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    Gogo & Mäx: "Von Bach bis zur Trillerpfeife"

    Freiburg, Stadthalle, Anfang der 60er Jahre. Ein grandioses Programm des weltberühmten Clowns Charly Rivel. Im Pu­blikum: Ein vollkommen verzauberter Junge von kaum acht Jahren. Der kleine Mäx ist hin- und weg und seither ist ihm vollkommen klar : Er wird einmal Clown werden.

    Staufen, Briefkasten, Mitte der 90er Jahre. Ein schlichter Umschlag aus Barcelona in­mitten anderer Post. Inhalt: Die Einladung zum Festival "Charly Rivel Memorial" für die Musikalclowns GOGOL & MÄX nach Barcelona. Was Künstler in einem solchen Moment empfinden - in Worten ist das wohl kaum zu beschreiben.

    Sicher, in Spanien ist man ja schon gewesen (Expo 1992 in Sevilla), aber was ist das schon gegenüber einer Einladung zu einem Festival, das Charly Rivel, einem der größten Clowns unseres Jahr­hunderts gewidmet ist und dessen Kunst man viele, viele weitere Male bewundert hat .... Ein Traum geht in Erfüllung !

    Na ja, so ganz einfach war's dann doch nicht mit der Reise - wer GOGOL & MÄX je schon einmal live erlebt hat, der weiß, daß die beiden nicht nur ihr phantastisches Arsenal an originellen Requisiten mit auf ihre Tourneen nehmen, sondern vor allem auch ihren unbeschreibli­chen Fundus von über zwei Dut­zend Instrumenten, von der Trom­pete bis hin zur Glasharfe: Eine wahre Fundgrube für die penibel kontrollierenden, spanischen Grenzbeamten.

    Grenzen - lose Freude und Begeisterung dann aber beim spanischen Publikum, die Clowns sind überglücklich. Weitere Enga­gements folgten - erst Anfang Mai diesen Jahres haben GOGOL & MÄX weitere x-tausend Kilome­ter auf südlichen Autobahnen zurückgelegt: Das "Madrid Co­medy Festival" und das spanische Clowntheater YLLANA hatten eingeladen.

    GOGOL & MÄX. Die Clowns sind deutsch, des einen Name russisch, des anderen rund um die Welt gebräuchlich (abge­sehen von den Pünktchen). Der Programmtitel klingt italienisch ("Concerto grande") und die Bühnensprache ist so international wie ihr Tourneeplan. Welch ein Glück für Künstler, wenn die einzige Sprache, an die sie gebun­den sind, die der Gestik, Mimik und der Musik ist.

    Aber auch in dieser, ihrer eigentlichen Domäne, der Musik, akzeptieren GOGOL & MÄX keine Grenzen, schrecken vor nichts und niemandem zurück. Ihre profunde klassische Ausbil­dung, Musikstudium inklusive, ermöglicht einen kuriosen musi­kalischen Wettstreit, ein konzer­tantes Kräftemessen auf über zwanzig Instrumenten der Welt. So wird J.S.Bach's Prälu­dium Nr.15 aus dem wohltempe­rierten Klavier um alpenselige Kuh­glockenklänge bereichert, wird Frederic Chopin's Etude in Ges-Dur unter Zuhilfe­nahme einer betagten Jazztrompete und einer nicht minder antiken Violine in eine slawische Melodie aus eige­ner Feder transformiert. Paisello's wunderschöne Arie "Mich fliehen alle Freuden" (!) erklingt auf 28 mühsam zusammengesuchten Gläsern und für Rossinis "La Danza" - eigentlich ein Bravour­stück für stimmtechnisch versierte Sänger - genügt einem dermaßen phantasiebegabten Clownduo ein Akkordeon und zwölf .... na ja, alles soll hier nicht verraten wer­den ! "Leur répertoire n'a pas de frontière" schrieb denn auch LE DAUPHINÉ in einer Kritik über eines der vielen Gastspiele in Frankreich.

    GOGOL & MÄX wären nicht klassische Clowns einer ganz besonderen Kategorie, wür­den sie's bei der Musik bewenden lassen: So ganz "nebenbei" voll­führen die Clowns "auf Konstruk­tionen, die alles andere als stabil anmuten, wahre Wunder der Körperbeherrschung" (MÜNCH­NER MERKUR).

    Und so bescheinigt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG den beiden Clowns "ein phänomenales Repertoire an circensischen, künstlerischen, musikalischen, komödiantischen und akrobati­schen Fähigkeiten" und resümiert ihren Auftritt als "ein «Grande Concerto», wahrlich , ein furioses Konzert für zwei Alleskönner, 17 Instrumente, ein Bügelbrett, ein Goldfischglas und und und ... ".

    Ja, ganz richtig gelesen, auch ein Bügelbrett ist mit von der Partie und wurde selbstverständ­lich auch auf ihre Asienreise im Frühjahr 1998 mitgenommen. Man stelle sich die Gesichter des gestreßten Personals vor, als beim Check-In für einen Flug nach Bangkok zwei überaus ner­vöse Herren nicht nur 17 wohl verpackte und fein säuberlich beschriftete Packstücke jedweder Größe, sondern eben auch das besagte Bügelbrett auf das Trans­portband hieven wollten, worauf­hin sowohl Mensch als auch Ma­schine drohten, den Dienst ein­stellen zu wollen ....

    Das "Thailand Festival of the Arts" (1997) war ein einmali­ges, unvergeßliches Erlebnis. GOGOL & MÄX wurden von den Festivalbesuchern stürmisch ge­feiert. Schließlich hat man ja in Bangkok auch nicht alle Tage die Gelegenheit, ein leibhaftiges Schweizer Alphorn zu sehen und zu hören, kurz darauf eine wilde Motorradjagd auf einem Bügel­brett mitzuverfolgen, das wie­derum in Sekundenschnelle zu einer antiken Feuerwehrpumpe mutiert. Und so wurde der Live-Mitschnitt des "Concerto grande" vom Thailändischen Fernsehen gleich mehrfach gesendet und die Presse berichtet von den "Musical Clowns Gogol and Max from Germany: Hysterically funny, technically brilliant ..." (THE BANGKOK POST).

    Glücklich wieder in Frank­furt angekommen, haben die erschöpften Künstler ihren Asien-Trip für einige lange Stunden bitter bereut, bis dann das bereits verloren geglaubte Artistengepäck doch noch in irgendeinem Winkel des riesigen Flughafenareals aufgespürt wurde. Nur eine der vielen Episoden aus dem Reise­tagebuch von GOGOL & MÄX.

    Dahinein gehört auch die Geschichte eines denkwürdigen Klaviertransportes: Das Jugend­stilpiano von GOGOL & MÄX wurde - mittels Seilbahn- und Schneemobil - in ein Zirkuszelt befördert, welches man auf gut 1800 Meter Höhe, mitten im Ski­gebiet aufgebaut hatte (Humor-Festival Arosa 1998). Eine Mei­sterleistung der Transportkunst und zugleich Beweis der sprich­wörtlichen Schweizer Präzision.

    Genau diese Präzision - eine Binsenweisheit - ist eines der Kennzeichen wirklich herausra­gender Programme. Denn nur so ergibt sich die vordergründige Leichtigkeit, gehen "Komik und Klangerlebnis eine wunderbare Ehe ein, verschmelzen Interpreta­tionsgabe mit Situationskomik und Übermut". (GIESSENER ALLGEMEINE ZEITUNG).

    Sollte sich irgendwann ein­mal die Gelegenheit ergeben, mit GOGOL & MÄX über ihre Philo­sophie, Vorbilder und ihre Ideale reden zu können - mit Sicherheit werden im Laufe des Gespräches die Stichworte "Pflichtlektüre" und "Henry Miller" fallen: In seiner Kurzgeschichte "Das Lächeln am Fuße der Leiter" erzählt er die Geschichte von Clown August , der sich danach sehnt, mehr als tosendes Gelächter zu wecken : "... er hatte einen höheren Ehrgeiz: er wünschte den Menschen das Geschenk einer unablässigen, stetig sich neu erweckenden, neu sich speisenden Freude zu geben ..."

    GOGOL & MÄX :

    "Von Bach bis zur Trillerpfeife"


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    FAX : 0049 (0)7664 - 8657

     

    1999-06-15 | Nr. 23 |





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