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    Ein (fast) ungetrüber Festival-Sommer

    Liebe Leser(innen),

    Eine Woche nach dem grausamen 11. September wurden schon die ersten Witze gemacht. Geschmacklos oder gestattet? Humor nachdem es tausende Tote gibt?

    Laut Raoul Heertje, Kolumnist und Gründer der Stand-up Truppe Comedytrain sollte man die Position die man als Bühnenkünstler einnimmt gerade jetzt wahr machen. Ein Standup Comedian äußerte sich so: ,,Ich saß den ganzen Tag vor dem Fernseher; welch ein schockierendes Ereignis.''

    Das Publikum dachte, er meine die Attentate. Aber nein: ,,Maxima geht nicht nach Drenthe.'' (Unser Kronprinz Willem-Alexander und seine Verlobte Maxima hatten ihren Besuch an diese Provinz abgesagt). Doch schauen wir zurück auf den ungetrübten Teil des Sommers - einem schönen Sommer, der mit zahlreichen großen Festivals und internationalen Theaterproduktionen glänzte, von Schall und Rauch bis intim und zerbrechlich. Natürlich waren viele vertraute Größen wieder dabei, wie Dogtroep, die Spanische Furie La  fura dels Baus oder die deutsche Straßentheater-Gruppe Titanick -sie spielten ihr aktuelles Stück 'Insekt' - allerdings unter eingeschränkten Bedingungen nach Anordnung der Feuerwehr des Ortes (die Katastrophen in Enschede und Volendam sind bei uns noch frisch im Gedächtnis).

    Von den niederländischen Circussen dieses Sommers möchte ich einen besonders hervorheben, den Circus Jeroen Bosch: Nicht dem Erfinder der Bohrmaschine wie viele Holländer glauben, sondern dem vor 500 Jahren geborenen Maler, waren in diesem Jahr in den Niederlanden zahlreiche Produktionen gewidmet. In Rotterdam gab es dazu auch eine große Ausstellung. Im Circus Jeroen Bosch führen 7 Musiker (der Gruppe Flairck) und 5 Akrobaten-Tänzer (namens Bewegungstheater Corpus) das Publikum durch eine Welt von bizarren und angsterregenden Kreaturen. Cello, Flöte, Akkordeon oder Krummhorn begleiten die auf  Kammertuch projektierten Gemälde über Sünde, Lust und Tod die daraufhin zirkusartig dargestellt werden. So wie ein Aufzug mit einem dreibeinigen Krüppel und ein Zwerg ohne Unterleib. Die Vorstellungen des Modern-Art Circus kamen beim Publikum sehr gutan.

    Ein einzigartiges Freiluft-Spektakel war dagegen die Produktion La Divina Commedia, eine Verarbeitung von Dante's La Divina Commedia in Almere.

    Regisseur Bert Barten brachte etwa 200 Mitarbeiter, Professionals und Amateure zusammen vor 2000 begeisterten Zuschauern beim Sonnenuntergang zusammen.

    Licht, Wasser, Feuer, Musik (religiös bis techno) und zauberhaft kostümierte Gestalten begleiteten den Helden des Stückes schließlich ins Paradies

    Neues Kabarett-Talente

    Die erst 19-jährige Sara Kroos gewann letztes Jahr den Publikumpreis mit ihrem Programm "Honer" (Hunger) beim Kabarettfestival in Leiden.

    Erfolgreich auch das Comedy-Duo Droog Brood (Peter van de Witte und Bas Hoeflaak). Sie erhielten schon mehrere Preise. Ihr erstes Ei legen die zwei nach dem Motto 'Ein guter Witz ist besser als ein weiterer Freund' . Typisch für ihr Proramm (nichts für schwache Zuschauer!) ist die "prust-Nummer": Sie stecken eine Unmenge 'Lange vingers' (typische holländische Kekse) in den Mund, bevor dann bekannte Kleinkunsteverse 'gesungen' werden... - eben Hard-Core Comedy.

    Zum Schluß noch ein Blick auf ein ungewöhnliches Event in Holland:

    Die Gruppe Golden Palace hatte mit Feest! ('Fest') einen Sommerhit.

    Die Tragi-Komödie mit Musicalelementen zeigte in raffinierter Übertreibung wie zickig-tuntig es bei einer holländischen Hochzeit im Durchschnitt zugehen kann.

    Es gehört alles dazu: Sketche, Vorträge, Tänze, Lieder, Kollegen, Nachbarn, der ungeladene Gast, der erkrankte Onkel, ein betrunkener Ex-Mann und anschauliche Geständnisse - immer wieder aufschlußreich so eine Hochzeitsgesellschaft! 

    Mir hat es sehr gut gefallen auf ihrer Vorstellung in Amsterdam. Eigentlich schade, daß diese Produktion danach nur noch in Den Bosch zu sehen war.

    Groeten van Hans uit Amsterdam!

    2001-12-15 | Nr. 33 | Weitere Artikel von: Hans aus Amsterdam





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