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    Kritik: „Vier auf einen Streich“

    Gerburg Jahnke präsentiert drei Nachwuchs-Kabarettistinnen im Pantheon

    Gerburg Jahnke moderierte am 3. November im Pantheon, Dagmar Schönleber, Karolin Kebekus und Hilde Kappes begeisterten als herausragende Nachwuchstalente. Jahnke kann als Moderatorin mit beiläufigem Wortwitz das Publikum mit einem Nebensatz zum Johlen bringen und kriegt jeden (männlichen) Zwischenrufer gnadenlos in den verbalen Griff. Wenn sie kalauert, die Kirchenmusikerstochter Hilde Kappes mache Musik auf leeren Flaschen „und allem, was sonst noch so rumsteht“, reagiert das Publikum scheinbar schneller als sie selbst, die dieses Wortspiel dann auf jene eine Gehirnzelle schiebt, die bei ihr den Erkältungsvirus erwischt habe. Jahnke gibt sich erstaunt, dass junge Frauen heute immer noch Probleme mit Männern hätten. Dies, habe sie immer gedacht, sei doch etwas, was man „als ältere Feministin früher mal gehabt hätte“. Schönleber, Kebekus und Kappes belehren eines Besseren und überzeugen zugleich davon, dass das Leben unter den Bedingungen des real existierenden männlichen Chauvinismus weit mehr zu Lachen bietet als ohne ihn.

    Dagmar Schönleber, die auch mit „Schönlebers Rock’n’Read“ im Klüngelpütz auftritt und Gast bei Jürgen von der Lippes „Was liest Du?“ war, ist eine geistreiche Geschichten-Vorleserin und Liedermacherin/Sängerin. Sie erzählt eine neue Rotkäppchen-Variante, die sich als wahre Vorgeschichte Dieter Bohlens entpuppt, und erteilt mit umwerfender Singstimme zur Gitarre „Lebenslehren für Groupies“.

    Carolin Kebekus gibt eine soziologische Kurzstudie über den Kölner Stadtteil Ostheim. Dort floriert „Frank-Kevins Kampfhundeverleih“, und die Bewohner geben ihren Kindern aus pädagogischen Gründen von vornherein Namen, die man gut brüllen kann: „Jaqueline!“ „Schantall“. Der Name eines kleinen Jungen, der sich in der Schule als „Öwwes“ vorstellt, enthüllt sich in einer anderen von Kebekus erzählten Anekdote in der Schriftform als „Yves“. Das napoleonische Erbe der Domstadt lebt! Und es mischt sich mit einer gesunden, nicht zuletzt aus türkischen Wurzeln sich nährenden Macho-Kultur. Ebenso virtuos wie die jugendlichen Bewohner Ostheims verkörpert Kebekus ihre oberschlesische Großmutter und den Goldkettchen-tragenden Masseur im türkischen All-Inclusive-Ferienparadies.

    Hilde Kappes, Tochter eines Kirchenmusikers aus Bernkastel-Kues, packt ihre virtuose Musik-und-Rhythmus-Show in leitmotivische Reminiszenzen an ihre Jugend. Wie jener Flaschengeist, den die Moselwellen ihr einst vor die Füße spülten, entführt sie das Publikum mit Rhythmus und Gesang in den Orient. Ihre Instrumente dabei sind – neben ihrer Stimme – Kunststoffflaschen, ein so genanntes Delay-Gerät, ein Konzertflügel und ein umgebautes Berliner Abflussrohr.

    Der 4-Frauen-Abend bot Kleinkunst von höchstem Format, hinreißende Musikalität, weiblichen Wortwitz und ein Feuerwerk an Typen und Rollen.


    2007-12-15 | Nr. 57 |





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