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    Kritik: „Bollywood in Berlin“ im Kookaburra

    Der Comedy-Club Kookaburra in Berlin-Mitte ist der Prototyp eines Familienbetriebs: An der Abendkasse steht der zwölfjährige Sohn Linus und beweist sein Kopfrechentalent beim Kartenverkaufen. Am Tresen schenkt die Schwägerin Getränke aus, oft unterstützt von der Hausherrin Svenja. Falls diese nicht gerade bei ihrem Ehemann Sanjay auf der Bühne zu tun hat. Das hatte sie in diesem Sommer öfter, nämlich immer dann, wenn das familieneigene Programm „Bollywood in Berlin“ auf dem Spielplan stand. Als grober Rahmen für die Show dient eine eifrige deutsche Yogagruppe, die sich um ihren stark behaarten Guru versammelt, ihm dumme oder schlaue Fragen zum Thema Indien stellt und zwischendurch komplett sinnlose, aber meist sehr lustige Darbietungen wie live gesampelte Lieder, Pantomimen oder Tänze zeigt. Der Hausherr selber, einst Pantomimenschüler von Marcel Marceau, füllt dabei die Doppelrolle als Guru und als Conférencier-Sohn des Gurus aus.

    Sanjay Sihora ist das, was man eine klassische Rampensau nennt. Er liebt die Bühne so sehr, dass man nicht anders kann, als sich von seinem Schwung mitreißen zu lassen. Sein größtes Talent sind dabei klassische Stand-up-Szenen, in denen er scheinbar aus dem Stehgreif erzählt – mit bissigem Witz und charmantem Akzent, denn Sihora ist in Indien geboren. In „Bollywood in Berlin“ spielt Sanjays deutsche Frau Svenja die zickige Sprichwortgeberin, die gelegentlich auch selbst zum Mikro greift. Absoluter Höhepunkt der Show ist die Geschichte, wie sich Sanjay und Svenja in Paris kennen gelernt und ineinander verliebt haben. Das erzählen sie einmal als französisch-romantische Pantomime – und einmal als grelles Bollywood-Musical. Allein wegen dieser Nummer lohnt sich der Abend.

    Man merkt dem Programm an, dass es keine Regie eines Außenstehenden hat. So ist es ungefähr eine halbe Stunde zu lang und im zweiten Teil zu spannungsarm. Auch werden manchmal die Kinder-Inder-Wortspiele etwas zu stark ausgewalzt. Aber darauf kommt es gar nicht so sehr an, wenn man im Kookaburra sitzt. Denn das Lokal mit seiner warmen Atmosphäre strahlt in jeder Ecke aus, dass hier ein Künstlerpaar seinen Traum verwirklicht hat. Und Berührungsängste haben die beiden auch keine – kaum ist der Schlussapplaus verklungen, stehen sie schon wieder am Tresen und schenken Getränke aus.

    Redaktion: Susann Sitzler

    2005-09-15 | Nr. 48 | Weitere Artikel von: Susann Sitzler





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