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    30 Jahre The Flying Dutchmen

    The Flying Dutchmen feiern 2018 ihren 30. Geburtstag 

    artbild_350__duo_hochDer Name The Flying Dutchmen ist unter Künstlern wie auch Veranstal-tern gut bekannt. In den letzten 15 Jahren arbeitete die Gruppe haupt-sächlich in Canada, Japan und Neu-Seeland. Aber letztes Jahr entschied sie sich, ihren Fokus zurück nach Europa zu verlegen - und ein voll aus-gebuchter Sommer war das Ergebnis.

    Hier bei Trottoir sind Michiel Hesse-ling (the Dutchman) und Jean-Michel Paré (the Canadian) - und wir wollen ihnen ein paar Fragen zu ihren Anfängen und ihrer Geschichte stellen. (Die englische Original-Version des Interviews finden Sie unten) 


    Trottoir: Nun, die erste Frage ist wohl offensichtlich. Ein Holländer und ein Kanadier, wie seid ihr zusammen gekommen?

    Michiel: Jetzt leben wir in einer globalisierten Welt, aber für Künstler war sie immer schon so. Wir bereisen die Welt, um da aufzutreten, wo wir können. So trat ich 1988 als Solo-Künstler beim Halifax Buskers Festival (Halifax Straßenkünstlerfestival) auf, und Jean-Michel spielte dort mit seinem damaligem Partner, Jonathan.


    Jean-Michel: Ich war gerade mit der letzten Show des Tages fertig und rollte meine drei Einräder zurück ins Lager. Auf dem Weg zurück traf ich Mchiel, der an dem Tag eine große Wettbewerbsvorstellung hatte. Das Publikum wartete auf seine Show, aber er hatte bereits drei Shows hinter sich und war ziehmlich müde. Als ich für ein kurzes Gespräch anhielt, schlug er vor, als Duo dem Publikum eine bessere Show bieten zu können. So machten wir`s. Zufällig sah der Festivalveranstalter die Show und sagte hinterher zu uns: "Wenn ihr zwei anfangt gemeinsam aufzutreten, dann könnt ihr nächstes Jahr wieder kommen".

    Michiel: ... Einige Jahre später fand ich heraus, dass meine jetzige Frau, Maike Aerden, ebenfalls diese erste Show gesehen hat. Kleine Welt. ...
    Nun gut, wir redeten den ganzen Abend. Jean-Michel erwähnte, dass er nicht so richtig glücklich mit seiner jetzigen Show wäre, und die Arbeitsbeziehung mit seinem Kollegen beenden wollte. Ich selbst hatte einen
    neun Wochen Vertrag für den Frühling 1989 in Japan. Ich arbeitete schon seit einigen Jahren solo und begann mich durch das alleinige Reisen ein bisschen zu langweilen. So fragte ich ihn, ob er nicht für diesen Vertrag mitkommen wolle. Er sagt ja. So rief ich meinen Agenten, Japan Media Exchange, an und fragte, ob ich mit einem neuen Duo-Act kommen könnte. Sie sagten, es wäre wirklich nur für hollandische Künstler, da es ein holländisches Festival in Japan wäre. Aber wenn wir einen holländischen Namen hätten... So sagte ich nur: Wie wär´s mit The Flying Dutchmen? Sie stimmtem zu und es wurde gemacht. Das ist der Grund, warum ein Holländer und ein Kanadier als The Flying Dutchmen auftreten.  


    Jean-Michel: Wir gingen unsere eigenen Wege und sieben Monate später trafen wir uns in Amsterdam wieder. Von da flogen wir zu unserem ersten Gig in Japan. Wir kannten uns wirklich nicht, kannten noch nicht einmal die Fähigkeiten des anderen. In den Tagen, in denen wir in Osaka über unser Jet-Lag hinweg kamen, stellten wir eine Show zusammen und hatten neun fantastische Wochen bei unserem ersten Vertrag. Wir hatten Spaß, verdienten gut und obendrauf traf Michiel eine Holländerin, mit der er sieben Jahre zusammen blieb und ich traf eine Amerikanerin, mit der ich sieben Jahre zusammen blieb. Alles zusammen, es sah nach einem richtig gutem Start aus! 


    Trottoir:
    Klingt tatsächlich nach einem guten Start! Hielt der Erfolg an?


    Michiel: Ja, wir hatten ein sehr gutes erstes Jahr. Wir spielten bei einigen Festivals in Kanada und Europa. Bei vieren davon gewannen wir erste Preise. So schien es, dass wir auf einem großen Weg sind.


    artbild_350__einrad01Trottoir:
    Was glaubt ihr, machte euren Act so erfolgreich?


    Jean-Michel: Am Anfang war das schwer zu erkennen. Wir beiden hatten und haben eine Menge Fähigkeiten. Meine Erfahrung liegt bei den Einrädern und ich sprang durch die Luft von 1 zu 2 zu 3 zu 4 Meter hohen Einrädern. Und Michiel hatte eine Jonglierfähigkeit auf höchstem Niveau. Und wir beide verfügten auch über die Fähigkeiten des anderen - allerdings nicht auf dem selben Level.

    Michiel: Aber am Ende, denke ich, ist es nicht das was The Flying Dutchmen ausmachten, was uns diese Prise gewinnen ließ. Leute erzählten uns immer wieder, das die Chemie auf der Bühne zwischen uns beiden das war, was ihnen am meisten bei unserer Performance Freude machte. Die Beziehung zwischen unseren zwei Karakteren. Das ist es, was die Performance so interessant und lustig machte.

    Trottoir: Was sind diese Karaktere

    Jean-Michel: Ich bin der törichte alberne Karakter, wenn du so willst, der Typ Dummer August. Und Michiel ist geradlinig diszipliniert. Der weisse Clown. Seit dies zu unserem Naturell wurde, mussten wir nicht mehr auf der Bühne faken. Das macht es sehr glaubwürdig.  




    Trottoir: Glaubt ihr, ihr behaltet diese Karaktere auch wenn ihr nicht auf der Bühne steht?


    Michiel: Ja absolut. Ich tendiere dazu, eine Menge Gedanken in alles reinzustecken.
    Jean-Michel ist mehr impulsiv. Ich bin gut organiziert, Jean-Michel ist, nun, anders...(haha). 



    Trottoir: Macht es das nicht schwierig zusammen zu arbeiten und zu reisen?

    Jean-Michel: Ja und nein. Du musst dich an den anderen gewöhnen und akzeptieren, wie er ist. Zuerst stießen wir auf einige Probleme, aber wir fanden einen Weg, damit umzugehen.

    Michiel: Zum Beispiel, zuerst versuchten wir unsere Buchungen gemeinsam zu managen. Aber schon recht bald stellten wir fest, wir waren zu unterschiedlich, es so zu machen.
    So entschieden wir, ich würde der Manager sein und Jean-Michel würde mich dafür bezahlen.
    Auf diese Weise mußten wir keine Arbeitsweise erzwingen, die nicht erfolgreich sein würde. Wir hatten eine klare Absprache, die uns beiden zu Gute kam. Wie Jean-Michel sagte, wir müssen an einander das akzeptieren, was wir sind. Manchmal, wenn ich dabei war,
    vom Mangel an Pünktlichkeit frustriert zu werden oder von seiner Art mit Sachen umzugehen, erinnerte ich mich, das dieser Unterschied in der Persönlichkeit auch das ist, was unsere Performance so erfolgreich macht. Sodass, wenn ich ihn ändern wollte, würde das auch das Ende unserer gemeinsamen Performance sein.


    Trottoir: Euer erstes Jahr war Grund genug weiter zu machen. Was geschah als nächstes?

    Jean-Michel: Ich zog nach Amsterdam. Wir begannen fulltime zusammen zu arbeiten. 13 Monate jedes Jahr. Es war unpraktisch, auf zwei verschiedenen Kontinenten zu leben. Seit unser Hauptmarkt Europa war, machte es Sinn, dass ich her zog.

    Michiel: Die Zeiten bei Festivals waren sehr gut für Straßenkünstler. In den frühen Neuzi-gern gab es große Budgets für Kultur-Events und Open-Air-Festivals waren sehr populär. Nur der Himmel war die Grenze. Wir performnten überall auf der Welt, Fokus Japan, Neu-See-land, Australien, Kanada und selbstverständlich Europa. Es gab damals einen soliden Kern an hochgradigen Straßenkünstlern, so daß wir uns immer wieder bei unterschiedlichen Festivals trafen. Es war ein Rausch, ständig zu reisen, große Shows auf großen Festivals zu machen. Wir konnten nicht genug bekommen.

    Jean-Michel: Und wir gewannen weiter Preise. Das half uns natürlich, mehr und mehr Buchungen zu bekommen.

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    Trottoir: Und das ging 30 Jahre weiter so?

    Jean-Michel: Nein tat´s nicht. Nicht weil wir keine Verträge mehr bekamen, sondern weil wir Entscheidungen trafen, die es schwierig machten, so weiter zu verfahren wie bisher. Wir arbeiteten fokussiert so ungefähr sieben Jahre, dann traten wir etwas kürzer.

    Michiel: Dieses intensive Touren und obendrauf noch das Management zu machen, forderte seinen Tribut. Mein Körper gab mir einige klare Zeichen, dass es zu viel war. So schalteten wir einen Gang runter. Für einige Jahre arbeiteten wir viel, aber nicht so viel, wie zuvor.

    Jean-Michel: Ich traf eine nette Franco-Kanadierin und entschloss mich, nach Kanada zurück zu ziehen. Für einige Jahre reisten wir noch ein bisschen und meine Freundin war danei. Aber dann kam mein erstes Kind. Es war Zeit, sich nieder zulassen und sich auf die Familie zu konzentrieren.

    Michiel: Wir machten jedes Jahr noch einige Festival zusammen und dann stoppte alles für ein paar Jahre. Es war zu kompliziert, Buchungen für Europa zu machen, denn in Europa sind Verträge gewöhnlich für ein paar Tage. Da mußt du ein paar Festivals hintereinander koordi-nieren, damit es sich lohnt, von Kanada aus einzufliegen. Unsere Fokus wendete sich für eine Weile anderen Dingen zu. 


    Trottoir: Was habt ihr gemacht, um in diesen Jahren eurer Auskommen zu haben?

    Jean-Michel: Ich machte Werbeauftritte und arbeitete wieder als Schauspieler. Ich lernte auch Möbel und Häuser zu bauen.

    Michiel: Ich begann ziemlich viel für eine Firma zu arbeiten, die sich "More Balls Than Most"
    nannte. Auftritte für Firmen und Veranstalter in Holland. Ich baute auch einen Computer-Service auf, habe kleine Firmen und Leute zu Hause besucht und deren Computerprobleme behoben. Dafür konnte ich meine eigene Zeit planen, so dass es perfekt mit meinen anderen Auftritten kombiniert werden konnte.


    Trottoir: Ein ziehmlicher Wechsel im Lebensstil.

    Jean-Michel: In der Tat. Meine Frau und ich bekamen während dieser Zeit noch drei Kinder. Wir zogen aufs Land und setzten den Fokus auf das Erziehen unserer Kinder.

    Michiel: Ich habe auch geheiratet und habe jetzt zwei Kinder, lebe noch in Amsterdam und genieße das Familienleben.

    Jean-Michel: Aber unsere Kinder sind jetzt ein bisschen älter, so beschlosen wir vor ein paar Jahren, es sei Zeit wieder mehr Shows zu machen.


    Trottoir: Es gab also ein paar Jahre, in den denen ihr gar nicht gearbeitet habt?


    Michiel: Nun, nur drei oder vier. Ich bin nicht sicher. Nach diesen Jahren begannen wir wieder gelegendlich bei Festivals aufzutreten. Hauptsächlich Kanada, Japan, Neu-Seeland.

    Jean-Michel: Festivals, die länger als ein paar Tage dauerten und es egal ist, daß man von unterschiedlichen Kontinenten in das betreffende Land reist, weil es einfach weit für uns beide ist!

    Michiel: Ungefähr vor 5 Jahren begannen wir mehr und mehr zu arbeiten und letztes Jahr waren wir in Europa den ganzen Sommer
    voll auf Tour.


    artbild_400_The_Flying_DutcTrottoir: Ich höre, ihr arbeitet in einer Vielzahl unterschiedlicher Länder, but soweit ich verstanden habe, habt ihr eine verbale Show mit viel Comedy-Elementen. Sprecht ihr immer englisch?

    Jean-Michel: Nein, das würde in vielen Ländern nicht funktionieren. Wir haben unsere Show in verschiedenen Sprachen gelernt: English, deutsch, französisch, spanisch, italienisch, holländisch und japanisch.

    Michiel: Das ist auch Teil des Spaßes. Jede Kultur hat einen speziellen Sinn für Humor. So kannst du nicht nur die Sprache ändern und immer nach neuen Übersetzungen suchen, sondern musst auch den Humor der unterschiedluichen Kulturen annehmen. Zum Beispiel ist unsere Show in Japan ziemlich verschieden zu der in Deutschland.


    Trottoir: Habt ihr Lieblingsländer oder -Orte?

    Jean-Michel: Ich liebe die Natur in Neu-Seeland, so wann immer wir da spielen können, bleibe ich ein bisschen länger und reise herum.

    Michiel: Das deutsche Publikum ist sehr gut. Sie sind wirklich offen und ihre Einstellung scheint zu sein: wir glauben ihr seid gut und sind bei euch, auch wenn sich heraustellt, ihr seid nicht so gut. In Frankreich zum Beispiel scheint die Einstellung mehr die zu sein: wir wissen nicht, ob ihr gut seid, so beweist es zuerst und dann sind wir die ganze Zeit bei euch.

    Jean-Michel: Jedes Land hat seine positiven Seiten. In Japan lieben wir das Publikum und das Essen ist fantastisch. Kanada hat grossartige Festivals und oft bist du in einem 5 Sterne Hotel untergebracht. Das italienische Publikum ist sehr warmherzig. In Spanien arbeitest du nicht bis in den späten Abend, wenn jeder bereit ist Party zu machen. In Holland sind die Leute auch sehr gut drauf und alles ist nicht mehr als eine kurze Fahrt von Amsterdam weg, wo auch immer du spielst.



    artbild_400_The_Flying_blacTrottoir: Habt ihr noch ein Wunschliste an Orten, wo ihr auftreten wollt?

    Michiel: Ich würde gerne in Südafrika arbeiten. Ich war noch nie da und hörte bisher nur großartige Geschichten darüber. Das selbe gilt für Südamerika.

    Jean-Michel: Ich würde gerne bei jedem Festival in der Welt auftreten. So müssen wir noch ein paar Jahre mehr weiter machen!

    Michiel: Da draußen gibt es noch so viel große Festivals. Wann immer du denkst, du hast von allen gehört, erzählt dir
    ein Künstler Kollege schon wieder von einem neuen.



    Trottoir: Was ist der Unterschied zwischen heute und damals, als ihr angefangen habt?


    Jean-Michel: Als wir anfingen gab es nocht nicht tragbare drahtlose Mikrofone. Die meisten Show gingen "unplugged", oder benutzen Kabelmikrofone. Aber das ist selbstverständlich nicht möglich, wenn du jonglierst oder auf einen hohen Einrad sitzt. Nach ein paar Jahren begann plötzlich jedermann drahtlose Mikrofone zu haben. Das veränderte die Dynamik der Shows. Das Publikum konnte größer sein, und man konnte auftreten ohne wirklich laut schreien zu müssen. Die Anzahl der Straßenkünstler schien damals kleiner gewesen zu sein. Wir arbeiteten sehr oft mit der selben Gruppe von Künstlern bei vielen Festivals. Jetzt scheint es eine Menge mehr Künstler zu geben. Besonders in Europa.

    Michiel: Die Art Shows zu buchen hat sich genauso enorm geändert. Als wir anfingen, benutzte keiner Internet oder E-Mail. Der schwierigste Teil war, die Kontakte zu den Festivals zu finden. Und wenn du die Telefonnummer gefunden hattest und anrufen konntest, war der Veranstalter wirklich glücklich, von dir zu hören. Nahm sich Zeit mit dir zu sprechen und ja bitte sende mir deine Information und (VHS!)Video. Heutzutage kann jeder mit einem Computer geradezu jedes Festival in der Welt finden. Deshalb bekommen Veranstalter tausende von E-Mails, haben oft keine Zeit sie zu beantworten und setzen gewöhnlich nicht ihre Telefonnummer auf ihre Webseite. Es gibt eine Menge weniger persönlichen Kontakt bei der Büroarbeit.  Es gibt viel Festivals, die ein Online-Formualr benutzen. Sie sind alle unterschiedlich und oft braucht es mindestens 20 Minuten, sie zu auszufüllen. Ich verstehe, es ist leichter für die Veranstalter, aber eine Menge Mehrarbeit für die Künstler... 

    Jean-Michel: Wir sind sogenannte "Old-School-Künstler". Ich denke es bedeutet, wir machen hochwertige Tricks kombiniert mit verbaler Comedy. Es ist nicht unbedingt eine Storyline nötig. Es geht darum das Publikum zu unterhalten. Sicher zu stellen, dass es eine gute Zeit hat. Das ist die Story: die versteckte Botschaft, die sichtbare Botschaft, der künstlerische Wert etc. Und das machen wir.

    Michiel: Wir sind andere Personen, verglichen mit denen, die wir vor 30 Jahren waren. Das macht unsere Shows auch anders. Wir haben jetzt so viel Auftrittserfahrung, daß es bei der Show mehr und mehr um die reine Performance geht, und die Fertigkeiten, obwohl wir sie noch ausführen, sind weniger wichtig.
     

    artbild_350__present_The_FlTrottoir: 30 jahre Zusammenarbeit ist ein lange Zeit. Das ist längrr als die meisten Ehen dauern. Wie regelt ihr das, noch zusammen-arbeiten zu können, nach all den Jahren?

    Michiel:
      Zu allererst, es ist keine Ehe. Sicher gibt es eine Menge Ähnlichkeiten, wenn man so intensive zusammnearbeitet. Aber wir haben die Wahl für einige Monate oder sogar Jahre nicht zusammen zu arbeiten und dann wieder anzufangen. In den meisten Ehen funktioniert das nicht.

    Jean-Michel: Sicher hatten wir unsere Differenzen und Streitereien. Aber wir sind nur ein paar Mal richtig heftig aneinander geraten. Und das war gewöhnlich, wenn wir weit weg von zu Hause waren, und zu viel gearbeitet hatten. Sogar dann, geht man eine Runde spazieren, machst eine kleine Pause, trinkst am nächsten Tag einen zusammen und lachst drüber.

    Michiel: Es ist nicht immer einfach, aber wenn du die Unterschiede zwischen einander akzeptieren kannst oder sogar schätzen lernst, lässt das einen weitermachen. Und wenn wir auf einem Festival sind, wo viele Leute in guter Stimmung sind, und wir eine schöne Show machen müssen, wo du die Leute zum Lachen bringst oder glücklich machst; es gibt nichts Vergleichbares. Es ist ein solcher Thrill. Und wir können das zusammen machen. Das ist eins der Dinge, das uns zusammen hält. 


    artbild_400_fire_The_FlyingTrottoir: Was sind die besten Erinnerungen?

    Jean-Michel: Ehrlich, da gibts so viele, schwer einige raus-zupicken. Letzten Sommer musste ich meine Familie für einen Monat nach Europa mitnehmen. Das war eine grosse Aktion. Aber es war es wert. Wir waren alle zusam-men beim Lugano Buskers Festival. Schwimmen am Tag und Auftritte am Abend, wäh-rend wir in diesen wunder-baren Apartment oben am Berg untergebracht waren. Das Beste beider Welten verbinden. Ferien mit meiner Familie und Auftreten bei einem großen Festival vor einem großartigen Publikum.  

    Michiel: Mir kommt das selbe in Erinnerung. Ich habe meine ganze Familie in den letzten paar Jahren bei einige Reisen dabei gehabt. Wir gingen mit den The Flying Dutchmen nach Japan und meine Frau Maike Aerden hatte Verträge bei den selben Festivals. So brachten wir beide unsere Kinder dahin. Es ist fantastisch. Auftreten an den Wochenneden, Tourist sein während der Woche in einem der besten Länder der Welt. In der Lage sein, das mit seinen Kindern zu teilen ist magisch.


    Trottoir: Wie lange glaubt ihr werdet ihr noch mit den The Flying Dutchmen auftreten?

    Jean-Michel: Wir sind die Rolling Stones der Straßenkünstler genannt worden, weil wir mehrere Male gesagt haben, das wir aufhören, aber immer wenn wir auf diese Fragestellung zurückkamen, begannen wir wieder gemeinsam zu touren. Ich habe und hatte mehrere unterschiedliche Karrieren, aber Straßenkünstler bleibt die Beste. Gelächter ist Leben! Ich versuchte seit Jahren aufzuhören, aber du kannst den Clown nicht aus dem Mann raus bekommen. Wir fanden zusammen eine gute Balance, auf der Bühne wie im Leben, es ist wie Einradfahren! Es ist immer noch ein Vergnügen, mit Michiel zu arbeiten, was wir zusammen haben ist sehr special, und wird es immer sein. So werden wir weitermachen, weil "Yes, we can" !

    Michiel: Ich stimme zu. Solange wir können, werden weitermachen. Es gibt nichts Vergleichbaree. Wir sind immer noch gut in Form und dieser Jo hält dich in guter Form. Ich freue mich bereits auf den nächste Sommer, wenn wir wieder auf die Strasse können. Selbstverständlich sind 30 Jahre eine Hausnummer. Es bedeutet wirklich nichts. Aber nichts destotrotz, es fühlt sich schon besonders an, dass etwas, das begann, weil einer von uns müde war und der andere gerade zufällig vorbei kam, immer noch nach so vielen Jahren weitergeht. Wir kennen einander möglicherweiser besser, als irgendein anderer in der Welt. Wir haben all die Lebensphasen des jeweils anderen erlebt. Wir haben mehr als tausend Show zusammen gemacht. Und wir lieben es immer noch. So lange da diese Liebe ist, werden wir niemals aufhören.  


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     Jean-Michel Paré (the Canadian)                              Michiel Hesseling (the Dutchman)
     

    Michiel Hesseling

    The Flying Dutchmen

    Mobile: +31-6-50667755

    WebInfo: The-flying-dutchmen.com/deutsch

    Facebook: facebook.com/juggling.unicycling

    E-Mail: michiel@the-flying-dutchmen.com




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    Im folgenden das ganze Interview in englisch.


    The Flying Dutchmen
    are celebrating their 30 year anniversary in 2018. The Flying Dutchmen are a well-known name among performers and organizers alike. The last 15 years they worked mainly in Canada, Japan and New-Zealand. But last year they decided to shift their focus back to Europe and a fully booked summer was the result. We have Michiel Hesseling (the Dutchman) and Jean-Michel Paré (the Canadian) here to ask them some questions.


    Trottoir:
    Well, the first question seems obvious. A Dutchman and a Canadian, how did you two meet?

    Michiel: We now live in a globalized world, but for performers it has always been like that. You travel around the world to perform everywhere you can. So in 1988 I was performing as a solo performer at the Halifax Buskers Festival and Jean-Michel was performing there with his partner at the time, Jonathan.

    Jean-Michel: I was just done with my last show of the day and rode my three unicycles back to storage. On the way back I encountered Michiel, who had a great performing pitch that day. He had a crowd waiting for his show, but he had already done three shows and was quite tired. When I stopped for a chat, he suggested we do an improve duo show for the people there. So we did. It so happened that the organizer of the festival saw that show and afterwards he said to us “if you two start working together, you can come back again next year”.
     

    Michiel: Years and years later, I found out that my present wife, Maike Aerden, also watched that first show. Small world. Anyway, we talked that evening. Jean-Michel mentioned that he was not happy with the show he was doing and wanted to quit that working relationship. I had a contract for the spring of 1989 in Japan for 9 weeks. I had been working solo for a few years and started to get a little bored with all the travelling by myself. So I asked him if he wanted to come along for that contract. He said yes. So I called my agent, Japan Media Exchange, and asked them if I could come with the new duo act. They said it was really only for Dutch performers, since it was a Dutch festival in Japan. But maybe if we had a Dutch name… So I said: how about The Flying Dutchmen? They agreed and it was done. That is why a Dutchman and a Canadian work as The Flying Dutchmen.


    Jean-Michel: We went our own way and 7 months later we met again in Amsterdam. From there we flew to our first gig in Japan. We didn’t really know each other, we didn’t even know what skills the other had. In the days to get over our jet-lag in Osaka, we put a show together and had a fantastic 9 weeks at our first contract. We had fun, made good money and on top of that Michiel met a Dutch lady that he stayed with for 7 years and I met an American lady that I stayed with for 7 years. All and all it seemed like a good start!


    Trottoir:
    Sounds like a good start indeed! Did the success continue?

    Michiel: Yes, we had a very good first year. We performed at quite a few festivals in Canada and Europe. We won first prize at four of those festivals. So it seemed like we were onto something!


    Trottoir:
    What do you think made your act so successful?

    Jean-Michel: It is hard to see in the beginning. We both had and have a lot of skills. My expertise is with unicycles and jumped from 1, to 2, to 3, to 4 meter unicycles in midair. And Michiel had a very high skill level with juggling. And we both could also perform with the skill of the other. Although not at the same level.

    Michiel: But in the end that is not what defined The Flying Dutchmen, what made us win those prices, I think. People kept telling us that the chemistry on stage between us was what they enjoyed most about our act. The relationship between our two characters. That is what made the act funny and interesting to watch.


    Trottoir:
    What are those characters?

    Jean-Michel: Well, I am the silly character, the August Clown type if you will. And Michiel is the straight man. The White Face Clown. Since this came natural to us, we didn’t have to fake it on stage. That makes it very believable.


    Trottoir:
    So you mean that you have these characters also off stage?

    Michiel: Yes, very much so. I tend to put a lot of thought into things. Jean-Michel is more impulsive. I am quite organized, Jean-Michel is, well, different… haha.


    Trottoir:
    Doesn’t that make it difficult to work and travel together?

    Jean-Michel: Yes and no. You have to get used to the other and accept how the other is. At first we ran into some issues, but we found a way to work with it.

    Michiel: For example, at first we were trying to manage our bookings together. But pretty soon we realized we were too different to make this work. So we decided that I would be our manager and Jean-Michel would pay me for this. This way we didn’t have to force a way of working that wasn’t going to be successful. We had a clear agreement that worked for both of us. Like Jean-Michel said, you have to accept each other for who you are. Sometimes, if I would get frustrated with his lack of punctuality or way of dealing with things, I would remember that this difference in personality is also what made our act successful. So if I would want him to change, it would also be the end of our act.


    Trottoir:
    Your first year was a good reason to continue. What happened next?

    Jean-Michel: I moved to Amsterdam. We were starting to work together full time. Thirteen months every year. It was not practical to live on two different continents. Since our main market was in Europe, it only made sense that I moved there.

    Michiel: The times were very good for street performances at festivals. In the early nineties there were big budgets for cultural events and open air festivals were very popular. The sky was the limit. We performed all over the world with a focus on Japan, New-Zealand and Australia, Canada and of course Europe. There was a solid core of high level street performers that we would meet at all the different festivals. It was a blast, travelling constantly, doing great shows at great festivals. We couldn’t get enough of it.

    Jean-Michel: Also, we just kept winning prices. That of course helped to get more and more bookings.


    Trottoir:
    This just kept going for thirty years?

    Jean-Michel: No, it didn’t. Not because we didn’t get any more contracts, but because we made decisions that made it hard to continue the way we did. We worked solid for about seven years. Than we slowed down a bit.

    Michiel: Doing the very intense touring and doing all the management on top of that took its toll. My body gave me some pretty clear signs that it was too much. So we slowed down. For a few years we still worked a lot, but not nearly as much as before.

    Jean-Michel: I met a lovely French Canadian woman and decided to move back to Canada. For a few years we still travelled quite a bit and I brought my girlfriend along. But then my first baby arrived. It was time to settle down and focus on the family.

    Michiel: We still did a few festivals every year and then it stopped all together for a few years. It was too complicated to do bookings for Europe, since in Europe the contracts are usually for a few days. You have to coordinate a couple festivals in a row to make it worth it to fly in from Canada. Our focus just shifted to other things for a while.


    Trottoir:
    What did you do to make a living in those years?

    Jean-Michel: I started doing commercials and working as an actor again. I also learned the trade of building furniture and houses.

    Michiel: I started working a lot for a company called More Balls Than Most. Performing for companies and organizations in Holland. I also set up a computer business, visiting small companies or people at home to fix their computer problems. I could choose my own hours for this, so it combined perfectly with the other performances.


    Trottoir:
    Quite a change in a lifestyle!

    Jean-Michel: Indeed. My wife and I had three more children along the way. We moved to the countryside and focused on raising our children.

    Michiel: I got married as well and now have two children. Still living in Amsterdam, enjoying family life.

    Jean-Michel: But our children are a bit older now, so a few years ago we decided it was time to do some more shows again.


    Trottoir:
    There was quite a few years you didn’t work at all?

    Michiel: Well, only three or four. I am not sure. After those years we started doing the occasional festival again. Mainly in Canada, Japan and New-Zealand.

    Jean-Michel: Festivals that would last more than a few days and it doesn’t matter if you both travel from different continents to that country, because it is far away for both of us!

    Michiel: About 5 years ago we started to work more and more again and last year we had a full on tour in Europe for the summer.


    Trottoir:
    I hear you work in a lot of different countries, but I also understand that you have a verbal show with lots of comedy. Do you always speak in English?

    Jean-Michel: No, that wouldn’t work in a lot of countries. We have learned our show in different languages. We can perform in English, German, French, Spanish, Italian, Dutch and Japanese.

    Michiel: That is also part of the fun. Every culture has a different sense of humor. So you not only have to change the language and always look for new translations, but also adapt to the humor of the different cultures. Our show in Japan is quite different from the one we would perform in Germany for example.


    Trottoir:
    Do you have favorite countries or places?

    Jean-Michel: I love the nature in New-Zealand, so whenever we get to perform there, I stay a bit longer and travel around there.

    Michiel: The German crowds are very good. They are really open and their attitude seems to be: we think you are good and are with you, unless you turn out to be not so good. In France for example it seems to be more the attitude of:  we don’t know if you are good, so first proof it and then we are with you all the way. 

    Jean-Michel: Every country has its positive side. In Japan we love the crowds and the food is fantastic. Canada has great festivals and you often stay in a five star hotel. Italian audiences are really warm. In Spain you usually don’t work until very late in the evening when everybody is ready to party. In Holland, the crowds are also very good and it is not much of a drive from Amsterdam, where ever you go!


    Trottoir:
    Do you still have a wish list for places to perform?

    Michiel: I would love to work in South-Africa. I have never been there and I hear great stories about it. The same goes for South-America.

    Jean-Michel: I would like to perform at every festival in the world. So we still have to keep going for a few more years!

    Michiel: There is still so many great festivals out there. Whenever you think you have heard of them all, a fellow performer will tell you about another one yet again.


    Trottoir:
    What are the differences between now and when you started?

    Jean-Michel: When we started there were no portable wireless microphone systems yet. Most shows performed “unplugged”. Or used a wired microphone. But that is of course not possible when you are juggling or on a tall unicycle. After a couple of years, everybody suddenly started to have wireless microphones. That changed the dynamic of shows. The audiences could be bigger and you could perform without having to yell really loud.

    The amount of performers seemed to be smaller back then. We used to work very often with the same group of performers at many festivals. Now there seem to be a lot more performers. Especially in Europe.


    Michiel: The way of booking shows has changed tremendously as well. When we started, nobody used internet or e-mail. The hardest part was to find the contacts for the festivals. And if you did find a phone number and you would call them, the organizer would be very happy to hear from you! Take the time to talk to you. And yes, please send me your information and (VHS!) video! Now everybody with a computer can find just about every festival in the world. That is why organizers get thousands of emails and often don’t take the time to respond to emails and usually don’t put their phone number on their website. There is a lot less personal contact when you do the office work. There are a lot of festivals that use an online application form. They are all different and often take at least 20 minutes to complete. I understand it is easier for the organizers, but it is a lot of extra work for the artists…

    Jean-Michel: We are so called “old school performers”. I think it means that we do high skill tricks combined with verbal comedy. There is not necessarily a storyline. It is about entertaining the audience. Making sure they have a good time. That is the story, the hidden message, the visible message, the artistic value etc. And that is what we do.

    Michiel: We are different people now compared to 30 years ago. That makes our show different as well. We have so much performing experience now, that the show becomes more and more about performing and the skills, even though we still do them, become less important.


    Trottoir:
    Thirty years of working together is a long time. That is longer than most marriages last. How did you manage to still be able to work together after all these years?

    Michiel: First of all, because it is not a marriage. Of course there are a lot of similarities when you work so intensively together. But we have the choice to not work together for several months or even years and continue again after that. In most marriages that doesn’t work.

    Jean-Michel: Of course we have had our differences and arguments. But we only really got into a big fight a few times. And this was usually when we were far away from home and been working too much. Even then, you go for a walk, take a little break and have a drink together the next day and laugh about it.

    Michiel: It is not always easy, but if you can accept the differences between you or even appreciate them, it makes it work. And when we are at a festival where there are lots of people that are in a good mood and we get to do a beautiful show where you make the people laugh and happy, there is nothing like it. It is such a thrill. We can do that together and that is one of the things that keeps us together.


    Trottoir: What are you best memories?

    Jean-Michel: Honestly, there are so many, it is hard to pick a few. Last summer I got to bring my whole family to Europe for a month. That was a big operation. But well worth it. We were all together at the Lugano Buskers Festival. Swimming in the lake during the day and performing in the evening while we stayed at this beautiful apartment on top of a hill. Combining the best of both worlds. On holiday with my family and performing at a great festival with great audiences.

    Michiel: For me the same comes to mind. I have brought my whole family along on a few trips in the last couple of years. We went to Japan with The Flying Dutchmen and my wife Maike Aerden had contracts at the same festivals. So we brought both our kids there. It was fantastic. Performing in the weekends and being tourists during the week in one of the best countries in the world. To be able to share that with the children is magical.


    Trottoir:
    How long do you think you will perform with The Flying Dutchmen?

    Jean-Michel: We have been called The Rolling Stones of street performers, because we have said several times that we would quit, but always came back on that decision and started touring together again. I have and have had many different careers but street performing remains the best. Laughter is life! I tried to quit for years but you can’t take the clown out of the man! We found a good balance together, on stage as well as in life, it is just like unicycling! It is still a pleasure to work with Michiel, what we have together is very special and will always be. So we will keep going because “yes, we can”!

    Michiel: I agree. As long as we can, we will keep going. There is nothing like it. We are still in good shape and this job keeps you in good shape. I already look forward to the coming summer when we can go on the road again. Of course 30 is just a number. It doesn’t really mean anything. But nevertheless, it does feel special that something that started because one of us was tired and the other just happened to pass by, is still going after so many years. We probably know each other better than anybody else in the world. We have witnessed each other’s phases in life. We have done more than a thousand shows together. And we still love it! As long as the love is there, we will never quit.

    2018-01-09 | Nr. 98 |





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