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    Hirnlos glücklich

    Karneval im Rheinland bedeutet Hochkonjunktur an der Pointenbörse. Die Humoraktien steigen und der Witzindex legt deutlich zu. Da heißt es kaufen, kaufen kaufen. Als altbewährte Werte und sichere Anlagen gelten die Emissionen der jahrestypischen Marktführer: „Stunksitzung“ in Köln und „Pink Punk Pantheon“ in Bonn. Alles natürlich bereits ausverkauft. Die allgemeine Hausse überträgt sich auch auf andere Szeneprotagonisten. Richard Rogler bekommt den Deutschen Kabarettpreis des Nürnberger Burgtheaters und das Kölner 3Gestirn gar den Deutschen Kleinkunstpreis (siehe Kasten). Als Start-Up des Jahres 2000 muss Johann Köhnich gelten. Vor Jahresfrist noch regelmäßiger Gast der „Offenen Bühne“ im Kölner Wohnzimmertheater, zeigt er sich jetzt mit launigen Interpretationen seiner eigenen Gedichte und einer grandiosen Bibelneubearbeitung einem großen Publikum. So etwas führt konsequent in den „Quatsch Comedy Club“ und zum „Köln Comedy Festival“. Zusammen mit Hinz & Kunz und Marius Jung wird Köhnich auch die hiesige Szene bei der Freiburger Kulturbörse vertreten.

    Aufgabe des Kolumnisten soll auch sein einige bisher weniger beachtete Künstler und -Innen aus dem Köln-Bonner Raum vorzustellen.

    Ludger Bott zum Beispiel wacht aus der Narkose auf und ist plötzlich ein Kunstfehler. Und dann schaut er uns an, durch seine diabolischen schwarzen Augenränder. Die sollten weg, sind aber noch da. Neu aber sind diese zwei Dinger, Körbchengröße D. Bott steigt als Opfer der plastischen Chirurgie voll ein in den Kassenkampf mit Versicherung, Gutachtern und Sozialpartnern. Er  seziert sein Schicksal, leidet redend und weidet sich doch an seinem Missgeschick. Ein perfides Täter-Opfer-Spiel im Körperwahn und somit „Reine Nervensache“ und so heisst schliesslich auch sein Programm, aufgeführt im Bürgerhaus Stollwerck. Allein für die Idee hat sich Ludger Bott schon eine Lebertransplantation mit anschließender Fußpflege verdient.

    „Hirnlos glücklich“ dagegen betritt das Kabarett A-Z die Bühne des Kölner Wohnzimmertheaters. Corinne Walter und Frank Zollner sind zwei alte Hasen. Ich würde Sie nicht so nennen, wenn Hasen nicht in einer ihrer Szenen konkrete Rollen wären. Ja, der Wahnsinn beschränkt sich nicht nur auf Rinder. Das Programm umfasst zirka 20 kleine schauspielerisch gewohnt glänzend ausgestaltete Miniaturen, mit viel Liebe zum Detail und dabei völlig durchgeknallt. Die beiden spielen virtuos mit dem Tempo und beweisen dabei, dass man auch mit einer ruhigen Szene das Publikum fesseln kann.

    Christoph Schmidtke dagegen ist ein Erzähler. Ein Glas Wasser auf dem Tisch, Licht an und dann entspinnen sich absonderliche Geschichten, die immer ganz nahe am eigenen Erleben anfangen und dann irgendwann, zunächst kaum merklich, in ungeheuerliche Dimensionen abdriften. Schmidtke entspinnt in seinem Programm „Der Totlacher“ eine oft tragische, aber immer komische Vita von der Kindheit über die Schule bis zur großen Liebe. Zum bösen Schluss steht dann im schwarzen Anzug der Tod vor der Tür. „Der Totlacher“ ist eine Wanderung zwischen den eigenen Abgründen mit überraschenden Wendungen und pointiertem Sprachwitz und ist im Bürgerhaus Stollwerck zu sehen.

    In diesem Zusammenhang ein Blick ins Atelier-Theater: Tom von Hasselt ist ein ganz Junger, zeigt aber bereits sein zweites abendfüllendes Bühnenprogramm in dem er traumhaft-traumatisch sein eigenes Ableben und seine postmortale Ankunft auf der Insel der totgemeinten Stars thematisiert. Der Titel „Jenseits von Tuten und Blasen“ trägt dabei einen tieferen Sinn, denn Tom von Hasselt singt und spricht zum Klavier und das mit diesem besonderen morbiden Charme, der sonst nur den Kollegen südlich der Donau zugesprochen wird.

    Wo wir gerade beim „Tod“ sind. Kondolenz an eine alte Kölner Institution des politischen Kabaretts. Die „Machtwächter“ haben aufgehört. Das Theater wird übernommen vom Kabarett „Kölner Filz“, ehemals „Die Filzläuse“, also von Marina Barth und Marko Furck. Der Spielort wird dann „Klüngelpütz“ heissen, in Anspielung auf eine ehemalige Justizvollzugsanstalt und das gängige Kölner Politikprinzip. Geplant ist ein festes Programm mit dem Hausensemble, dazu gelegentliche Gastspiele. Die Neueröffnung findet am 6.3.2001 statt.

    Junge Bühne im Stollwerck

    Erste eigene Texte geschrieben und dann in die Schublade gesteckt? Kleinere Szenen im Kreise der Lieben ausprobiert oder schon ganze Tucholsky-Programme in der Schulaula aufgeführt? Und jetzt? Das Theater 509 im Bürgerzentrum Stollwerck wird ab September 2001 im Rahmen der „Jungen Bühne“ NachwuchskünstlerInnen aus der Region Gelegenheit geben, sich einer breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren. In Zusammenarbeit mit dem Förderverein des Theaters werden für einen ca. 15 minütigen Auftritt professionelle Bedingungen und die entsprechende Unterstützung geboten. Angesprochen fühlen sollten sich Jugendgruppen, Schülerkabaretts und EinzelkünstlerInnen im Alter zwischen 16 und 21 Jahren. Ausführliche Informationen bei Ellen Ludwig und Rolf  Schramm im Bürgerhaus Stollwerck (Tel.: 0221 – 318053).

     

    Termine

    Köln, Comedia

    7. + 8.3.    Achim Konejung „Echt Abgefahren“

    9. + 10.3.  Erwin Grosche „Herr Helsinki will nicht Hauptstadt werden“

    16 + 17.3. Heinrich Pachl „Chaos und Spiele“

    Köln, Atelier-Theater

    jeden Montag   Rosa K.Wirtz „MitGift“

    Köln, Bürgerhaus Stollwerck

    16.2.      Iris Lamouyette „Lamoyettes Launen Lounge“

    Bonn, Pantheon

    7.-10.3.  Queen Bee & Pigor und Eichhorn „Quartett“

    15.-17.3.Alf Poier „Zen“

    Bürgerhaus Stollwerck

    16.2. Iris Lamouyette "Lamouyettes Launen Lounge" (Köln-Premiere)

    12.3. Die Improvisatoren "Mel Gibson singt Ibsen"

    14.3. Martin Maier-Bode "Spontan"

    2001-03-15 | Nr. 30 |





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