Ein kalter Wind weht einem entgegen, wenn man auf dem Weg zur neuen Messe Freiburg über menschenleere, riesige Areale Ausschau nach der Kulturbörse Freiburg hält. An den Autos sollt ihr sie erkennen! Jaaa, vor dem Haupteingang stehen sie, die Busse, Lkws und bunten Pkws der fahrenden Kollegen. Daneben wie üblich die nobleren Karossen der Veranstalter, Agenturen und Organisatoren.
Die 13. Kulturbörse Freiburg hat einen neuen Standort, mit mehr Platz für die Stände und weniger Atmosphäre im gesamten Ambiente. Mehr Stände, mehr Kurzauftritte, mehr Zeit,...mehr Clowns? Laut Katalog gab es 16 Stände mit der Kategorie Clownerie, sowie 36 Clown – Nennungen bei Agenturen, macht zusammen 52 Clowns bzw. Clowngruppen, wobei es wohl noch eine gewisse Dunkelziffer gibt, da sich einige Clowns (wohl auch aus Marketinggründen) unter der Rubrik Comedy nennen ließen.
Clowns sind also keineswegs eine aussterbende Spezies, sie stehen zur Zeit nur nicht im Mittelpunkt des Interesses. Aber wer weiß, eine Welle folgt der nächsten und wenn ich mir die Entwicklung der letzten 30 Jahre anschaue ( politisches Kabarett - Straßentheater - Pantomime – Clownpower – freies Theater – Comedy ) wäre der Clown demnächst mal wieder dran. Krisen haben ja mehr oder weniger alle, vom Veranstalter über den Künstler bis zu den Agenturen, das ist nichts Neues.
Ich habe mich gefreut Kollegen zu treffen, die mutig genug sind, ihren eigenen Visionen zu folgen und nicht nur dem gut verkaufbaren Mainstream. Das Clownduo KASPAR & GAYA präsentierte das Modell ihres neuesten Projekts der Schaubude Blendwerk. In einem kleinen Zelt mit 50 Zuschauerplätzen lassen sie die alte Tradition der Freak Show wieder aufleben. Unter dem Leitsatz „Des einen Not – des anderen Brot" zeichnen die beiden Clowns in ihrer Kuriositätenshows den Zauber von all den Sonderlingen nach, dem tanzenden Krüppel, der singende Wolfsmensch, die tobenden Zwerge. Zu sehen sind sie damit unter anderen bei Folklore im Garten Wiesbaden 24. – 26.8.01.
Die in Saarbrücken lebende Schweizerin Barbara Duss wagt sich mit ihrer Clownin Charlotte außergewöhnlich und witzig an das Thema Gewalt, in ihrem Programm „Charlotte gegen Gewalt".
Das Koblenzer Clownduo Zopp & Co macht auch nicht Halt vor dem Großmeister Shakespeare, die Clowns spielen frei nach Shakespeare „Die große Tragödie oder Romeo und Julia", ein äußerst vergnügliches, abendfüllendes Programm für Erwachsene. Seit Jahren macht sich auch das Clownduo August & September über Literaturstoffe her, um ihnen als Clowns eine neue Note zu geben, Carmen und Münchhausen sind die sehenswerten aktuellen Produktionen. Die in Deutschland lebende und aus Kasachstan stammende Clown Company Sintez Buff brilliert in russischer Clowntradition, die sich durch die Wesenhaftigkeit der Figuren auszeichnet und Handwerk mit Poesie, Charme und Chaos kombiniert. Last but not least zeigten Les Frites Foutues ihre abgedrehten, musizierenden Hühner, ein clownesker Walking Act deren spezielle Komik, aus genauer Beobachtung und komödiantischer Finesse besteht.
Diese wahrlich nicht vollständige Auswahl von neuen Clownprogrammen zeigt, dass einige Clowns zum Teil schon seit Jahren „Neuland" betreten. Leider sind die Veranstalter in den Abendprogrammen oft weniger mutig. Die Clowns werden immer noch allzu oft in die Ecke der Kinderbelustigung, Luftballonkneter und albernen Pappnasen gestellt (die es natürlich auch gibt). Wo sind die vorausschauenden Veranstalter, die die innovativen Möglichkeiten der Clowns zeigen und fördern? Warum gibt es in Deutschland keine Stadt, kein Kulturamt, kein Theater, das ein Clownfestival organisiert? Es wäre doch mal schön, die Zeichen der Zeit im Voraus zu sehen, anstatt einer Welle immer nur hinterher zu laufen. Oder ist der Bedarf immer noch so groß den einhundertdreißigsten comedyverwursteten Hausmeister, die fünfundneunzigste Putzfrauenulknudel live on Stage zu sehen? Diese ewig graubekittelten Figuren sind ja nun wirklich in jeder Breite und Länge ausgerungen worden und ich hoffe auf ein Ende der Peinlichkeiten.
Die Clowns haben wesentlich mehr zu bieten. Sie sind Wanderer zwischen den Welten und haben die Möglichkeit über Alles zu sprechen – das Reale und das Surreale; Fantastisches kann sich mühelos mit dem Alltäglichen verbinden, Poetisches mit Drastischem; eine Chance zur künstlerischen Freiheit, die leider immer noch zu wenig realisiert und genutzt wird.
Um der künstlerischen Freiheit willen, sind auch ambitionierte Veranstalter von Nöten, die mit einem Konzept aufwarten, das sich nicht nur dem Diktat des Etats beugt.
Ich hatte während der Messe den Eindruck, dass sich die Clowns untereinander recht wenig kennen. Ich halte es für wichtig, die Arbeit der Kollegen kennen zu lernen und untereinander Kontakt aufzunehmen, aus diesem Grund sind diesmal unter der Rubrik Aktuelles auch diverse Spieltermine veröffentlicht. Ich bitte hiermit auch alle Clowns, mir ihre Tourenpläne und Premierentermine zukommen zu lassen: an Sigi Karnath / Email: MACROBUTTON HtmlResAnchor hausting@onlinehome.de !!
Unter dem Motto Kollegen kennen lernen, sah ich den poetischen Clown Calvero, der am 19.März im kleine Saal des unterhaus Mainz mit Visa la Risa gastierte. Die Vorstellung war fast ausverkauft und Calvero begeisterte trotz der widrigen Umstände (aus Platzgründen musste er komplett auf seine Seilnummer verzichten ) sein Publikum. Nächste Spieltermine siehe Aktuelles!
Gastspiele: *Calvero 1.-30.6.Hansa-Theater/Hamburg,7.7.Kulturtage/Heilbronn,9.-18.7.Renitenz-Theater/Stuttgart,16.8.-2.9.Senftöpfchen-Theater/Köln* Kaspar & Gaya mit Blendwerk 30.6. Harlekinade/Wabern, 5.-15.7. Schaubudensommer/Dresden, 24.-26.8.Folklore im Garten/Wiesbaden August & September mit Münchhausen 1.-14.5.in den USA, 2.6.Merziger Kindersommer, mit DoN QuiCHoTE 8.+9.9 Landesgartenschau Oelde*Unter kultnet.de sind auch jede Menge Infos und Termine über Clowns und andere Künstler zu finden* Les Frites Foutues spielen in diesem Jahr ihren Dauerbrenner
Das Klezmer Orchestre clownesque (nur noch bis Nov.) unbedingt ansehen! Termine unter der Tel.0172-2362730 erfragen!