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    Premiere: Tobias Sudhoff "Schuld und Bühne"

    Lachen und Entsetzen sind gute Freunde - und Sudhoff, ein rasiermesserscharfer Voyeur des alltäglichen Wahnsinns, versöhnt diese scheinbaren Gegensätze in seinem neuen Programm. Das Publikum wird von Anfang an auf eine Reise mitgenommen, und nur wenigen Kabarettisten gelingt es, einen roten Faden beizubehalten, der dem ganzen Abend bis zur letzten Minute so die Spannung hält. Da ist der Opa Caroli, den Sudhoff als Junge geliebt hat, der aber, wie im Laufe des Programmes heraus kommt, als Nazi sich zutiefst schuldig gemacht hat. Und da ist Miriam, die Frau, in die Sudhoff sich verliebt hat, deren jüdische Großmutter im KZ umgekommen ist. Harter Tobak für einen Kabarettabend – aber dennoch gelingt es dem Nachwuchstalent, die Balance zu bewahren. Nicht zuletzt wegen der außergewöhnlich schönen Musik: Unterstützt von dem Bassisten Klaus Benson, singt und spielt sich Sudhoff durch das Programm, daß es eine Wonne ist, zuzuhören. Man merkt ihm an, daß er als Jazzer fest mit Größen wie Charlie Mariano, Knut Kiesewetter, Gerd Dudek uva. zusammenarbeitet. Da swingt er durch die Pardoxien des moralischen Menschen („ja wenn Du gut bist, ist das Leben eine Qual“) und schon Minuten später ist es mucksmäuschen still im Saal, wenn er von seiner Sehnsucht singt („nur für eine Nacht wär ich gern...“). Lachen darf man auch über die Conférencen, in denen er erläutert, warum er keine Frau findet („die hat mich verlassen, weil ich zu neugierig sei. Gesagt hat sie es mir nicht, aber in ihrem Tagebuch habe ich´s gelesen...“), woher die Penner an den Bahnhöfen kommen („die wollten alle mal nur eine Karte ziehen..“) und so vieles mehr. Tobias Sudhoff ist ein melancholischer Entertainer, den man nicht verpassen sollte – kaum ein Kabarettist findet wie er in der boomenden Comedywelt eine Passage mit feinen Zwischentönen, ohne den Zeigefinger zu heben.

     

    2003-12-15 | Nr. 41 |





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