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    Weglaufen zwecklos!


    Er war schon immer ein Ausnahmekünstler. Mit seinen bisherigen Programmen erfand Bodo Wartke eine sehr eigene Form des Klavierkabaretts. Zudem er zu den wenigen Bühnenakteuren gehört, die massentaugliche Fernsehauftritte scheuen. Trotzdem hat Wartke über seine Auftritte und seine Präsenz auf YouTube eine beträchtliche Fangemeinde gewonnen.

    Harry KeatonDementsprechend gut gefüllt waren auch die Zuschauerreihen im Offenbacher Capitol, als er das antike Drama „König Ödipus“ als Ein-Mann-Show präsentierte. Zu Beginn kritische Stimmen von eingefleischten Fans („Wie, spielt er in diesem Programm denn gar nicht seine Lieder?“) verstummten im Laufe des neuen Programms. Denn wem, außer Wartke, ist es zuzutrauen, Sophokles fast 2.500 Jahre alte Tragödie um Ödipus, der unwissend seinen Erzeuger Laios (König von Theben) erschlägt und später seine eigene Mutter Iokaste zur Frau nimmt, so unterhaltsam in Reimkultur zu verpacken?

    In elf Szenen, sechs Liedern und mithilfe von neun Requisiten zeigt Wartke in 14 Rollen ungeahntes schauspielerisches Talent, wobei er den antiken Stoff in keiner Weise verunglimpft, trotz des ihm sehr eigenen und jugendlichen Wortwitzes.

    Da fragt Iokaste lapidar: „Wat haste?“ Und das Orakel belehrt den zuvor kinderlosen König Laios: „Nun, weißt Du denn nicht, wie es läuft mit den Blümchen und den Bienchen? Dann stellt Euch vor, Ihr seid Kaninchen!“ Alle Rollen werden von Bodo Wartke verkörpert, nur die Sphinx ist „Nebendarstellerin“, und zwar in Form einer Löwen-Handpuppe. Und so fragt Ödipus in Wartke-Manier das Plüschtier auf seiner Hand: „Wie komm ich weg, bloß?“ Antwort der Sphinx: „Weglaufen zwecklos!“ Und auch die Capitol-Bühnentechniker konnten dem wortgewandten Löwentier nicht entgehen, als die Sphinx nach einigen Rückkopplungen von Wartkes Mikrofon frage: „Was sind das eigentlich für Störgeräusche?“

    Um musikalische Einlagen kam der Klavierkabarettist selbstverständlich bei der Präsentation seines theatralischen Meisterstücks auch nicht herum: Am Tasteninstrument, einer Mundharmonika und einem Cajón intonierte Bodo Wartke nicht nur eigene Lieder, sondern unter anderem auch eine Version von Stevie Wonders „Messin’ around“ als blinder Seher Teiresias. Die schlussendliche Begeisterung des Offenbacher Publikums war ihm gewiss! -

    Mitten im Herzen der Großstadt Frankfurt ist alles sehr grün. Wie auch sonst, schließlich dreht sich hier alles um Frankfurts grünes Nationalgericht. Das dritte Grüne-Soße-Festival stieg erstmalig in einem grünen Zelt am Rossmarkt.

    Selbst die Bühnedekoration war ausschließlich grün, die Auswahl der Gäste bei dem einwöchigen Festival allerdings sehr bunt gemischt. Moderatorin Maja Wolff begrüßte in ihrer Paraderolle als Anton Le Goff mit Unterstützung des Keyboarders Andreas Neuwirth und der schlagfertigen Hilde aus Bornheim (Stefanie Kunkel) Frank Wolff, Bäppi La Belle, Jo van Nelsen und Thorsten Larbig, Sabine Fischmann, die Mainsirenen sowie Trude Blume und Roy Hammer, Frankfurts ungekröntem Schlagerkönig. Hammer begeistert mit seinen Pralinées und der holländischen ‚Königin der Nacht’ Trude Blume seit über 10 Jahren nicht nur im Rhein-Main-Gebiet das Publikum mit seinen ultimativen ‚Auf-den-Bänken-steh-Mit-sing-Kult-Party’.

    Da eine zuvor angekündigte Künstlerin ausfiel, war Sabine Fischmann sogar zwei Mal als „Lieblingsfrau“ an der Seite des ambitionierten Anton Le Goff zu sehen. Und auch die Bühnenbeiträge drehten sich um Kulinarisches. Fischmann intonierte zur Freude des Publikums Friedrich Holländers Meisterstück „Stroganoff“ und erprobte sich alternativ zu Lena als Grand-Prix-d’Eurovision-Kandidatin in ihrer Gesangsrolle als ausgewachsenes Suppenhuhn. Zudem servierte sie gemeinsam mit Le Goff und Hilde die Festival-Hymne „Über sieben Kräuter musst Du gehen“.

    Eben diese sieben Kräuter wurden dann auch an sieben Tagen von jeweils sieben Köchen aus unterschiedlichen hessischen Gastronomiebetrieben zubereitet. Zur Verköstigung gab es, klassisch zum Apfelwein, sieben Gläser Grüne Soße mit kalten Eiern und heißen Kartoffeln sowie natürlich eine Stimmkarte pro Gast.

    Der jeweilige Abendsieger nimmt am großen Finale um den Titel des Frankfurter Grüne-Soße-Königs teil. Das Ergebnis stand allerdings bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Alles in allem ein feines kulinarisch-musikalisches Schmankerl, das aus der Frankfurter Szene nicht mehr wegzudenken ist!

    Zauberhaftes Jubiläum

    Der Banker im Publikum zeigt sich freigiebig und drückt dem Bühnenprotagonisten einen Zehn-Euro-Schein in die Hand, „selbstverständlich gegen Spendenquittung“, wie dieser betont. Eigentlich hätte er aber mindestens einen 100-Euro-Schein bevorzugt. Somit bleibt ihm nichts anderes übrig, als aus der kleinen „Spende“ eine größere zu zaubern, wobei der neue Schein allerdings nicht dieselbe Nummer aufweist, sodass der Banker vorerst auf eine Rückzahlung verzichten muss.

    Wer erleben will, wie man trotz der Wirtschaftskrise um beziehungsweise an sein Geld gebracht wird, der ist bei der Magic Monday Show richtig. Seit nunmehr zehn Jahren präsentiert sich die Comedy-Zauber-Show nicht nur auf Frankfurter Bühnen. Einmal im Monat sind die vier Protagonisten auf der kultigen Kabarett-Bühne Die Schmiere zu Gast.

    Und auch ihre 100. Jubiläumsshow war restlos ausverkauft. Wie immer mit dabei: Monsieur Brezelberger, Franzose aus der Bredouille (Michael Leopold); Herr Schmid, Moderator und Querdenker mit zauberhaften Fähigkeiten (Kai Schmid); Heinz, Vizeweltmeister der Kartenkunst (Pit Hartling) und Hermann, Trucker und der „Pessimist“ der Show (Rainer Ewerrien). So unterschiedlich die Herren auch äußerlich sind, so gut passen sie dennoch zusammen – und zwar beim gemeinsamen Angriff auf das Zwerchfell ihres Publikums.

    Während Musterknabe Heinz, der sich selbst auch als Casanova und Prophet bezeichnet, kurzfristig zauberhaften Kontakt zur Damenwelt aufnimmt, parliert und parodiert Monsieur Brezelberger mit französischem Charme und fingerfertigem Geschick. Und Herr Schmid, im richtigen Leben tatsächlich promovierter Physiker, findet den Geldschein seines „Opfers“ später in einer Zitrone wieder, die Zuschauerin Petra für ihn verwahrt hatte, und verblüfft das Auditorium mit der Tatsache, dass sich in einem sehr kleinen Koffer eine sehr große Bowlingkugel befinden kann.

    Nur Trucker Hermann scheint weniger begeistert von den Showeffekten seiner Kollegen. Bereits als bei der anfänglichen Frage an das Publikum, wer denn schon im Programm gewesen sei, viele Zuschauerhände in die Höhe gehen, brummt Hermann desillusioniert: „Habt Ihr eigentlich zu viel Geld?“

    Bei seiner Jubiläumsshow hat das Quartett sogar Verstärkung: Ein achtjähriger Zauberlehrling namens Nick, kostümtechnisch ein Remake des kleinen Heinz, gibt sich ein Stelldichein und zaubert ein Stoffkaninchen aus einem Topf. Und eine Zuschauerin erhält auf Anleitung über eine Einspielung Zauberunterricht und führt, für sie selbst verblüffend, eigenhändig einen Trick vor.

    Alles in allem ist Magic Monday eine sehr gelungene und unterhaltsame Mischung aus vier unterschiedlichen Künstlern, viel Slapstick und einem sprühenden Funken Zauberei. Da darf natürlich auch die Musik nicht fehlen, frei nach dem Motto: „Hohoho, das war die Magic Monday Show. Wir müssen uns mal selber loben, ohne Proben ganz nach oben!“ Das Publikum lobte auch dementsprechend mit viel Gelächter und ausdauerndem Applaus!

     

    Zum Theater-Jubiläum

    Schmiere-Gründer Rudolf Rolfs (1920–2004) und sein Ensemble starteten die Geschichte des legendären Kabarett-Theaters Die Schmiere mit ihrer ersten Vorstellung am 9.9.1950, also vor nunmehr 60 Jahren. Aus Rolfs 39 Jahre andauernder Schmiere-Ära ist vor allem Regnauld (Reno) Nonsens (1918–2001) bekannt. Er kam in seiner Rolle als Oberkellner in der Sendung „Zum Blauen Bock“ des Hessischen Rundfunks zu Ruhm und Ehre und begeisterte unter anderem als Pförtner in „Die Familie Hesselbach“.

    Die Schmiere war von Anfang an in Frankfurt zu Hause, gab und gibt jedoch Gastspiele im In- und Ausland. Bevor die Schmiere im Keller des Karmeliterklosters heimisch wurde, zog sie ein paar Mal um. Nach wie vor ist die Schmiere das einzige nicht-subventionierte Privattheater der Stadt.

    1989 nahmen der Theaterleiter und sein „Fernsehstar“ mit dem Programm „Rolfs und Nonsens räumen das Lager“ Abschied von der Bühne. Ein halbes Jahr später übernahm Rolfs Tochter Effi gemeinsam mit Klaus Tessnow und Matthias Stich die Leitung der Schmiere. „In den ersten drei Monaten hatten drei Programme Premiere“, so Effi Rolfs. Die ersten drei Spielzeiten seien ausverkauft gewesen, „wenn auch viele Leute nur sehen wollten, dass die Schmiere ohne den legendären Nonsens und den alten Rolfs nicht funktioniert“. Aus vielen skeptischen Zuschauern sind inzwischen längst Stammgäste geworden.

    Für Herbst 2010 haben Rolfs, Tessnow und Stich Jubiläumsfeierlichkeiten mit einem Best-of-Programm angekündigt. Das junge Team hat zu einem „großen Jubiläum“ alle Schauspieler, Autoren und Regisseure eingeladen, die in der Schmiere für satirische Unterhaltung gesorgt haben.

    Redaktion: Kiki Krebs


     

    Termine:

    Am 16. Juli startet das Offene-Luft-Festival „Stoffel“ des Frankfurter Stalburg-Theaters im Günthersburgpark. Um 20 Uhr wird  das kostenfreie Bühnenereignis von Sabine Fischmann und Freunden eröffnet.

    Am 17. Juli, 17 Uhr, folgt Gastone. Und am 18. Juli, 18 Uhr, spielt o-ton auf der Stoffelbühne.

    Im Fresche Keller in Ortenberg ist am 14.8. um 20 Uhr Marcus Jeroch mit seinem Programm „Fortsetzung folgt“ zu Gast. Ihm folgt am 24. Juli das Deutsche Zwangsensemble mit „Die letzte Tour“.

    Für uns Trottoir-Redakteure ist diese Ausgabe ja leider auch die letzte Tour. In der Hoffnung, dass wir uns dennoch wiedersehen, wünsche ich euch Künstlern und Veranstaltern weiterhin viel Spaß vor und auf bundesdeutschen Kleinkunst-Bühnen!

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    2010-06-15 | Nr. 67 | Weitere Artikel von: Kiki Krebs





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