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    Ich packe meinen Koffer ...

    Das schönste Zitat der letzten Wochen war für mich ein Versprechen,das der Kabarettist Hagen Rether seiner (und meiner) Heimatstadt Essen gemacht hat (zu lesen in der hiesigen Tageszeitung WAZ): "Die meisten wissen das ja noch nicht, aber wenn ich einmal berühmt bin, werde ich nicht nach Berlin ziehen." Danke Hagen.

    Ich fange wie immer mit den Preisverleihungen an. Zwei Preise, die unterschiedlicher nicht sein könnten : Der Halterner Kiep (getragen und gefördert von der Stadt, der örtlichen Gastronomie und der Tagespresse mit ausgewählten Künstlern) und der Bielefelder Kabarettpreis (getragen von einer unermüdlichen Gruppe von Kabarettliebhabern und -profis, die stets um das nötige Geld kämpfen und Newcomern eine Chance geben).

    Beim Kiep gab es dieses Jahr das erste Mal neben dem Jury- auch einen Publikumspreis. Wie schon vor zwei Jahren waren vier Künstler nominiert: Der westfälische Stoiker "Stani" (Inhaber des Tegtmeier-Preises), das Düsseldorfer Damen-Duo "Schiffer / Beckmann" (mit dem Mut, Material aus dem brandneuen Programm zu bringen), der Saure unter den Sauren "Frank Sauer" (mit einem erstaunlichen Mix aus trashigen und ruhigen Nummern) und die unnachahmliche Leichtigkeit des Seins "Rolf Miller". Der letztgenannte konnte sich am Ende des Abends über den symbolisierten münsterländischen Kiepenkerl aus Quarzsand und Edelstahl freuen. Noch dazu hatte er das Publikum dermaßen begeistert, daß er auch deren Preis einsacken konnte. Verdient! Als "moderner Ekel Alfred" würdigte ihn die Jury, der den kleinen Mann verkörpert (in einer Art, die einen würgen könnte, wäre Rolf Miller nicht so gnadenlos komisch) und nicht die naheliegende Pointe, sondern immer die daneben liegende auskostet.

    Der Bielefelder Kabarettpreis (zugelassen sind nur Künstler, die ihr erstes Programm spielen und damit noch nicht länger als ein Jahr auf der Bühne stehen) ging dieses Jahr in seine fünfte Runde. Wie immer waren sechs Künstler und Künstlerinnen nominiert, die erst an einem Abend durch das Publikum in einer Vorrunde auf drei Finalisten reduziert wurden. Am zweiten Abend wurde der/die Gewinner/in durch eine Jury ermittelt. Dieses Jahr gab es das erste Mal eine Gewinnerin : Martina Schwarzmann aus Fürstenfeldbruck. Die Jurybegründung: "Sie ist überraschend und charmant. Sie ist ein Typ und trotzdem authentisch, sie kokettiert mit ihren scheinbaren Schwächen und war die absolute Abräumerin des Abends."

    Zweiter wurde Phillipp Weber aus Tübingen mit seinem Programm "Herzattacke" als neurotischer Singlemann und Platz drei ging an Rüdiger Höffken aus Krefeld für politisches Kabarett "Kleinkunst macht auch Mist".

    Der Künstler an sich ist nicht gerne allein. Man trifft sich gerne und am liebsten auf der Bühne. Nicht in den ganzen Mixshows, sondern bekannte Künstler treffen bekannte Künstler. Das Konzept, das es im Fernsehen gibt (u.a. Sendungen wie "Missfits & Verwandtschaft" im WDR) findet auch immer mal wieder den Weg auf die Bühne. Das Duo Tresenlesen hat sich im Bahnhof Langendreer z.B. gerne mit Kollegen der Zunft verabredet. Diese Tradition hat die bärtige Hälfte Jochen Malmsheimer wieder aufgegriffen mit "G.a.G.s. - Malmsheimer meets Grössen ausse Gegend" ein Konzept entwickelt, mit dem er (zusammen mit Heinz-Peter Lengkeit, Ape & Feuerstein und Piet Klocke) sogar auf eine kleine Tour durch die Ruhrgebietshäuser gegangen ist.

    Im Hundertmeister in Duisburg gibt es seit kurzem eine ähnliche Veranstaltung: "Sting trifft ..." Kai Magnus Sting (Kabarett-Newcomer und Paulaner Solo Finalist s.u.). Er hatte zuletzt Wendelin Haverkamp zu Gast.

    Der Tag, an dem Maren Kroymann beschlossen hat, die Bühne (und Fernsehkameras) für sich zu erobern, war ein goldener Tag für das zukünftige Publikum. Im März gastierte sie im Mülheimer Ringlokschuppen mit ihrem Programm "Gebrauchte Lieder", in dem sie (mit einer wunderbaren Stimme gesegnet) Lieder und Songs ihrer frühen Lebensjahre, der 50er und 60er Jahre, in neuen, manchmal skurrilen Cover-Versionen präsentiert. Begleitet wird sie dabei von der großartigen Band von Jo Roloff. Ich muß mich hier kurz fassen, deshalb sage ich nur: wer das Programm noch nicht gesehen hat ist es selber Schuld, denn er verpasst brillianten Humor mit einem Hauch Sentimentalität und fantastische Musikalität.


    Redaktion:
    Wiebke Doktor

     


    2002-06-15 | Nr. 35 | Weitere Artikel von: Wiebke Doktor





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