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    Varieté-Tupfer im Südwesten

    Seit dem 30.7.2002, dem Premièrentag von “Amando à Buenos Aires” im Friedrichsbauvarieté in Stuttgart, antworte ich auf die Frage, warum sich die vier Herren Bernd Ruf (Klarinette), Karl Albrecht Fischer (Piano), Gregor Hübner (Violine) und Veit Hübner (Bass) eigentlich TANGO FIVE nennen: Diese Gruppe, von Anfang an dem Tango verpflichtet, hat 17 Jahre auf dieses Programm hin gespielt und in Raul Jaurena (Bandoneon) aus Uruguay nun den ultimativen fünften Mann gefunden! Das stimmt natürlich nur zum Teil, denn es gab schon Vorläufer-Konzerte, auch auf CDs dokumentiert, die ich bisher nur nicht zur Kenntnis genommen hatte.  Ellen UrbanTango Five war für mich bisher identisch mit Musik-Comedy (Huhn Madagaskar, Wir spielen heut` wie Waldi usw.), wobei erfreulicherweise nie die Musik durch die Comedy erdrückt wurde: Tango Five als ausgezeichnetes Show-Quartett, dessen Freude am Musizieren und Parodieren, manchmal auch am Entlarven gewisser Rituale im Musikbetrieb, immer auf das Publikum übersprang. Und jetzt? “Im Mittelpunkt stehen musikalische Liebeserklärungen an die Stadt des Tango, Geschichten von und über die Liebe und die Musik. Natürlich im Tango-Five-Stil: Argentinischer Tango mit Elementen aus Jazz, Klezmer und Gypsie.” Viel mehr als ein Konzert, eher eine abendfüllende Varieténummer mit artistischer Musik, den singend erzählten Geschichten der Tangosängerin Marga Mitchell und mit dem Tanzpaar Enrique y Judita, seit dem 8.6.2002 Deutscher Meister im Tango Argentino. Alles aus einem Guss! Langer, begeisterter Applaus für einen Abend, der wie das Ergebnis aller bisherigen Programme von Tango five wirkt. Schon das Opening stimmt darauf ein. Auf der nur mit Arbeitslicht beleuchteten Bühne treffen sich wie zufällig die Akteure, begrüßen und umarmen sich. Hier treffen sich Menschen, die sich schon irgendwoher kennen, die sich verstehen, die schnell zusammenfinden, die zusammen gehören und zusammen harmonieren. Das Programm “Amando à Buenos Aires” entsteht vor den Augen der faszinierten Zuschauer, ohne Tricks und ohne Täuschungen: Musik, Gesang und Tanz pur in artistischer Vollendung.

    Seit 17 Jahren spielt Tango Five Tango, allerdings europäischen Tango, bis Veit Hübner 1997 den Bandoneon-Meister Raul Jaurena in New York kennen lernte. Man begann miteinander zu arbeiten und voneinander zu lernen. Ergebnis war das gemeinsame Programm “Obsecion - Tango meets Jazz”, das auf Amerikatournée ging und von New York über Montevideo bis nach Buenos Aires zum dortigen Tango-Festival reiste! Beim nächsten Tango-Projekt mit den Stuttgarter Philharmonikern und Tango Five plus Raul Jaurena trat dann auch bereits die venezuelanische Tangosängerin Marga Mitchell mit auf. Diese “Symphonic Tango Night” ist als Live-Mitschnitt ebenfalls auf CD dokumentiert. “Amando à Buenos Aires” schließlich erweitert mit den Tänzern Judita Zapatero und Enrique Grahl das akustische Erlebnis noch zu einem optischen, denn, so gestehen die Herren von Tango Five auf  Befragen: Musiker sind in der Regel unbegabte Tänzer. Für unsere stark auf Astor Piazzolla (der selbstverständlich nicht fehlen darf und mit einigen Titeln  vertreten ist) beschränkte Ohren tun sich neue musikalische Welten auf! Und das Varieté beweist einmal wieder, dass unter seinem Dach auch Programme mit Schwerpunkt Musik bestens aufgehoben sind und eine wichtige Farbe zum Gesamtbild beisteuern.

    Auch die weiteren Programme im diesjährigen “Sommer Varieté” des Friedrichsbaus in Stuttgart waren musikalisch: Robert Kreis solo (“Blitzlichter der Zeit”) oder mit der Damenkapelle Jazz- Sextanten (“Let`s have fun”), und Sänger Robin Merrill mit dem Savoy Dance Orchestra, die die Swing-Ära und die Atmosphäre der “ballrooms” wieder herauf beschworen. Ab 6.9. kommen dann unter dem Titel “Viva Las Vegas” und unter der Regie von Ton van Londen mit Ray Martin als Elvis-Presley-Interpret Erinnerungen an die späten 60er und frühen 70er Jahre hinzu, als der König des Rock `n` Roll ein beispielloses Comeback auf der Bühne feierte. Bei dieser Produktion sind dann auch wieder neben einem Ballett Artisten im engeren Wortsinn dabei: Vladimir Dubovskyy (clowneske Rola-Rola), Jochen Schell (Diabolo), Soslan Souanov (Balljongleur) sowie Oleksandr Krasnopolskyy & Vyacheslav Perevyazko (Pas de deux auf zwei Leitern).

    Elvis-Presley-Fans bietet sich so eine interessante Vergleichsmöglichkeit. Unter dem Titel “Elvis & Comedy” stellt sich im Varieté-Palast Speyer wie schon in den Vorjahren Elvis-Double Eric Prinzinger dem Publikum, assistiert von Prima & Fagot (Comedy-Akrobatik), Semen Shuster (zaubernder und steppender Clown) und dem Duo Nostalgia (Trapez-Duo, ausgezeichnet mit dem “goldenen Clown” von Monaco).

    Auch die Ankündigungen des immer wieder überraschend innovativen Varietés im Alten Theater in Heilbronn klingen vielversprechend; ich habe sie mir im Terminkalender dick unterstrichen. Geburtstags-Varieté vom 11.10. bis 26.10.02 (außer Mo. und Di.): Robert Wicke, Moderator und Jongleur; Antje Pode, Antipodin und am Seidenfaden; Joulos, Kautschuk; Santos, Limbotanz; Flash & Fever, Leiterakrobatik und Luna, Zauberei. Im Weihnachts-Varieté vom 6.12. bis 30.12.02 (außer Mo.) treten auf: Uli Lohr, Moderator und Sänger; Yoolio, Jongleur; Marcel Peneux, Steptänzer; Elena Fiesta, Luftakrobatik; Elena und Ingo, Partnerakrobatik und Losander, Magier mit Schwebeeffekten.   

    Beim Festival “Ulmer Zelt” (22.5.-6.7.02) gab es wie in den vergangenen Jahren neben viel Musik,  Kabarett und etwas Zauberei (Topas als Perle unter einigen enttäuschend platt kalauernden Kabarettisten in der vom SWR verantworteten und vom Fernsehen ausgestrahlten “Wunderland- Revue” zum 50. Geburtstag Baden-Württembergs) auch wieder ein echtes Varietéprogramm von und mit Karl-Heinz Helmschrot (Jonglage und kabarettistischer Wortbeitrag über die Eigenheiten der Stuttgarter, was natürlich in Ulm besonders gut ankam) zu bestaunen. Silea (flotte Tänze auf dem Drahtseil), La Spina (am Vertikal-Tuch) und Herr Nils (Bewegungsillusionist) ließen sich mit ihren sehr erfreulichen Einzelnummern in einen dreifachen “roten” Faden einbeziehen: Neben Karl-Heinz Helmschrots im Kändler-Stil gereimten Geschichte von Hinrich Wolfhart, der seine Cordula im Varieté treffen will, aber durch grotesk-widrige Umstände erst zum Programmende dort ankommt, erfüllten auch das Musikcomedy-Duo Lonely Husband und Sprechzauberer und Manipulator Oguz Engin neben ihren Auftritten conferencierähnliche Funktionen. So entstand der erwähnte, recht reizvoll verwobene dreifache rote Faden, der das Nummernprogramm zu einem starken Gesamteindruck zusammenband. Gelegentliche Unsicherheiten Helmschrots beim Ablesen der verbindenden Geschichte, insbesondere dann, wenn das Scheinwerferlicht nicht optimal auf das Textbuch fiel, wiesen das Programm als recht neu aus.

    Redaktion: Manfred Hilsenbeck  

    AdNr:1099  

     

                                                                                   

    2002-09-15 | Nr. 36 | Weitere Artikel von: Manfred Hilsenbeck





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