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    Zirkus - ein Arbeitsfeld nicht nur für Artisten


    Wer an Zirkus denkt, dem fallen möglicherweise Namen wie Krone, Althoff oder Knie ein. Der Begriff weckt Erinnerungen an atemberaubende Raubtierdressuren, an spektakuläre Nummern der Artisten in der Zirkuskuppel - ob nun ratlos oder nicht -, an laute Zirkusmusik und rauschenden Beifall. Vor mehr als 20 Jahren ist allerdings eine neue Zirkusbewegung entstanden, die sich bis heute in den verschiedensten Formen weiterentwickelt hat.

    Ob Cirque du Soleil, Zirkus Flic Flac, Archaos, Plume oder Gosh um nur ein paar Namen zu nennen, sie alle erinnern in Ihrem Programm nur noch wenig an die klassische Zirkuswelt. Ihnen ist eher gemeinsam, daß sie meist ohne Tiere auskommen, eine Geschichte erzählen,  Artistik mit Elementen des Theaters oder des Tanzes, Lichteffekte und moderne Musik in ihr Programm integrieren.  Die Palette ist mittlerweile so bunt und vielseitig, daß alle möglichen Formen hier gar nicht aufgezählt werden können.

    Mit dem Anfängen des Zirkus Roncalli, Mitte der 70’er Jahre bekam die Weiterentwicklung des Zirkus nicht nur einen ihrer namhaftesten Vertreter, sondern auch neue wichtige Impulse.  Fast zeitgleich dazu begann mit einem Jango Edwards die Foolsbewegung von Amsterdam ihren Erfolgszug durch die europäischen Städte. Interessanter Weise ist Jango Edwards gerade im vergangenen Jahr bei Roncalli selbst im Programm aufgetreten. Auf alle Fälle waren in Folge auf einmal immer häufiger Jongleure, Clowns, Artisten und Akrobaten überall auf der Straße zu sehen und an vielen Plätzen, wie z.B. dem Covent Garden in London, sind sie heute nicht mehr wegzudenken. Hierdurch inspiriert und angeregt entwickelte sich eine vollkommen neue Generation von Zirkusbegeisterten.

    Zirkuskünste wurden nicht mehr nur noch von Artistenvätern an ihre Sprößlinge weitergegeben, Jonglieren, Akrobatik und andere artistische Künste konnte man auf Jonglierfestivals, in Seminaren oder Kursen von „ Nicht-Zirkusartisten" erlernen.

    In der Folge dieser Bewegung kam es zu einem großen Zulauf zu Angeboten der neuen Zirkusbewegung und damit entstanden u.a. sogenannte New Circus Gruppen. In Frankreich schossen größere und kleinere Zirkusschulen wie Pilze aus dem Boden.

    Vom Kulturministerium gefördert erhielten Zirkusschulen öffentliche Gelder und so wurde in Chalons/Marne eine staatliche Zirkusschule gegründet. Wer sich an die einmalige Inszenierungen von Cirque O oder Q-Cirque erinnert, sah damals ehemalige Schüler von Chalons. Weitere Gründungen von Zirkusschulen in England und Belgien folgten. In Deutschland ist das Angebot an Zirkusschulen, weil Zirkus vom Staat nach wie vor nicht gefördert wird, eher dünn.    

    Kinder- und Jugendzirkusse.  

    In einem weiteren Zirkusbereich kam es ebenfalls zu einem sprunghaften Anstieg an Initiativen - im  Kinder- und Jugendzirkusbereich. Wer hat als Kind nicht selbst schon einmal davon geträumt in einem richtigen Zirkus aufzutreten ? Nun entstanden in vielen Städten Zirkusse, die es Kindern und Jugendlichen ermöglichte, diesen Traum zu verwirklichen. Der Zulauf zu Projekten der Kinder- und Jugendzirkusarbeit ist mittlerweile so enorm, daß viele eine lange Warteliste haben. Mittlerweile gibt es eine Reihe von großen Projekten, bei denen u.a. mehrere haupt- und/oder nebenberufliche Zirkuspädagogen tätig sind. Zu den zwischenzeitlich renommierten Zirkussen gehören beispielsweise der Zirkus Robinson aus Zürich, Harlekin aus Freiburg/Brsg., Linoluckynelli aus Köln oder der große Schülerzirkus Calibastra aus Stuttgart.  Die Kinder- und Jugendzirkusarbeit zeichnet sich dabei durch einige besondere Merkmale aus. Der Alltag vieler junger Menschen ist arm an außergewöhnlichen, spannenden Ereignissen. Zirkus bietet viele Gelegenheiten für konstruktive, abenteuerliche Alternativen. Die Zirkuswelt mit ihrem exotischen Flair übt eine besondere Faszination auf Kinder aus. Für Zirkus müssen Kinder selten motiviert werden, die Motivation geht  vom Kind aus. Bei Diziplinen, wie Bau von Menschenpyramiden lernen die Kinder spielerisch wichtige soziale Spielregeln. Standhaftigkeit und Tragfähigkeit sind genau so wichtig, wie die richtige Haltung , um damit anderen Halt zu geben und die Gruppe zu unterstützen. Eine Pyramide beinhaltet ein kalkulierbares Risiko, aber wenn sie steht ist sie ein Werk der Gemeinschaftsleistung. Dass akrobatische und äquilibristische Zirkuspraktiken gerade im Hinblick auf die Verhütung der bei Kinder und Jugendlichen weitverbreiteten Haltungsschwächen eine besondere Bedeutung zukommen , muß nicht besonders erwähnt werden. Damit hier aber durch unqualifiziertes Handel nicht gerade das Gegenteil erzielt wird, bedarf es einer fachlichen Qualifikation. Aus dieser Situation heraus hat sich in den letzten Jahren ein vollkommen neuer Berufszweig herausgebildet, nämlich die Zirkuspädagogik. Zirkuspädagogen sollten Grundkenntnissen in den wichtigsten Zirkustechniken und deren Didaktik beherrschen. Darüber hinaus sind Fähigkeiten, wie die  verschiedenen Zirkustechniken gestalterisch dargestellt werden können, immer wichtiger.

    Grundkenntnisse in Präsentation, Choreographie, Dramaturgie und Rollenarbeit gehören deshalb mittlerweile genauso dazu, wie das Jonglieren mit 3 Bällen. Ein didaktisch sinnvoll aufgebautes Training, richtige Hilfestellung und andere Sicherheitsregeln, beispielsweise das richtige Aufhängen eines Trapezes, sind einige weitere Elemente, die in einer Zirkuspädagogenausbildung behandelt werden sollten. Eine Adresse, wo Zirkuspädagogen berufsbegleitend ausgebildet werden ist das Zentrum für Artistik und Theater in Oberspitzenbach bei Freiburg/Brsg.

    Dort werden in einer mehrphasigen Ausbildung den Teilnehmern Grundlagen und Vertiefung in Zirkus- und Theaterpädagogik vermittelt.

    Dass die Zirkusschulen eine einmalige Möglichkeit der Talentschmiede sind, liegt auf der Hand. Viele die vor Jahren als Kinder in einem Zirkus die ersten Handgriffe am Trapez oder das Jonglieren gelernt haben sind heute als professionelle Artisten unterwegs. Eine ganze Reihe haben ihre Erfahrungen im Kinder- und Jugendzirkus durch den späteren Besuch einer Zirkusschule vervollständigt.

    Redaktion: Bruno Zühlke

    2001-12-15 | Nr. 33 | Weitere Artikel von: Bruno Zühlke





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