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    Satire lebt!

    Und dies beidseits des Rösti-Grabens. (Übrigens: Diese real nicht existierende Senke trennt die deutsche von der französischen Schweiz. Rösti ist ein typisches Deutschschweizer Kartoffelgericht. Und da die beiden Volksgruppen vor allem bei eidgenössischen Abstimmungen kaum gleich denken und entscheiden, spricht man eben vom Rösti-Graben. Aber mit der Kleinkunst hat dies nichts zu tun).

    Seit diesem Jahr gibt es in der Schweiz einen neuen Kleinkunstpreis: Der SurPrix ist ein Überraschungspreis, mit dem die ktv (Künstler, Theater, Veranstalter) besonders innovative und originelle Kleinkünstler auszeichnen will. Der Preis wird jeweils Ende April im Rahmen der Künstlerbörse in Thun verliehen. Erste Preisträgerin ist „La satire continue„ aus Basel. Die mitwirkenden Künstlerinnen und Künstler sind zwar seit Jahren bestens bekannt, doch die Produktion im Kulturrestaurant Parterre ist neu und einzigartig. Seit November letzten Jahres bringt ein zehnköpfiges Ensemble monatlich ein neues topaktuelles Kabarett-Programm auf die Bühne. Unter dem Namen „Zytdruck„ arbeiten die mitwirkenden Autoren, Musiker und Schauspieler tatsächlich unter schwierigsten Bedingungen: In rund 10 Tagen wird das Programm geschrieben und in lediglich 3 Tagen wird es eingeübt. Gleichzeitig entsteht eine Pendlerzeitung unter demselben Label. Topaktuelle Themen aus dem In- und Ausland werden bissig, schräg, witzig und mit der notwendigen Respektlosigkeit umgesetzt und dem zahlreichen Publikum serviert. Die 3 Veranstaltungen sind jeweils restlos ausverkauft.

    Seit 1997 gibt es das „Swiss-Military CHAOS Schockestra„. 14 Musiker, vor allem Bläser, aber auch ein Gitarrist, ein Keyboarder und ein Schlagzeuger, allesamt übrigens mit bürgerlichen Berufen, also keine Berufssoldaten, bilden das chaotisch schräge Orchester aus dem Kanton Zürich. Geleitet wird die Band durch Oberleutnant Rolf Epprecht. Wo die lustige Musik aufspielt, an Firmen- oder Vereinsanlässen, bei Volks-, Dorf- oder Zeltfesten, schunkelt das begeisterte Publikum sofort mit, schmunzelt, lacht und stampft beharrlich den Rhythmus mit.

    Und jenseits des Rösti-Grabens? Da hat sich in der Zwischenzeit das Trio SOS rösti formiert. Die Formation ist äusserst anpassungsfähig und tritt einmal als mittelalterliches Gaukler-Trio mit Zauberer, Komiker und Marktschreier auf, ein anderes Mal als falsche Kellner-Equippe bei Diners und Weindegustationen. Pierre Mandry, bekannt auch als „Pierre le crieur„, kredenzt dabei gerne seinen roten oder weissen Wein, welcher an den Ufern des Genfersees heranwächst. Weitere Schauspieler/-innen und Akrobaten können jederzeit hinzugezogen werden. Die Association recto/verso kann an Schulfeiern ebenso auftreten wie am Kompanieabend, im Zug oder auf dem Schiff. Man propagiert die mobile Unterhaltung, - auch für Kinder.

    Als genau so verwandlungsfähig erweist sich der Kabarettist mit der schönsten Stimme: Osy Zimmermann. Zusammen mit zwei Kollegen bildet er das Oswald Streich Trio, welches sich der Pflege der Werke des niederbayerischen Komponisten Oswald Streich (1909-1944) widmet. Sein Oeuvre galt bis zum Zufallsfund auf dem Nummernkonto einer grossen Schweizer Bank als verschollen. Zur Aufführung kommen Ausschnitte verschollener Fragmente, vergessene Collagen und in ihrer Bedeutung noch nicht genügend gewürdigte Ready Mades, - also Kammermusik zwischen Durch- und Abbruch. Zusammen mit der Pianistin Daniela Schumacher spielt Osy Zimmermann auch „TEA FOR TWO„, ein animierendes, sinnlich-schräges, augenzwinkernd-leidenschaftliches, tiefgründiges und humorvolles Programm mit Liebesliedern zwischen Kitsch und Klassik.

    Ein besonderes Spektakel bieten „Les francs glaçons„. Nahezu ohne Worte präsentieren die zwei Frauen und vier Männer ein furios-visuelles Schauspiel, unterstützt durch eine reale Hintergrundgeräuschkulisse. Der Zuschauer, natürlich auch die Zuschauerin, hat das Gefühl, tatsächlich live bei einer Sportveranstaltung dabei zu sein. Die konditionell gut vorbereiteten Francs Glaçons stellen 53 Figuren dar und nehmen 24 Sportarten auf die Schippe. Bei ihren pantomimischen und slapstickartigen Clownerien bedienen sie sich des Stilmittels der Überzeichnung und geraten dadurch in kleine bis grössere Katastrophen. „Adrénaline„ ist eine entfesselte Show, dynamisch, lebhaft, voller Punch und Rhythmus, mit vollem Körpereinsatz und dabei hochkomisch.

    Les trois suisses kommen übrigens nicht aus der Romandie, sondern aus der Deutschschweiz. Mit viel Comedy schwelgen „die drei Süssen„ in ewigschönen Heulern wie „I’m just a Gigolo„ oder Gassenhauern wie „Sexmachine„. Strom benötigen sie keinen, aber sie machen aus den Songs durch die unkonventionelle, charmante und originelle Besetzung etwas elektrifizierendes, so dass der berühmte Funke sofort auf jedes Publikum überspringt.

    Redaktion: Peter Niklaus

     

    2001-09-15 | Nr. 32 | Weitere Artikel von: Peter Niklaus





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