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    Presssack Royal

    Im Kabarett darf man alles, in der Comedy sowieso. Da wird denunziert, überhöht, durch den Dreck bzw. den Kakao gezogen, verarscht, veralbert und verkohlt. Man zeigt mit dem Finger auf das, was einem nicht passt. Man darf böse sein, gemein, manchmal auch verletzend und bisweilen wird das Lachen über eine Pointe zum Auslachen. In diesem Sinne ist Andreas Giebel weder Comedian noch Kabarettist. Ihm ist es vielmehr in den 20 Jahren seiner Karriere gelungen, eine neue Form des Kabaretts zu kreieren. Er ist so etwas wie der Siegfried Freud der deutschen Kleinkunstbühnen. Er beobachtet seine Figuren, schleicht in sie hinein, versucht auch die schrägsten Typen zu verstehen und hilft ihnen zu einer neuen Existenz auf der Bühne. Und das Erstaunlichste an den Geschichten über die Stehtischtrinker und Strawanzer: sie sind richtig lustig. Da steht kein Kabarettist auf der Bühne, der sich über eine in die Jahre gekommene Liebesbeziehung witzelt. Das steht ein Typ auf der Bühne, der davon berichtet, wie es abläuft, wenn sich „befreundete Ehepaare“ zum gemeinsamen Kochen verabreden. Man hört ihnen gerne zu diesen Typen, die sich Puschkin nennen oder Achter, weil sie multiple Persönlichkeiten sind. Und vielleicht stellt sich der ein oder andere, der Giebels Programm gesehen hat, einst wirklich einmal an einen nach abgestandenem Bier riechenden Stehtisch am Viktualienmarkt und hört sich an, was ein echter Willybecherphilosoh zu berichten hat. Über das Leben, das sich so recht keiner erklären kann. Auch das Buch mit dem Titel „Um was geht’s eigentlich“ kann da nicht recht weiterhelfen. Denn in ihm stehen zwar Regeln, aber die sagen manchmal auch nicht viel. Ein Satz wie „Leben widerspricht allen Regeln“ taugt nur wenig zu Lebenshilfe. Giebels grandiose Studien menschlicher Randexistenzen, seine schier erdrückenden Bühnenpräsenz, seine schauspielerische Meisterschaft und sein philosophischer Humor („Den Geschmack von dem Geruch, den hätt' ich gern, aber ohne was zum Essen“) sind ein weiterer Pflasterstein auf dem Weg Giebels zu unsterblichem Kabarettruhm, „der Sonne entgegen“ – so der Titel seines Programms.

    Im Gegensatz zu Giebel ist das Quartett der Couplet AG eher traditionalistisch. Das ist bayerisches Kabarett wie man es sich vorstellt. Derb, respektlos und in einer Weise überzogen, dass der zugereiste Zuschauer sich fragt: Wie halten die das eigentlich immer noch aus in diesem Gruselkabinett mit Namen Freistaat Bayern. Zehn Jahre gibt es die Couplet AG mittlerweile und pünktlich zum Jubiläum präsentieren Anna M. Spies, Jürgen Kirner, Hans Dettendorfer und Bernhard Gruber ihr neues Programm, dessen Titel kaum deftiger sein könnte: „Pressack Royal“. Der Pressack ist eine Bayerische Wurstspezialität aus gekochtem Schweinekopfleisch und Schweinebacken und beinahe allem anderen, was sonst in kein Lebensmittel verwurstet wird. Und so kommen im Kabarettprogramm beinahe alles Spezialitäten, die es nur in Bayern gibt und die anderswo keiner haben möchte (Stoiber) unter das satirische Metzgermesser. Der große Hanns-Christian Müller, Regisseur der legendären Polt-Filme „Kehraus“ und „Man spricht deutsch“ hat das Programm auf die Bühne gestellt. Ihm ist eine großartige Rückkehr auf die kleinen Bretter der Kleinkunstbühnen gelungen. „Pressack Royal“ – Bayern mir graut vor dir.

    Redaktion: Andreas Rüttenauer

     Agentur Olivia Reinecke 

    Termine:

    AUGSBURGER KABARETT TAGE 2004

    26. Februar bis 31. März 2004

    Die AUGSBURGER KABARETT TAGE wurden 1997 zum 20jährigen Bestehen des Kulturhauses Kresslesmühle gegründet. Seitdem haben sich die AUGSBURGER KABARETT TAGE - neben der Leipziger Lachmesse und Köln Comedy - zum größten deutschen Kabarettfestival entwickelt bei dem in der Fasten- und Starkbierzeit zwischen dem Aschermittwoch und Ostern an den unterschiedlichsten Spielorten im Raum Augsburg die Highlights, Shooting-Stars und Topacts des Kabaretts präsentiert werden.

    Zum Festival 2004 sind u.a folgende Künstler angekündigt: 

    Couplet-AG, Klaus Birk, Klaus Kohler, Sinasi Dikmen, Jess Jochimsen, Peter Spielbauer, Andreas Rebers, Heinrich Pachl, Christoph Brüske, Faltsch Wagoni, Mäc Härder, Urban Priol, WOMEDY, Weiss & Sommerwerk, Dr. Eckhart von Hirschhausen, Ingo Börchers, Dieter Nuhr, Rosa K. Wirtz, Simone Solga, Lars Reichow, Alvaro Solar, Schiffer/Beckmann, FAST FOOD Improvisationstheater, Volker Pispers

    AdNr:1089 

    2003-12-15 | Nr. 41 | Weitere Artikel von: Andreas Rüttenauer





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