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    Winter in Berlin: jeder wie er kann

    Was war los im Herbst und Winter in Berlin? Es war kalt und jeder kämpfte im ersten Hartz-IV-Winter ums Überleben. Und vielen, die noch Geld haben, verging angesichts der Flutwelle in Asien zeitweilig die Lust auf Amüsement. Davon waren auch die Kleinkunstbühnen und die Künstler betroffen. Aber die, die können, machen einfach weiter. Die skurrile Chanteuse Cora Frost etwa hat Regie geführt: In der Bar jeder Vernunft inszenierte sie das Programm der beiden jungen Sängerinnen Sharon Brauner und Vivian Kanner, die jiddische Lieder in altertümlich-modernem Stil vortrugen. Dabei konnte es auch mal südamerikanisch klingen, was das Zelt zusätzlich erwärmte. Warm wurde es bisher auch immer in der „Pension Schneider“, die Andreja Schneider von den Geschwister Pfister am selben Ort temporär eröffnet hat. Als singende Pensionswirtin mit unterschiedlichen Gästen hat sie auch ganz plötzlich den fetten, bulgarischen Akzent abgelegt. Haupt-Act in der „Bar“ – und mit der Urmutter aller Pensionswirtinnen namens „Fräulein Schneider“ ausgestattet – ist auf dieser Bühne aber nach wie vor die Riesenproduktion „Cabaret“. Sie war erwartungsgemäß so erfolgreich, dass verlängert wurde – bis Ende April. Wer sich also beeilt, bekommt vielleicht noch Karten. Das ist das Tröstliche an Berlin: Egal, wer alles Pleite geht, die Bar jeder Vernunft schafft es immer wieder, große Kleinkunst auf die Bühne zu bringen und das – doch noch vorhandene – Publikum mit den noch nicht völlig ausgemergelten Portemonnaies anzulocken. Hier wurde im Februar übrigens auch der verstorbenen Schauspielerin und Kabarettistin Ortrud Beginnen mit einem Abend anlässlich ihres 66. Geburtstags gedacht, und zwar von dem Schauspieler Gustav Peter Wöhler und der Musikerin Susanne „Popette“ Betancor.

    Auch im neu renovierten Chamäleon (siehe letzte Trottoir-Ausgabe) läuft es überraschend gut. Vor kurzem hatte die zweite Produktion der neuen Betreiber Premiere und der Zuspruch des Publikums für das „junge wilde Varieté“ ist erfreulich. Mittlerweile ist der Umbau abgeschlossen. Der traditionsreiche Tränenpalast hingegen hat Schwierigkeiten, lässt sich davon aber nicht entmutigen. Die Stadt als Besitzerin des denkmalgeschützten Baus und des Landes direkt am Bahnhof Friedrichstraße will verkaufen. Um den Spielort nicht zu gefährden wäre es dringend nötig, dass die Betreiber selbst Käufer werden. Leider haben sie aber kein Geld – schließlich kommen sie, unsubventioniert, gerade so über die Runden. Die Stadt ist aber auch pleite und will möglichst viel Geld aus dem Verkauf herausholen. Die Verhandlungen zwischen beiden Seiten laufen, bei Redaktionsschluss sah es nach einer Annäherung aus. Unterdessen wird weitergespielt. Besonders erfolgreich war Reiner Kröhnert in seinem Programm „Angie goes to Hollywood“. Sieht ganz so aus, als käme Angela Merkel in der sächselnden Variante von Kröhnert besser an als das reale Vorbild mit dem Brandenburger Akzent.

    Mittlerweile zwitschern die Vögel, und einmal mehr ist das Wunder geschehen, an das die Berliner in den kalten Monaten regelmäßig den Glauben verlieren: der Frühling meldet sich jedes Mal zurück, früher oder später. Freuen wir uns auf das, was er bringt.

    Redaktion: Susann Sitzler

     

    Termine

    Kabarett Kartoon

    1./2./8./9./12./13./16./20./23./29./30. April, 4.–7./14./18./20./27.–29. Mai: HARTZInfarkt – ein Scheißspiel (Stück von Mathias Wedel)
    3./5./10./17./26./28. April, 1./3./8./15./19./24./26. Mai: La deutsche Vita (Kabarett)
    4. April, 9. Mai: Michael Ranz/Edgar May: „Noch Schmerzen?“ (Kabarett)
    6./24. April, 11./22. Mai: „Mächtig gewaltig, Geeerd“ (Kabarett)
    18./19. April: Gisela Oechelhaeuser: „Nichts Böses. Einfach mal Rübe ab“(Kabarett)
    21. April: Gisela Oechelhaeuser: „Selber doof“ (Kabarett)
    7. April, 10./17./25./31. Mai: „Jetzt schlägt’s dreizehn – best of Kartoon“ (Kabarett)

    Mehringhof-Theater

    bis 16. April: 20 Jahre Mehringhof-Theater Jubiläumsprogramm (Kabarett mit Bov Bjerg, Horst Evers, Hannes Heesch, Christoph Jungmann, Manfred Maurenbrecher)

    Wühlmäuse

    1.–3. April: Antrak auf Stumphsinn: „Ganz schön wird’s nie“ (Kabarett)
    5.–7. April: Django Asül: „Hardliner“ (Kabarett)
    11.–16. April: Ingo Appelt: „Superstar“ (Kabarett)
    3./10./17./24. April: Martin Buchholz: „Kotzalledem“ (Kabarett)
    18.–24. April: Gerhard Polt: „SOLO“ (Kabarett)
    24.–27. April: Bernd Stelter: „Pubertät ist mehr als Pickel“ (Kabarett)
    28.–30. April: Dr. Stratmann: „Best of“ (Kabarett)
    3.–5. Mai: Oropax: „Der doppelte Halbbruder“ (Comedy)
    5.–8./12.–15./20.–22. Mai: QueenBee: „Abseits ist, wenn keiner pfeift“ (Musik-Comedy)
    9.–11. Mai: Jörg Knör: „Lust – Vorleben und Vorlieben eines Entertainers“ (Comedy)


    2005-03-15 | Nr. 46 | Weitere Artikel von: Susann Sitzler





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