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    In Stuttgart Schießen lernen und Freunde treffen



    Im Oktober gab es im Renitenztheater in Stuttgart 12 Tage lang das „14. Stuttgarter ChanSongFest“. Diesmal waren Romy Haag, Schneewittchen, Fabian Schläper, Maria Bill, Matthias Ningel & Matthias Lüke, Lars Redlich, Martin O. eingeladen.

    artbild_200__SebastianKraemUnd aus Berlin Sebastian Krämer (Bild), der ursprünglich aus dem Ostlippischen kommt. Der Titel heißt „Lieder wider besseres Wissen“. Krämer ist ein Ausnahmekünstler, bei dem man sehr genau hinhören muss, was zu seinem Untertitel „Ein Sack voll Moll“ gut passt. Jahrelang hat er sich bei dem kürzlich verstorbenen Christof Stählin in dessen Werkstatt „Sago“ fortgebildet. Sein Einstieg mit seinem „Zigeunerlied“ erinnert an die frühen poetischen Lieder von Degenhardt. Ob Klavier, Text oder Gesang, auf jedem Gebiet hat Krämer eine hohe Professionalität erreicht.
    Die Ansagen sind humorvoll seine Ansagen oft satirisch, mit denen er seine Lieder verbindet. Sein aktuelles Programm ist sehr privat, ein kabarettistischer Hit wie „Deutschlehrer“ wäre hier fehl am Platz. Titel wie „Ich hab kein Liebeslied für Dich“, „Die Welt braucht keine Jongleure“, „Stadt der Träume“ oder „Herzbrecherinnen“ weisen inhaltlich die Richtung. Die Stimme ist manchmal etwas hoch, laute emotionale Passagen wechseln gekonnt mit einem ruhigen Liedererzählton ab. Immer wieder haben die Zuschauer Freude an seinen Binnenreimen wie „Ordinäre Drachen alle machen“ oder an Wortspielen: „Den Schwanenhals niemals voll kriegen“. Auch persönliche Bezüge und Erinnerungen an seine Kindheit werden eingeflochten, wie zum Beispiel in „Tschuldingung, ich muss jetzt zum Flötenunterricht“. Bewusst entfernt er sich vom allzu Satirischen, wenn er über seine Arbeit von „einem Gegenprogramm zu Einsicht und Vernunft“ spricht. Auch Themen wie „Tod“, die nicht so ganz einfach zu bearbeiten sind, hat er in diesem Programm einfließen lassen. Das kontrastiert wieder mit ausgefallenen Liedern wie „Schneemann aus Wolle“. Einige Zugaben zum Abschluss, so schnell lässt ihn das begeisterte Publikum nicht von der Bühne.


    artbild_200_ThomasSchreckenEine Art Lokalmatador ist Thomas Schreckenberger, der allerdings deutschlandweit erfolgreich ist und mit Kleinkunstpreisen überhäuft wurde. Die Themenvielfalt des ehemaligen Realschullehrers ist enorm, neben den aktuellen Themen wie Flüchtlinge, Rechtsruck kommen aber auch persönliche, selbstironische Passagen gut an. Er erzählt von einsamen Abenden in Hotels, überlegt, was seine Familie so macht, wenn er länger auf Tour ist. Im Vordergrund stehen politische Parodien, immer wieder erscheint Frau Merkel mit Raute, bis sich die Kanzlerin gegen Ende des Programms in Kinsky verwandelt.

    Dann geht es bei Schreckenberger im Eiltempo durch die gesamte Politlandschaft: Warum wurden wir nicht mit dem Elsass wiedervereinigt, warum ausgerechnet mit der DDR? Warum freuen wir uns auf TTIP und die amerikanischen Chlorhähnchen? Aus der Vergangenheit tauchen Stalingrad und Strauß auf, über Kitas und Amazon geht es zu Frau Clinton und Rente. Dann zu Frau Petry und die AFD, zu Heidi Klum oder Werbung und danach landet er schließlich beim Dschungelcamp. Das alles ist sehr professionell gemacht, sehr gute Texte korrespondieren mit seiner professionellen Darstellung. In der Mitte der Woche ist das Theater sehr gut gefüllt und die Zuschauer können sich schon auf die Premiere des neuen Programms freuen, die bald im Renitenz zu sehen sein wird.


    Neben den aktuellen Kabarettisten findet man natürlich auch Stars, die das Kabarett schon vor  Jahrzehnten geprägt haben. Zurück auf der Bühne mit seinen guten alten Nummern war z.B. Emil Steinberger, der fünf Tage im ausverkauften Renitenztheater gastierte. Das Programm heißt „Noch einmal“ und umfasst eine ganze Reihe von bekannten Alltagsnummern, die auch nach 30, 40 oder gut 50 Jahren immer noch aktuell sind, da Emil auf zeitnahe Politsatire verzichtet. Der Zweiundachtzigjährige wirkt agil, so wie man ihn aus den Fernsehwiederholungen seiner Programme der Sechziger und Siebziger Jahre in Erinnerung hat. Schließlich gab es eine gut zwei Jahrzehnt dauernde Pause, in der Emil eine lange Spielpause gemacht hat. Danach machte er   ausschließlich Lesungen. Endlich spielt er wieder und zwar so berühmte Stücke wie „Der Blutspender“ oder  „ Polizeihauptwache“,  in der ein Polizist im Nachtdienst am Telefon alle Notrufe abwimmelt. Oder es handelt sich um einen Piloten, der die Landebahn verfehlt, weil er und sein Co-Pilot noch nie eine Landung probiert haben. Der Neugierige in „Am Fenster“ stand ziemlich am Anfang der Show, später spielte er mit Original-Requisit auch „Der Kinderwagen“. Seine Nummern werden durch geschickte Conferencen verbunden, Kleinrequisiten wie Brille, Hut oder auch  Jacken und Kittel lassen die wechselnden Figuren lebendig werden. Natürlich kam er um Zugaben nicht herum, und seine Rede im Schützenverein mit dem Schlussspruch „Schießen lernen, Freunde treffen“, den diverse Kabarettisten übernommen haben, durfte natürlich auch nicht fehlen.


    Im Theaterhaus in Stuttgart waren auch kabarettistische Urgesteine zu sehen: Gerhard Polt und die Well-Brüder aus`m Biermoos, Sigi Zimmerschied mit „Tendenz steigend“, Rüdiger Hoffmann oder Gerd Dudenhöfer alias Heinz Becker.

    Dazu jüngere Kollegenartbild_200_MHatzius_DieEch, die man oft im Fernsehen sieht, wie Alfons, Florian Schröder, Michael Hatzius und seine Echse (Bild) , Ingo Appelt oder Lars Reichow. Gruppen, die aus dem Raum Stuttgart kommen, wie „Backblech“ oder „Eure Mütter“ waren gleich mit mehreren Produktionen zu sehen. Und natürlich gab es im Dezember auch viele Kleinkunstproduktionen, die sich mit dem Thema Weihnachten auseinandersetzen, wie z.B. Boogaloo und Jo Jung, die in Esslingen bei den Galgenstricken spielten, aber auch in Stuttgart im Laboratorium oder in der Rosenau.




     

    Termine:

    Stuttgart

    Theaterhaus:

    28.01.16 Alfons

    29.01.16 Martina Schwarzmann

    30.01,16 Helge und das Udo

    10.02.16 Sigi Gall

    11.02.16 Maxi Schafroth

    14.02.16 Christoph Sonntag

    19.02.16 Johann König

    21.02.16 Eva Eiselt

     

    Renitenztheater:

    26.01.16 Reiner Kröhnert

    28.01.16 Markus Maria Profitlich

    29.01.16 Jörg Knör

    04.02.16 Claus von Wagner

    10.-13.02.16 Matthias Richling

    18.02.16 Axel Pätz

    28.02.16 Werner Koczwara

    02.03.16 Robert Gries

    09.03.16 Thilo Seibel

    10.03.16 Bernd Regenauer

    16.03.16 Düsseldorfer Kom(m)ödchen

    17.03.16 Christoph Sieber

     

    Esslingen


    Galgenstricke:

    16.02.16 Peter Vollmer

    19.02.16 Link Michel

    27.02.16 Buschtrommel

    04.03.16 Honey Pie

    18.03.16 Maria Vollmer


    Redaktion: Bruno Schollenbruch

     

     

    2016-01-04 | Nr. 89 | Weitere Artikel von: Bruno Schollenbruch





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