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    Neues vom Mogul

    Irgendwann einmal hat es einen Bundespräsidenten gegeben, der von beinahe nichts anderem, gesprochen hat, als von einem Ruck. Der hängt jetzt wieder auf unzähligen Plakaten in der ganzen Republik und immer noch geht es um das Wort Ruck, ganz so, als hätte sich der gute alte Roman die Rechte an diesem Begriff gesichert. Im guten alten Schwabing, das schon so oft von so vielen abgeschrieben wurde als Imbissmeile für Manta fahrende Vorstadtstenze ruckt es nun schon seit geraumer Zeit gewaltig. Davon war an dieser Stelle schon des öfteren die Rede und da es immer noch ruckt, soll dies auch in dieser Ausgabe erwähnt sein. Viele können sich noch an die Trauergesänge erinnern, die angestimmt worden sind, als vor dreieinhalb Jahren das Ensemble der Münchner Lach- und Schießgesellschaft zu Grabe getragen wurde. Obwohl das Publikum aus immer weniger, immer älteren Menschen bestand, heulte so manches Feuilleton und stimmte die Melodie vom Abgesang auf das Ensemblekabarett an. Jetzt kann an selber Stelle die Wiederauferstehung besungen werden. Im Juni wird es das Ensemble wieder geben. Nicht nur in München bekannte Namen werden auf den Programmzetteln stehen: Holger Paetz wird der Chef der Gruppe sein. Mit Michael Altinger wird ihm ein erfahrener junger Mann zur Seite stehen, der sowohl als Solokabarettist als auch als langjähriges Mitglied des Lustspielhausensembles vielfach positiv vorbelastet ist. Uli Bauer, der dritte im Bunde, ist in München aus der Kabarettszene nicht wegzudenken, spielte im "Aschentonnenquartett", war einer von "Baier, Bauer, Zauner" und ist als "Komikaze" auch Solo in guter Erinnerung. Mit Viola von der Burg ist natürlich auch eine Frau dabei, die zwar in Kabarettkreisen noch weitgehend unbekannt ist, aber als Schauspielerin mit komischem Talent schon von sich reden machen konnte. "Spannend" findet Hauptautor Paetz die Herausforderung "Lach- und Schieß". Natürlich wird es im neuen Programm um den guten Herrn Stoiber gehen und Paetz scheint sich beinahe sogar schon darauf zu freuen, das Programm nach vollzogener Bundestagswahl umzuschreiben, denn mindestens bis November wird das Ensemble auf Deutschlandtour sein. Es gibt sie also noch, die Freude am Politkabarett. Allzu viele Tourtermine sollen allerdings nicht in den Kalendern stehen, denn auch die Solokarrieren der Ensemblemitglieder sollen nicht zu kurz kommen. Das wäre auch zu schade, hat doch gerade Michael Altinger sein neues Programm "Mächtig" im Theater im Fraunhofer vorgestellt. Begleitet von Einmannband (Martin Julius Faber) wird das staunende Publikum nach Strunzenöd verführt, wo Bayern so ganz anders ist, als man es sich gemeinhin vorstellt. Alle sind ganz lieb zueinender, im Herrgottswinkel stehen keine Bilder von verstorbenen, grobschlächtigen Regenten, sondern Mahatma Gandhi strahlt seine Energie in die friedlichen Bauernstuben. Ein bayerisches Absurdistan, in dem Kampfhunde zu Schosswauwaus werden, wenn man sie nur richtig anpackt. Eigentlich gibt es in Deutschland ja nur einen einzigen Mogul. Der heißt Leo Kirch und ist zur Zeit ziemlich pleite. In München jedoch gibt es noch einen Mogul, einen Hallenmogul nämlich. Wolfgang Nöth heißt dieser Mann, der den Kunstpark Ost zu einer national beachteten Vergnügungsmeile gemacht hat. Jetzt hat er in der Nähe seines Areals das Odeon-Spiegelzelt im Stil der 20er Jahre errichten lassen, um dort gehobene Kleinkunst zu veranstalten. Es gibt – und das ist allemal eine Nachricht wert - eine neue Bühne in der Stadt. Jockel Tschiersch, Sven Ratzke, Ars Vitalis, Etta Scollo, die Tiger Lillies und Gale Tufts geben dort in den Eröffnungswochen ihre Visitenkarte ab. Eine neue Heimstatt für die Glamourvariante der Kleinkunst hat ihre Pforten geöffnet und vielleicht wird diese Art der Unterhaltung, die hinter dem bayerischen Kabarett in der Landeshauptstadt bisweilen kaum auszumachen war, endlich ihren Platz gefunden. Infos unter : www.odeon-spiegelzelt.de Etwas ganz anderes als das Übliche haben einmal mehr die unvergleichlichen Zwei von Faltsch Wagoni auf die Bühne gestellt. "Deutsch ist dada" heißt das neue Werk von Silvana Prosperi und Thomas Busse. Wer bisher immer geglaubt hat, Deutsch sei eine langweilige Sprache, für alles ziemlich ungeeignet, was sich schön und interessant anhören soll, der wird von den beiden Sprachakkustikkünstlern eines Besseren belehrt. Dass unsere Muttersprache schwer ist, wissen wir noch aus dem Deutschunterricht, welche Möglichkeiten sie in sich birgt, wissen wir seit Faltsch Wagoni. Wortgefechte werden ausgetragen, scheinbar sinnlos und absurd, und dennoch kann man mitgehen mit den beiden, scheint Dinge zu verstehen, die nicht zu verstehen sind. Sie wirken gaga, wie sie trommeln, die Gitarre zupfen, die Konzertina quetschen, Geräusche produzieren und sind dada, wenn sie Worte bilden, Sätze schmieden, Texte dichten. Mit jedem Programm schaffen es die beiden aufs Neue ganz anders zu sein als die anderen und als sie selbst zuvor. Langweilig wird es bei den beiden nie, dafür sind sie viel zu genial. Schräg verspricht auch "Gabrieles Welt" zu werden. Im Heppel und Ettlich hat das Programm der Münchner Sopranistin Gabriele Mertesdorf Premiere. Von Oper bis Pop wird da geträllert, mit Humor, Leidenschaft und - wie kann es anders sein – mit Ironie. Man darf gespannt sein.

     
    Kleinkunst-Sendung bei Radio LORA, München

    Seit Sendebeginn des Lokalsenders LORA MÜNCHEN gibt es die Sendung „Liederliches und Kleinkunst“ - von und mit Harald Bischoff als Redakteur und Moderator. Sie wird jeweils am Sonntag von 21.00 bis 22.00 Uhr auf UKW 92,4 MHz und im Kabel auf UKW 96,75 MHz ausgestrahlt. Es geht in der Hauptsache um LiedermacherInnen wie Ludwig Hirsch, Joy Fleming,  und um KabarettistInnen wie, Angelika Sedelmeier und ausserdem gibt es „Philipp Sonntags Wort zum Montag“.

    Agentur Olivia Reineck

    AdNr:1089 

    2002-06-15 | Nr. 35 |





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