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    Wo ist Pasing und was passiert eigentlich in Schwabing?



    Dem Münchner Stadtteil Pasing geht es ein wenig wie dem Hamburger Bezirk Harburg. Beinahe jeder ICE, der in eine der beiden Großstädte fährt, hält in Pasing oder Harburg. Bei einem Blick aus dem Fenster kann sich kaum ein Fahrgast vorstellen, dass einen Grund gibt, an den Vorstadtbahnhöfen auszusteigen. Unter Münchner Kabarettfans hat sich inzwischen herumgesprochen, dass es im Spätherbst beinahe schon ein Muss ist, in Pasing auszusteigen. Der „Kabarettkaktus“ hat sich zu einem wahren Publikumsmagneten gemausert. Das ist umso erstaunlicher, als es sich bei diesem Kabarettfestival um einen Wettbewerb für Nachwuchskünstler handelt. Beim „Kaktus“ 2000 war beinahe jede Vorstellung ausverkauft, und an den meisten Veranstaltungstagen hat sich der Besuch wahrlich gelohnt, denn das Niveau war erstaunlich hoch. So hatte es die Jury nicht leicht, die zwei Sieger des Nachwuchswettbewerbes zu küren, die neben einem echtem Kaktus eine Gastspielreise nach Wien gewinnen. Von den Siegern des Jahres 2000 wird man gewiss noch viel hören. Zwei Programme, die unterschiedlicher kaum sein könnten, haben sich beim letztjährigen Wettbewerb durchsetzt. Überzeugt hat zum einen die in Köln lebende Berliner Schnauze von Jürgen K.W. Timm, der bewiesen hat, dass das so oft totgesagte politische Kabarett quicklebendig sein kann. Timm begeisterte mit einem wahren Feuerwerk von intelligenten Pointen, gefiel aber auch in den ruhigen Momenten seines Programmes, wenn er eines seiner Lieder anstimmte. Das Schlaflied für Gerhard Schröder, der umgetrieben von den Sorgen und Nöten durchs Kanzleramt schlafwandelt, wird dem Publikum noch lange in Erinnerung bleiben. Weniger auf Pointen setzt der andere Gewinner des „Kaktus“, Karl Gschaider, der in München lebende Österreicher, weniger humorvoll war er freilich nicht. Er gab einen Wiener Kaffeehauskellner, stellte fast schon ein kleines Theaterstück vor und steckte das Publikum mit seiner Liebe zu dem von ihm dargestellten Herrn Alfred an. Gschaider und Timm dürfen also nach Wien fahren. Der Kabarettsaustausch München – Wien ist schon seit Jahren ein wesentlicher Bestandteil des Kabarett-Kaktus. Während die Sieger sich für Wien qualifizieren, werden in Pasing Jahr für Jahr die besten Nachwuchskabarettisten aus der österreichischen Hauptstadt vorgestellt. Im vergangenen Herbst waren dies das Duo Hutter & Radl sowie Martin Kosch, deren Namen man sich schon einmal merken darf.

    Viel Neues hört man aus dem guten alten Schwabing. Dort gibt es eine freundlich Übernahme zu vermelden. Till Hofmann, der das Münchner Lustspielhaus zum Shooting Star unter den Münchner Kleinkunstbühnen gemacht hat, wird Geschäftsführer der Lach- und Schießgesellschaft. Er will der alten Tante Lach- und Schieß neues Leben einhauchen. Sogar ein Hausenemble soll es wieder geben. Mal sehen, was sich Hofmann einfallen lässt. Mit dem Occams hat er im Lustspielhaus ein eigenes Ensemble etabliert, das seinesgleichen in der Republik sucht. Erfahrene und erfolgreiche Solokabarettisten toben sich auf den Bühne aus machen sich mit ihren Programmen einen Riesenspaß, der das Publikum schon nach nur wenigen Minuten zu wahren Fans werden lässt. Was ist auch von Alexander Liegl (Valtorta), Helmut Schleich, Michael Altinger, Karl-Heinz Kempinger, Andreas Giebel sowie Gabi Rothmüller auch schon anderes zu erwarten als eine Riesengaudi ? Bleibt zu hoffen, dass man in der nur wenige Schritte vom Lustspielhaus entfernten „Lach und Schieß“, dem Sorgenkind mit Tradition,  bald wieder eine Riesengaudi erleben kann. Anfang Februar spielt Urban Priol, danach wird erst einmal umgebaut, bevor es dann im März mit Massimo Rocchi weiter geht.  

    Auf der anderen Isarseite, in der Drehleier, die sich immer mehr am neuen Standort in der Rosenheimer Strasse etabliert, wurde eine Münchner Institution wiederbelebt. Varieté Spectaculum heißt dieses Ereignis, bei dem man lernen kann, dass das, was als Feng Shui immer mehr in Mode kommt, in Bayern als „Vui Schee“ (zu deutsch: viel schön) schon eine lange Tradition hat. Münchner Variete vom Feinsten, hausgemacht und bodenständig und nicht so aalglatt wie das große Tollwood-Varieté, das auf der alternativ vorweihnachtlich geschmückten Theresienwiese gegeben wurde.

    Dass das Theater im Fraunhofer für Kabarett eine der besten Adressen in München ist, hat sich sicher schon in der ganzen Republik herumgesprochen. Immer zu Anfang des Jahres gehört das Fraunhofer jedoch der Volksmusik. Vorgestellt hat man die sogenannte „andere Volksmusik“ dort schon, als sie noch nicht in aller Munde war. Und immer noch hängt man an der Folksmusik, auch nachdem der große Trend wieder ein wenig abgeflaut ist. Ende März gibt im Fraunhofer dann Mime Crime sein ersten Gastspiel in der Bayerischen Landeshauptstadt. Mal schauen, wie den Münchnern die Slapsstick-Revue aus Berlin gefallen wird. Augsburger finden es wahrscheinlich nicht unbedingt witzig, wenn ihre Kabarett-Landschaft unter die Münchner Szene eingeordnet wird, doch was in Bayerns Schwabenmetropole im März ansteht dürfte auch für Münchner Kleinkunst-Fans von Interesse sein. Die „Augsburger Kabarett Tage“, die im März stattfinden haben sich mittlerweile zum drittgrößten Kabarett-Spektakel in Deutschland gemausert. An allen 31 Tagen gibt sich eine Kabarett-Größe in Augsburg die Ehre. Von Jess Jochimsen über Werner Koczwara bis zu Andreas Giebel, von Eisi Gulp über Andreas Rebers bis hin zu Werner Steinmassel ist beinahe alles geboten, was in Deutschland, Österreich und der Schweiz einen Namen gemacht hat. Veranstalter ist die Mühle, gespielt wird aber auch im Stadttheater und anderen Aufführungsorten in der ganzen Stadt. Münchner, schaut auf Augsburg im März!

    Redaktion: Andreas Rüttenauer

    Agentur Olivia Reinecke

    AdNr:1089   

    2001-03-15 | Nr. 30 | Weitere Artikel von: Andreas Rüttenauer





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