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    Neues aus „Àodìlì“


    „Àodìlì“, die chinesische Bezeichnung für Österreich, nennt Thomas Maurer sein neues Programm. Es spielt im Warteraum des Pekinger Flughafens. Hier sitzt der Protagonist, Sigi Gschwandtner, der als Techniker Gastarbeiter in China war und nun ausreisen möchte. Ein sehr stimmiger und empfehlenswerter Kabarett-Monolog – nicht nur für Chinesen!

    Lukas Resetarits, der Meister des politisch-gesellschaftskritischen Kabaretts, hat sein 23. Programm im Wiener Orpheum vorgestellt. „Osterreich – ein Warietee“ nennt er es. Nach längerer Zeit baut er wieder einzelne Nummern in seinen Monolog. So tritt am Anfang ein versoffener Varietéansager (nein, nicht Conférencier!) auf, der die großartigen Attraktionen des Luka Rezezakis anzusagen versucht. Resetarits muss dort auftreten, denn im Zuge der globalen Krise hat auch er viel Geld verloren. Es gibt ein Wiedersehen mit Branko Simic – eine Paraderolle von Resetarits! – dem jugoslawischen Gastarbeiter, der längst mit Familie eingebürgert und überassimiliert ist. Nun tritt dieser als älterer Arbeitsloser auf, der mittlerweile als Fahrradbote angeheuert hat, allerdings kein Fahrrad besitzt, und somit die Strecken großteils mit Bahn und Bus zurücklegt. Paradoxerweise hat sein Sohn ihn wegrationalisiert. Zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit hat Resetarits auch einiges anzubieten: Man könnte Arbeitslose zum Beispiel als lebende Zäune oder als persönliche Warteschleife in Call-Centern einsetzen. Letzteres ist eine Glanznummer des neuen Programms, das „Osterreich“, nicht Österreich, heißt, denn Umlaute sind eine Fortschrittsbremse, sind nicht global, nicht international, einfach provinziell.

    Etwas ganz anderes präsentieren uns Die drei Friseure. Das Trio aus Vorarlberg gibt sein erstes Programm „Superhorror“, das laut Eigendefinition „Selbstunterhaltung der Sonderklasse“ ist. Musik, Trash und Kabarett finden sich in diesem sehr amüsanten, teils improvisierten Programm um die vier Grundthemen Gaudi, Romantik, Horror und Ethno. Nicht zu Unrecht räumten sie in den vergangenen Jahren renommierte Nachwuchspreise ab, denn ihr Programm ist eingebettet in eine exzessive Bühnenshow, erfrischend anders und politisch unkorrekt. Nichts ist ihnen heilig, aber ihre hinterfotzigen Kommentare sind nie unter der Gürtellinie, wahrscheinlich wegen der, auf der Bühne präsenten, Winkekatze! Lieder wie „Heimat“ oder „Winterzauberland“ begeistern ein Publikum, das sich darauf einlässt. Daher sehr empfehlenswert für Freunde/Freundinnen einer trashigen Frisur und Veranstaltung. Wertung: 5 Trockenhauben (mindestens).

    Bleiben wir in Vorarlberg, aber kommen nun zu den Sommer-Festivals. Seelax gibt es auch heuer wieder, und zwar im Freudenhaus an der Seepromenade in Bregenz, vom 17. Juni bis 22. August 2009. Das abwechslungsreiche Programm reicht von Jazz, Rock, Folk und Chanson über Kabarett, Varieté und Comedy bis hin zu Theater und Vorträgen. So gibt es maschek. (16.6.) oder René Marik mit „Autschn!“ (18.6.). Die Solisten Brix, Gunkl und Malmsheimer präsentieren sich als Trio „Selbdritt“ (24.6.). Stefan Slupetzky liest – hörspielgleich –aus seinem vierten Krimi „Lemmings Zorn“ (26.6.). Tags darauf präsentiert Alfons „Seine schönsten Umfragen“, diesmal auf der Bühne, nicht im Fernsehen. Ein Entertainer da wie dort. Lukas Resetarits ist ebenso zu Gast (7.7.) wie Irmgard Knef (9.7.), die Ihnen „Mein Wien“ in Bregenz zeigt. Für urban gesonnene Menschen gibt es am 10.7. Wortfront (Sandra Kreisler und Roger Stein) mit „Von Vorn mit Anlauf“, Chansons im Hip-Hop-Format, begleitet von den Musikern Rouven Schirmer (Cello) und Johannes Krampen (Geige). Alf Poier ist mit „Satsang“ (15., 16.7.), Georg Ringsgwandl mit „Der schärfste Gang“ (18.7.) und Die Geschwister Pfister sind mit „In der Klinik“ (30.7.) zu sehen.

    Bereits zum 13. Mal findet im steirischen Kapfenberg das Komikfestival „Comicodeon“ statt. Jürgen Gschiel und sein Team präsentieren auch heuer wieder Clowns und Komiker der internationalen Extraklasse. Im Theater „Spiel!Raum“ können Sie am 27.8. ab 20 Uhr Johnny Melville (GB) mit „Best of Johnny“ und anschließend Konrad Stöckel mit „Konrad and Friends – Anarchy in Comedy“ sehen. Am nächsten Tag folgen Sabine & Gerda mit „The Party!“ und Hilary Chaplain aus den USA mit „A day in her life“. Am 29.8. schließlich ist Leo Bassi mit „Utopia“ zu bestaunen. An allen Tagen werden Stadtrundfahrten mit Helfried sowie neuem Elan und neuer Route angeboten, wobei man sich diesmal sogar in die Nachbarstadt Bruck an der Mur unter dem schlüssigen Titel „Von Kapfenberg bis Bruck – und gleich wieder z’ruck“ wagen wird. Und wer Clowns- und Komikseminare besuchen will, der hat vom 24. bis 29. August in Kapfenberg dazu Zeit.

    Jürgen Gschiel macht seit 15 Jahren Kulturveranstaltungen in Kapfenberg und versucht somit, Kultur aufs Land zu bringen. Die Stadt liegt in der industriegeprägten Mur-Mürzfurche und ist ein harter Boden für Kulturschaffende und Veranstalter, denn es ist, laut Gschiel, generell sehr schwer, die Menschen in der Region für etwas zu begeistern. Kapfenberg leistet sich zwar ein reges Kulturprogramm, darunter das KUZ (Kulturzentrum mit Galerie und Museum), aber bedingt durch die Wirtschaftskrise, die in dieser Region deutlich zu spüren ist, wurde auch das Kulturbudget massiv gekürzt und somit gibt es ebenfalls Einschränkungen beim Festival „Comicodeon“. 2003 hatte man noch rechtzeitig die neue Spielstätte, den Spiel!Raum, erkämpft. Zum „Comicodeon“-Festival noch ein paar Anmerkungen: Gschiel war seit Jugendtagen fasziniert von der Figur des Clowns, und da war der Schritt zum Festival ein vorgegebener. Nachdem er Jango Edwards vor rund 25 Jahren erstmals live sah, war es um ihn geschehen. Nach langer Überzeugungsarbeit war auch die Stadt Kapfenberg bereit, ein solches Festival mitzuveranstalten, in dessen Mittelpunkt die Workshops standen und stehen.

    Die Reaktion der Bevölkerung war anfangs ablehnend, denn man fragte sich kopfschüttelnd ‚Was machen die Kasperln da in der Stadt? Die ziehen sich nackt aus, stellen sich auf die Bühne und bekommen noch Geld dafür!‘ Mittlerweile hat sich diese Einstellung gewandelt, denn fast alle haben kapiert, dass Lachen einfach toll ist. Dennoch: Die Veranstaltungen und Seminare werden zu 80 % von Auswärtigen besucht.

    Noch ganz kurz zu einem anderen Sommer-Festival: Das 19. „Festival der Träume“, das vom 5. bis 23. August 2009 in den Innsbrucker Stadt- und Ursulinensälen unter dem Titel „Liebesknall & Lachanfall“ stattfindet, bietet im Kinder- wie Abendprogramm internationale Kleinkunst.

    Und sonst im Sommer? Das Österreichische Kabarettarchiv präsentiert in Straden die Ausstellung „Zwischen Tränen und Gelächter“. Es geht dabei um das österreichische Nachkriegskabarett und um die Frage, wie sich die Unterhaltungskultur nach dem Zweiten Weltkrieg gestaltet hat. Und ob das Kabarett in dieser Zeit die schlichte Fortsetzung von Altbekanntem war oder man sich um einen reflektierenden Neubeginn bemühte.

    Musik gibt es auch: Die Mobile Musikalische Eingreiftruppe (MME) präsentiert Blasmusik im Dschungelgroove und Urwaldrhythmus, mit schrägem Sound, Slapstick und „Sambalkanpolka“. Wenn Sie MME sehen wollen, was anzuraten ist, haben Sie dazu am 25. Juli beim Eröffnungsfest der „Salzburger Festspiele“ Gelegenheit. Oder im September beim Komikfestival in Velden, das vom 10. bis 13. im Casineum Velden stattfindet. Im Programm Willy Astor mit „Reimgold“, das GlasBlasSing Quintett aus Berlin mit „Liedgut auf Leergut“, maschek. oder Werner Brix mit „Megaplexx2“, dazu Ohne Rolf mit „Blattrand“, Helmut Schleich mit „Der allerletzte Held“ und abschließend gibt es eine kabarettistisch-philosophische Matinee zum Thema Kulturpolitik.

    Nun noch zu den Premieren, die uns im September erwarten: Am 8. bringt das „Simpl“-Ensemble „Ich bin viele“, am 14. folgen Weinzettl & Rudle mit ihrem dritten gemeinsamen Programm „brutal normal“ und Ende des Monats präsentieren in Wien Irmgard Knef „Himmlisch“ und Sigi Zimmerschied „Zeitgeister“.

    Einen schönen Sommer, viel Spaß und täglich ein herzliches Lachen!

    Redaktion: Iris Fink

     
    2009-06-15 | Nr. 63 | Weitere Artikel von: Iris Fink





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