Vom 1. bis 12. Novemver finden unter dem Namen AUSGESCHLAFEN! die Kabarettwochen in der ufaFabrik statt.
Das Eröffnungsprogramm der Reihe AUSGESCHLAFEN!, wird moderiert von Felix Römer, mit dabei sind Matthias Ningel, Till Reiners, Ahne und Helene Mierscheid.
Ob genreübergreifend oder interdisziplinär – die Freiheit innerhalb künstlerischer Ausdrucksformen zu wählen oder sie miteinander zu verbinden ist groß und - das ist auch gut so! Und dann gibt es - fast unbemerkt – auch die leisen Veränderungen innerhalb einzelner Genres.
So hat das politische Kabarett in den vergangenen Jahren aufgrund beschleunigter gesellschaftlicher Veränderungen, Kabarettisten mit anderen Formen des kritischen Hinterfragens hervorgebracht. Scheinbar harmlos wird geplaudert, gescherzt oder die Unbill der Gegenwart beklagt, ebenso beiläufig wird dem Volke (und nicht nur der politischen Repräsentanz) aufs Maul geschaut und auf die Füße getreten.
Ob mit oder ohne Migrationshintergrund, ob Tierfreund oder Fleischkonsument, Nerd oder digitale Blauäugigkeit, ob Bekleidungs- oder Kosmetikindustrie, die eigentlich Verantwort-lichen für unseren vernetzten Planeten werden ins Scheinwerferlicht gerückt – alle – jeder von uns!
Eröffnungsshow – 01. November
Matthias Ningel – 02.-03. November
Nachdem Matthias Ningel mit seinem ersten Programm Omegamännchen über sieben (nämlich acht!) Kleinkunstpreise erntete und deutschlandweit konzertierte, scheint er seine künstlerische Reifeprüfung erfolgreich bestanden zu haben. Heißt das, er ist jetzt endlich erwachsen? Ist da ein Küken flügge geworden? Wohl kaum! Als junger Milder seiner Generation vermeidet er es weiterhin sich den Herausforderungen des Lebens zu stellen. Mit Gesang, Klavierspiel und Wortbeiträgen widmet sich Matthias Ningel in seinem zweiten Programm Jugenddämmerung den Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens.
Faltsch Wagoni - 04. November
Faltsch Wagoni malen sich eine Zukunft aus, in der nicht Hohn ausgeschüttet wird, sondern Honig und in der sich alles um Ent-Sorgung dreht, also um die Befreiung von Sorgen und Ängsten, von Geldgier und Bürokraten-Irrsinn. Silvana Prosperi packt den Stier bei den Hörnern und Thomas Prosperi schwingt das Zepter der Poesie. Gemeinsam bieten sie der Dummokratie Stirn und Paroli. Sie spielen die postpunkige Polit-Polka und das Chanson d’Amour im Herzrhythmus der Toleranz. Die Liebe gewinnt, die Politik beugt sich dem Diktat der Empathie und muss sich neu erfinden. Klingt nach Zukunftsmusik - ist es auch, aber auf der Bühne von Faltsch Wagoni wird es zur Gewissheit.
Duo Onkel Fisch – 07.-08. November
Deutschland – ein einziges Lobbyparadies!
80 Prozent der Deutschen wollen keine Waffenexporte, trotzdem sind wir der drittgrößte Waffenhändler der Welt. Damit nicht nur die Lobbyisten lachen, ist es jetzt Zeit für das Expertenteam im feinen Anzug und mit feinem Näschen. Das Duo ONKeL fISCH analysiert genüsslich die besten Lobbyisten-Tricks: Von Schmieren über Kungeln bis In-den-Puff-einladen, was die Kriegskasse hergibt.
Der erfolgreiche Lobbyist weiß – die Wortwahl ist entscheidend. „Chlorhühnchen“ klingt eklig? Besser: „Aktives Pool-Geflügel mit Freischwimmer“. Deutsche Panzer für Afrika? Ach nein: „Leopard 2-Auswildern in der Savanne“ ist doch viel niedlicher. Und gegen die kritischen Stimmen besorgter Bürger gibt’s bestimmt schon was von Ratiopharm.
Ahne - 09. November
Der Anfang eines neuen Jahres ist auch meistens der Anfang des Scheiterns der neuen Vorsätze. Aber warum eigentlich so pessimistisch? Warum nicht Ahne fragen, was er sagt. „Wir schaffen das schon“ sagt er. Ein Satz, der an Deutlichkeit kaum zu übertreffen ist. „Wir“, das sind wir alle, also das geneigte Publikum und Ahne selbst, der auf der Bühne den Kasper macht, seine neuen Texte vorliest, sich mit Gott unterhält und auch mal singt, mit glockenhellem Stimmchen. „Wir“, das ist das Volk, das umschließt sämtliche Menschen auf der gesamten Erde, aber auch Tiere und Pflanzen und den ganzen Rest (Pilze, Traktorreifen, Altöl). Und wenn jetzt jemand behauptet, das sei doch ein Zitat von Angela Merkel, kann Ahne nur müde lächeln, denn diesen Satz hat er bereits viel früher gesagt, 1976, beim Abtrocknen, zu seiner Mutti.
Till Reiners – 10.-11. November
»AUKTION MENSCH« − Von wegen, »In unserem System ist ein Menschenleben nichts mehr wert!« Manchmal lassen sich bis zu mehrere Tausend Euro rausschlagen! Wer sich optimiert, der wird auch nachgefragt.
Deshalb hat Till Reiners seinen Bachelor in Opportunismus um drei Semester verkürzt und geht als gutes Beispiel voran. Er ist jetzt noch besser. Sein Motto ist das seiner Generation: »Jeder kann es schaffen, besser zu sein als alle«.
Sein neues Programm widmet sich dem, was unsere muckelige Gesellschaft zusammenhält und so liebenswert macht: Konkurrenzdenken, Abwertung und Konsum. Das sympathische Allerweltsgesicht meint dazu: »Die Frage ist dabei ja nicht: Wie schrecklich kann ich das finden? Sondern: Was macht daran eigentlich soviel Spaß, dass ich mitmache?«.
Muhsin Omurca - 12. November
Alle kommen nach Deutschland: die Syrer und die getürkten Syrer. Ja, selbst die Vietnamesen und Kongolesen wollen auf einmal Syrer sein. Die Integrations-Industrie ist auf kaltem Fuß erwischt und total gelähmt worden; sie stöhnt nur noch „Was tun? Wie weiter? Müssen wir den Film mitten drin stoppen und wieder von vorne anfangen oder was?“ Nein, nicht doch! Wozu sind die Türken da? Immerhin haben sie 40 Jahre Integrations-Experimente auf dem Buckel, die ihre Spuren hinterlassen haben. Die Erfahrungen der Türken – der ewigen Integrationsfahrschüler Deutschlands – sind Gold wert. Jetzt kann die deutsche Gesellschaft auf sie zählen. Denn Integration ist unser aller Döner. Endlich sind die unterschätzten und verkannten türkischen Eigenschaften wie Pragmatismus und Erfindergeist am Zug und werden ihre Renaissance erleben.
Muhsin, der Vater des Migrantenkabaretts in Deutschland und noch nicht anerkannte Integrationsexperte, kennt seine Landsleute und die Deutschen wie kaum ein anderer und schlägt u.a. vor: „Integration a la IKEA“…Wie üblich mit selbstgezeichneten Cartoons.
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