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    Sofa, so good ...!

    Große Pläne schmieden das CONSOL-Theater in Gelsenkirchen und Artistik Dance (Klaus Borkens und Janna Schimka) aus Essen/Mannheim. Die einen haben eine sehr schöne, vielseitig nutzbare Spielstätte in Gelsenkirchen, die anderen jahrelange Erfahrung mit der kreativen Auseinandersetzung, die es braucht, um die Elemente Artistik, Tanz und Theater zu verbinden. Die gemeinsame Vision heißt nun: „Artistik Dance Theatre Performance Research Center“. Gemeint ist damit ein Ort für Vorführungen und forschende Arbeit mit überregionaler Wirkung.

    Dos ToledosEin erster öffentlicher Schritt war die Ausrichtung von „Horizonte – 1. Artistik Tanztheater-Festival Ruhr“. An zwei Abenden zeigten Solisten und Ensembles aus verschiedenen Sparten ihre Arbeiten und damit ihr Verständnis davon, spartenübergreifend zu arbeiten.

    Und da waren noch mehr Angebote, die sich an der Konzeptidee der Organisatoren orientierten. So gab es im Vorfeld des Festivals zwei Workshops, die den Forschungs- und Lehrcharakter der Idee repräsentierten. „Tanzakrobatik-Partnering“ geleitet von Klaus Borkens und Janna Schimka und „Budoflux-Techniken und Partnering“ mit Howard Katz Fireheart. Für beide Fortbildungsangebote war der Pas de deux Ausgangspunkt. So wird das Ziel der Workshops in der Ausschreibung wie folgt dargestellt: „Es geht um die Erweiterung des Pas-de-deux-Gedankens … Dieser Ansatz stellt die physische Kommunikation auf der Bühne in den Mittelpunkt und basiert auf der Auffassung, dass jede Form dieser Kommunikation, ob solistisch, im Duo oder in der Gruppe, als ein Pas de deux (als Partnerarbeit) anzusehen ist – ein ständiger Austausch, Reflexion, Dialog mit sich, seinem Körper, seinem (Bühnen-, Tanz-, Aktions-)Partner und seinem Umfeld (Raum, Objekt, Text). Sie findet ihren Ausdruck in einem körperlichen und mentalen ‚In-Relation-setzen’.“

    Darüber hinaus fand zeitlich parallel das 3. Akrobatik Festival Ruhr statt, ein überregionales Treffen von Akrobatiktreibenden. Die Teilnehmer dieses Treffens hatten Gelegenheit, die Vorstellungen des Artistik Dance Festivals zu besuchen und die Akteure/Akteurinnen des HORIZONTE-Festivals boten Workshops auf dem Akrobatik-Festival an, womit dem Grundgedanken des spartenübergreifenden Austauschs auf verschiedenen Ebenen Raum gegeben wurde.

    Was bekamen die Zuschauer also alles geboten?

    Ludger HollmannNatürlich waren Klaus Borkens und Janna Schimka von Artistik Dance als Urheber und Gastgeber des Festivals mit verschiedenen Solo- und Duoarbeiten vertreten. Ihre in Trottoir schon früher besprochene Arbeit kombiniert in gekonnter, ausdrucksstarker Weise Akrobatik und Tanz. Dabei arbeiten sie teilweise Charaktere heraus und beziehen Objekte mit in ihr Spiel ein, wodurch weiterer Spielraum für Assoziationen gegeben wird.

    Als weitere Vertreter/-innen mit deutlich erkennbaren Wurzeln in der Akrobatik waren Vogelpack und EquiLibre (Katja Echterbecker, Stefan Kleinknecht), beide Gruppen aus Berlin, zu Gast.

    Der Tänzer und Artist Felix Bürkle kombinierte Tango mit Diabolo. Und wie um den Zuschauern die Bandbreite der artistisch-tänzerischen Interpretationsmöglichkeiten des Tangos zu zeigen, hatte die Luftartistin Ellen Urban aus Berlin mit ihrer neuen Vertikaltuchnummer „Tango“ hier ihre viel beklatschte Premiere. Live begleitet am Bandoneon von Christian Gerber, entspann sich ein leidenschaftlicher Tanz zwischen Himmel und Erde, zwischen Musik(er) und Artistin.

    Hinter Ötsch & Smalls verbergen sich die Akkordeonistin Esther Buser und der Tänzer und Jongleur Ben Richter (beide wohnhaft in Berlin). Mit ihren ausgefeilten Charakteren gelingt es ihnen, Jonglage, Tanz und Musik als Ausdrucksmittel verschiedener kleiner Anekdoten zwischen diesen beiden zu nutzen.

    Leandro Kees, Marcela Ruiz und Sebastian Gibas repräsentierten dann in ihren beiden Choreografien wieder mehr den Tanz und stießen dabei in ihrer extremen Körperlichkeit weit in die Artistik hinein.

    Ein ganz anderer Ansatz wurde durch Waidaiko Haguruma, eine Taikogruppe um Peter „Su“ Markus, aufgezeigt. Diese japanischen Trommeln erfordern ein exaktes und höchst körperliches Ensemblespiel. Die Choreografie ergibt sich aus dem Rhythmus der archaischen Instrumente, die durch ihre Klangintensität am Verstand vorbei direkt in den Bauch gehen.

    Auch hier hatten die Veranstalter wieder als „alternative Sichtweise“ des gleichen Mediums einen Berliner Künstler aufzubieten. Philipp Schaefer alias „stäx – rhythm clown“ ging seine koreanische Buk auf sehr unkonventionelle Weise an, kombinierte Komik mit Musikalität und absurder Körperlichkeit. Auch diese Nummer war eine Premiere.

    Als upside down aerial theatre zeigten Ellen Urban und Philipp Schaefer dann nach ihren neuen Einzelarbeiten auch noch ihr knapp halbstündiges „Theaterstück“ mit Luftartistik, Theater und Livemusik.

    Insgesamt wurde das Festival an beiden Tagen gut besucht und von den Zuschauern begeistert aufgenommen. Im Internet-TV wurde ein Beitrag mit kurzen Ausschnitten aus den verschiedenen Nummern verbreitet. Interessierte Leser/-innen können diesen unter tv-emscher-lippe.de ggf. noch abrufen (Programmsparte Kunst und Kultur, Beitrag „Horizonte“ vom 08.01.2006).

    Bleibt zu hoffen, dass die positive Resonanz auch ihre Entsprechung in Kulturpolitik und Finanztöpfen findet, damit dem Wunsch von teilnehmenden Künstlern, Publikum und Organisatoren entsprochen werden kann, ein solches Festival zu wiederholen und den Standort CONSOL-Theater für die Vision „Performance Research Zentrum“ zu entwickeln.

    Web: festival.artistik-dance.de

     AdNr:1027, AdNr:1069 , ArtNr:1003     

    2006-06-15 | Nr. 51 |





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