Schwarze Hose, rotes Hemd, eine spezialangefertigte Weste mit besonders vielen unauffälligen Taschen, schwarzes Dreieck als Halsschmuck und eine Melone auf dem Kopf.
Der Zauberphilosoph Andino hat sein Outfit sozusagen als Markenzeichen entwickelt.
Am 10. Juni 1976 debütierte er noch als Andreas Michel in der berühmten Tagesstätte Burg Rothenfels in Bayern und begeisterte erstmals ein größeres Publikum als Zauberkünstler. Später wurde aus diesem Debütanten selbst ein in der Erwachsenenbildung tätiger promovierter Philosoph. Unter der Überschrift „Philozauber“ präsentiert Andino ein abendfüllendes Soloprogramm, bei dem die Ideen großer Denker und die Geschichte der Philosophie auf äußerst unterhaltsame Weise mit Zaubertricks untermauert werden.
„Die Kunst der freundlichen Täuschung“ nennt Andino das. Von ganz besonderem Reiz sind seine Duo-Programme, „Saitenzauber“ und „Tastenzauber“ in denen er abwechselnd Zaubertricks und ausgewählte Musik präsentiert, begleitet von einem Gitarristen bzw. einem Klavierspieler. Das Gespräch ist für Andino die wichtigste Gemeinsamkeit von Zauberkunst und Philosophie. Beide sind auf Gedankenaustausch angewiesen. Und die Erwachsenen, die zu Beginn der Vorstellung vielleicht noch über den von Andino einleitend rezitierten Morgenstern’schen Palmström gelächelt hatten, der zwar vom Auto überfahren wurde, aber auf Grund eines gegebenen Fahrverbots zu der Feststellung gelangt, „dass nicht sein kann, was nicht sein darf“ -, diese Erwachsenen gehen nach all den philosophischen Geschichten und Zaubertricks innerlich lächelnd nach Hause, wohl wissend, dass „eine Zaubervorstellung die einzige Situation ist, in der die Zuschauer sich betrogen fühlen würden, wenn sie nicht betrogen worden wären“, wie Andino das selbst treffend auf den Punkt bringt.
Redaktion: Manfred Hilsenbeck
2006-12-15 | Nr. 53 | Weitere Artikel von: Manfred Hilsenbeck