Matthias Romir, René Albert, Katrin Albert und Zirkustheater StandArt, um nur einige der Profis zu nennen. Die an circusKICKS teilnehmenden Nachwuchstalente sind immer für ein ganzes Wochenende bei uns vor Ort. Sie proben und nehmen gemeinsam an Workshops teil, die von Profiar-tist*innen speziell für sie gegeben werden.
In dieser Staffel werden zum ersten Mal Kurzstücke mit in den Wettbewerb aufgenommen. Wir sind jetzt schon sehr gespannt auf die Bewerbungen. Die erste Show von circusKICKS findet im November 2017 statt. Noch vorher wird der Zirkus Wibbelstetz seine Herbsttermine von „Durch Ein Augen Blick“ spielen, bei diesem Programm sind ebenfalls Zirkus mit Theater und Tanz verbunden.
CIRCUS KICKS Finalbeitrag Foto Anne Barth
Wo finden ihre Aufführungen statt?
Wir haben in jedem Haus einen eigenen Spielort. Deshalb unterscheiden wir zwischen der Spielzeit im Theaterhaus und der im Zirkuszelt. Unsere Theaterbühne ist klein, aber fein. Sie befindet sich im Theaterpädagogischen Zentrum Köln in der Genter Straße - mitten im Belgischen Viertel gelegen. Unser Spielort im ZAK Zirkus- und Artistikzentrum Köln , dem Zirkushaus des TPZAK, ist ganz stilecht eine Manege im Zirkuszelt. Beide Bühnen werden auch von Gastgruppen geschätzt. Ab September starten wir im ZAK Zirkus- und Artistikzentrum Köln mit einer neuen Aufführungsreihe KULTURPERLEN IM ZELT.
Das klingt auch nicht nur nach Zirkus und Theater
Genau, auch bei der neuen Veranstaltungsreihe KULTURPERLEN IM ZELT wollen wir ein möglichst großes Spektrum der darstellenden Künste zeigen - von zeitgenössischem Zirkus über Theater, Tanz und Musik bis zu Filmvorführungen. Eröffnen wird die Reihe, darüber freuen wir uns sehr, die Compagnie Overhead Project, ein sehr erfolgreiches Akrobaten- und Choreographenduo, welches in den letzten Jahren viele Preise gewonnen hat und mit denen uns eine längere Zusammenarbeit und Freundschaft verbindet.
Sie zeigen bei uns - als NRW Premiere - am 10. Und 11. November ihre neuste Produktion „Surround“. Eine begehbare Performance zur gesellschaftlichen Dimension des Kreises. Die Geometrie von Menschenansammlungen umkreisend, fordern zwei Akrobaten und zwei Tänzerinnen auf der Bühne eine physische Positionierung zum Geschehen ein. Der Kreis ist Arena für die Schaulustigen, politische Theaterbühne und zugleich Versammlungsort auf Augenhöhe.
Desweiteren werden innerhalb der KULTURPERLEN IM ZELT Kasalla mit sechs Weihnachts-konzerten für Kinder auftreten. Der Clou bei den KAKIWEIKOs: Erwachsene erhalten nur in Begleitung eines Kindes Eintritt in die Konzerte. Alternativ sei für Kasalla Fans der Auftritt zum CD Release am 9. Sep-tember am Tanzbrunnen genannt.
OVERHEAD PROJECT Surround Foto Matthias Viertel
Ljon | Foto Till Knechtges
Eine weitere musikalische Kulturperle wird der phantastische Konzertabend „Folk & Fantasy“ des Kölner Trios LJON und des Duos FALLINN WOLFF am 14. Dezember 2017 sein. Die Musik des Kölner Trios LJON, um die charismatische Sängerin Nastja Sittig gleicht einer Geisterbeschwörung zwischen lyrischem Indie-Folk und minimalistischem Americana. Mit einfachen Mitteln schärft das Kölner Folktrio den Sinn für das Unsichtbare: Filigrane Gitarrenzupfmuster, verschlungene Bassmelodien und pulsierende Schlagzeugkessel bilden den Erdboden, über den sich ihre Liedergeschichten wie verwunschene Wälder erstrecken.
Fallinn Wolff schafft eine Märchenwelt aus Geschichten und Tönen. Die klavierspielende Sängerin und Songschreiberin (Linn Meissner) und die Cellistin (Beate Wolff) experimen-tieren gerne mit Sounds, um die Geschichten ihrer Songs zum Leben zu erwecken. Sie vermeiden dabei die üblichen Klischees der Popmusik. So sind ein klirrendes, rotes Kinderklavier und ein sprachbegabtes Cello immer im Gepäck.
Insgesamt sind 10 bis 12 Veranstal-tungen innerhalb der Reihe geplant. Wir freuen uns schon sehr auf das neue Format und werden bald die weiteren Termine bekannt geben.
Fallinn Wolff | Foto Fräulein Flora
Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen dem TPZAK einen kulturperlenden Herbst und Winter.
Bildungswerk Darstellende Künste Köln (Ausschnitte)
Grundlagen Theaterpädagogik Fortbildung
nächster Starttermin: 07.09.2017
Erzieher*innen Fortbildung Theaterpädagogik
nächster Starttermin: 30.09.2017
Chor singen - Chor leiten Workshop
Termin: 09. & 10.09.2017
Grundlagen Zirkuspädagogik Fortbildung
nächster Starttermin: 18.11.2017
Übungsleiter Akrobatik
Nächster Starttermin: 26. & 27.08.2017
Zirkus Jugendleiter*in Qualifizierung
nächster Starttermin: 28. & 29.08.2017
Chinesischer Mast Workshop
Termin: 16. & 17.09.2017
Schleuderbrett Workshop
Termin: 16. & 17.09.2017
Circus Summercamp
Termin: 31.07 bis 04.08.2017
Kulturperlen im Zelt (Ausschnitte)
Overhead Project | 10. & 11.11.2017 | Surround
Company Airtales | 19.11. & 13.12.2017 | Seule
CircusKICKS | 26.11. 2017, 17.12.2017, 25.02.2018, & 25.03.2018
Kasalla | 6. & 7.12.2017 | KAKIWEIKO Kasallas Kinderweihnachtskonzerte
LJon & Fallinn Wolff | 14.12.2017 | Folk & Fantasy
Häuser | Kontakt
Theaterpädagogisches Zentrum Köln | Genter Straße 23 | 50672 Köln | 0221 -521718 | info@tpz-koeln.de | www.tpzak.de
ZAK Zirkus- und Artistikzentrum Köln | An der Schanz 6 | 50735 Köln | 0221 – 9957200 | info@zak-koeln.com | www.tpzak.de
Träger
Der Träger beider Häuser ist das Theaterpädagogische Zentrum e.V. Köln mit Sitz in der Genter Straße 23 in 50672 Köln
Bildnachweis:
Titelbild Trottoir: Barockisten Gala Foto:Stephanie Klein
2017-07-04 | Nr. 96 | Weitere Artikel von: Heike Pitzer