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  • Szenen Regionen :: Saar

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    Doppelsieg bei St. Ingerter Pfanne

    Zwei Festivals haben zum Abschluß des Sommers das Publikum noch einmal mit nationalen und internationalen Künstlern begeistert, bevor in der Herbst- und Wintersaison die Region nun mehr den einheimischen und regionalen Künstlern gehört.

    Natürlich zuerst zu erwähnen: die St. Ingberter Pfanne! Der mit 22.000 DM wohl höchstdotierte Kleinkunstpreis in Deutschland wurde im September zum 14. Mal vergeben. Den Preis teilten sich der Berliner Bodo Wartke mit seinem Programm „Klavierkabarett in Reimkultur“ und der Frankfurter Jo van Nelsen mit seinem Musikkabarett „Kitsch“. Wartke begeisterte mit aberwitzigen Wortkonstruktionen und virtuosem Klavierspiel,  van Nelsen mit abgründigem Spiel auf der Gefühlsklaviatur. Die Preisträger setzten sich gegen 132 Mitbewerber aus In- und Ausland durch.

    Mit dem 6. Internationalen Pantomimefestival endete die Freiluftsaison in Saarbrücken. Jomi, der als künstlerischer Leiter und Initiator des Festivals zurecht wieder viel Lob erhielt, präsentierte auch in diesem Jahr zum Abschluß ein eigenes Programm. Besonders von sich Reden machte diesmal Bernd Weckerle mit seinem Programm „Komischer Held“. Auch wenn die Originalität des Programms bei Publikum und Kritik umstritten war, starke Ausstrahlung und Gefühl für die Situationen bewies Weckerle allemal. „Le Sac“ ist die ausgefallenste seiner Figuren, ein Sack, der sich irgendwie selbst auf den Stuhl hieven muß und dafür mit verschiedenen Methoden ziemlich lange braucht.

    Nach den Festivals konzentriert sich die Region nun auf ihre eigenen Helden.  20 Jahre jung präsentiert sich da derzeit das Theater Überzwerg in Saarbrücken mit einem Jubiläumsprogramm. Eigentlich sollte das Theater ursprünglich „iwwerzwersch“ heißen, was soviel wie aufsässig und überdreht bedeutet, warum man sich dann aber auf die Eindeutschung einigte, weiß so richtig heute keiner mehr. Dafür kennt aber jeder die Namen derer, die im Überzwerg mal klein angefangen haben, so zum Beispiel Tatort-Kommissar Jochen Senf und Alice Hoffmann, die erste Seriengattin Hilde vom Becker Heinz. Auch das derzeitige Ensemble und Programm des Überzwerg kann sich sehen lassen. Premiere am 30.10. hatte Forever Young von Erhard Schmid (Fernsehspieldramaturg des Saarländischen Rundfunks) in einer Inszenierung von Bob Ziegenbalg. Forever Young ist eine Zeitreise durch das 20. Jahrhundert, eine Mischung aus Dialogen, Songs und collageartigen Szenen. Als Handlung in der Handlung erleben die beiden Protagonisten Anna und Max eine ganz normale Beziehung. Bereits seit Anfang Oktober im Programm der Überzwerge ist ein Kinderstück, das aber absolut erwachsen inszeniert ist. „Julie und der Junior-Riese“ von Alain und Didier de Neck zeigt par excellence, daß phantasievolles Theater nicht immer großen Aufwand benötigt. Die Grundidee, die Figuren erst in der Phantasie der Kinder entstehen zu lassen wird konsequent durchgehalten, Matthias Kiel und Soeke Kranich agieren mit sparsamsten Mitteln und geben den Figuren dennoch Profil.

    Neu in St. Arnual hat das Theater Blauer Hirsch eröffnet. Der Name des Theaters spielt an auf die ehemalige legendäre freie Saarbrücker Bühne „Blaue Maus“. Komödien- und Boulevardstücke sollen hier vorwiegend gespielt werden, aber auch als Ort für das Kabarett bietet sich der Hirsch an. So spielte zur Eröffnung Alice Hoffmann ihr Programm alias „Vanessa Backes“. Weitere Kabarettisten sollen folgen und der Blick hinter die Kulissen verrät auch gleich, daß die Planer des Kabaretts im Ostviertels Jürgen Wönne und Hans Beislschmidt auch im Hirsch die Finger im Spiel haben. So wird auch erwartet, daß Detlev Schönauer, als Jacques Bistro derzeit Saarlands bekanntester und erfolgreichster Kabarettist neben und nicht mehr nach (!) Dudenhöfer, demnächst im Theater Blauer Hirsch auftreten wird. Schönauers Programm „Sonne, Sand und Melanome“ ist an allen Spielstätten normalerweise ausverkauft. Wer das Programm sehen will, mit dem besonders saarländische und pfälzische Eigenarten konterkariert werden, der hat vielleicht noch das Glück, eine der wenigen Karten für das Dudweiler Bürgerhaus am 6.12. zu ergattern. Schönauer, der besonders durch Radiocomedy beim SR bekannt geworden ist, spielt gnadenlos und gekonnt die saarländische Karte und zelebriert Animositäten gegen Pfälzer. Regionale Feindschaften wollen gepflegt werden. Kaum einer kann das so gut wie Schönauer, besonders wenn er in französischem Dialekt, die saarländische Ehre gegen die Pfalz verteidigt. Schönauer wurde übrigens in Mainz geboren!

    Wer Schauspiel, Tanztheater und Musik liebt, der blickt im Saarland auch gerne mal zum Nachbarn nach Frankreich. Aus Saarbrücken ist man in 10 Minuten in Forbach und was die dort ansässige Kulturaktion Le Carreau bietet ist gleich sehens- wie hörenswert. Unbedingt vormerken sollte man sich den 8. April 1999. Maguy Marins Tanztheaterstück May B über Samuel Becket sorgte 1982 beim Saarbrücker Festival Perspectives für Furore. In Forbach feiert das Stück 1999 seine Wiederaufnahme. Der Winter in Forbach bietet außerdem Produktionen des deutschen Regisseurs Thomas Ostermeier und ein Wiederhören mit Chansonnier Serge Hureau.

    Redaktion: Christian Bauer


    Termine

     

    Kabarett:

    5.11, 20 Uhr, Kongreßhalle Saarbrücken

    Detlev Schönauer: Sonne, Sand und Melanome


    12.11, 20 Uhr, Saarbrücker Schloßkeller

    Elfriede Grimmelwiedisch: Von der Gosse zu den Sternen


    14.11,  20 Uhr, Kongreßhalle Saarbrücken

    Münchner Lach- und Schießgesellschaft


    20./21.11, 21 Uhr, Kabarett im Ostviertel, Saarbrücken

    Kabarett von A bis Z: Nächstenliebe


    27./28.11, 21 Uhr, Kabarett im Ostviertel, Saarbrücken

    Die Allergiker: Kulturschock


    6.12, 20 Uhr, Bürgerhaus Dudweiler

    Detlev Schönauer: Sonne, Sand und Melanome


    14.-16.3.99 Kongreßhalle Saarbrücken

    Detlev Schönauer: neues Programm

    Revue:

    6. 11, Theater am Ring, Saarlouis und 12.11. Stadthalle St. Wendel, jeweils 19 Uhr

    Die Herbstzeitlosen: Schulze Kathrin und ihre Schwestern

    Theater:

    11.11, 10 Uhr, Theater Überzwerg (auch 12./13.11, 10 Uhr und 13./14./15.11,19 Uhr 30)

    Forever Young

    1998-12-15 | Nr. 21 | Weitere Artikel von: Christian Bauer





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