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    Finn Jon gehört zu den großen Zauberkünstlern unserer Zeit.

    Finn Jon gehört zu den großenZauberkünstlern unserer Zeit. Der Norweger inspirierte ganze Generationen mitseiner Kunst und seiner Liebe zum Detail. Mit seiner Darbietung eine Mischungaus Poesie und Fingerfertigkeit reist er um die gesamte Welt und ist eingerngesehener Gast in den Varietés. Mit dem Ausnahmekünstler und Inspirator vonDavid Copperfield sprach unser Mitarbeiter Hartmut Höltgen-Calvero im GOPVarieté Essen.  
    

    TROTTOIR : Was fasziniert Sie an der Zauberkunst so sehr, dass nunmehr schon über vierzig Jahre auf der Bühne stehen ?

    Finn Jon : Die erste Berührung mit der Zauberkunst hatte ich mit einem recht einfachen Fingertrick, der mich faszinierte. Später im Alter von 10/12 Jahren, besuchte ich ein Zauberkunstgeschäft in Norwegen, wo nicht gerade viel an Show oder ähnlichem zu sehen war nach dem Krieg und da lernte ich einige Kunststücke. Von da an war die Faszination da, dass ich nach und nach immer mehr lernte. Bevor ich nach Deutschland kam war ich im finnischen Fernsehen und trat auf Wettbewerben auf. Dort führte ich die schwebende Kugel vor und dies war für viele Jahre meine Nummer eins. Doch inzwischen hat sich natürlich vieles auch in der Zauberkunst gewandelt, Copperfield z.B. fliegt selber, so dass die schwebende Kugel nicht mehr so interessant war. Daraufhin entwickelte ich die Illusion mit der schwebenden Krawatte, die ich zuvor von einem Zuschauer ausleihe, denn eine Krawatte schwebt eigentlich nicht. Und das bedeutet für mich die wahre Größe der Idee innerhalb der Zauberkunst. Die schwebende Krawatte ist heute solide Zauberei, die im Zeitalter des Fernsehens direkt auf den Punkt kommt und für jeden Zuschauer ist klar, worum es geht. Ich sage immer wieder zu Kollegen, dass Zauberkunst klar auf den Punkt gebracht werden muß, in einer schnelllebigen Zeit. Zu langes Reden und unklare Handlungen langweilen die Zuschauer und sie verlieren schnell das Interesse.

    T : Wann haben Sie Ihre Profikarriere als Zauberkünstler gestartet ?

    Finn Jon : Das kam auch so nach und nach. Ich war zunächst sieben Jahre Installateur und dann hörte ich auf und begann mit der Zauberkunst auf Wettbewerben, wo ich den zweiten Platz errang. Mit einer Darbietung einen Preis zu gewinnen ist das eine, für einen Profi jedoch ist eine solche Wettbewerbsdarbietung nicht brauchbar und so musste ich meine Nummer ändern. Ich hatte damals gewonnen, weil ich eine lange und gute Geschichte zu erzählen hatte und damit verband sich ein langer Aufbau auf der Bühne. Heute wäre das unmöglich, so zu arbeiten. Damals war ich viermal Preisträger der skandinavischen Meisterschaften. Aber ich wollte immer Profi sein und auch so arbeiten, nicht wie bei einem Wettbewerb. Ich bevorzuge normale Dinge, mit denen ich zaubern kann, wie z.B. eine Zigarre. Die Menschen können sie auch wenn sie weiter entfernt sitzen noch wahrnehmen, auch die anderen Requisiten. Anhand meiner Gestik und Mimik nimmt der Zuschauer wahr, was geschieht. So produziere ich nur einen Golfball, der eigentlich kaum wahrnehmbar ist, aber dennoch ist es möglich damit zu beeindrucken. Das ist eine mentale Angelegenheit. Es kommt darauf an, wie ich dem Zuschauer das Requisit und sei es noch so klein sprachlich herüberbringe. Wenn ich einen kleinen Ring aus meiner Tasche ziehe und den Zuschauern durch Interpretation sichtbar mache, brauche ich keine großen Gegenstände auf der Bühne. Es ist ein psychologischer Aspekt dem Publikum das Wesentliche nahe zu bringen. Mit kleinen Dingen zu arbeiten ist mehr psychologisch meiner Meinung nach.

    T : Sie haben einige interessante Kunststücke in Ihrer Show die sie selbst kreiert haben, wie z.B. den Tennisschläger ohne Bespannung auf dem zwei mit Rauch gefüllte Seifenblasenkugeln tanzen u.a. Wie sind Sie auf diese Ideen gekommen ?

    Finn Jon : Das ist die Entwicklung eines langen Prozesses. Ich hatte eine Show im Crazy Horse, mit der schwebenden Kugel. Immer wieder habe ich die Show umgebaut, dann habe ich mit Seifenblasen angefangen, erst mit wenigen dann mit mehr, schließlich habe ich Rauch hinzugenommen. So entstand nach und nach die Show die ich jetzt vorführe, weil ich vieles ausprobiert habe.

    T : In Deutschland gibt es ja seit einigen Jahren wieder Varietés, wie ist das in Skandinavien mit den Auftrittsmöglichkeiten  besonders für Zauberkünstler ?

    Hier gibt es nicht so viele Varietés sondern eher Night Clubs. Das ist aber nicht dasselbe, wie in Deutschland. In Skandinavien sind Künstler mehr im Galageschäft tätig. In Deutschland ist es sehr angenehm in den Varietéhäusern zu spielen. Eines meiner ersten Häuser war der Tigerpalast in Frankfurt, wo ich aufgetreten bin. Es ist nicht zu groß und nicht zu klein, um eine Darbietung, wie meine zu spielen. Ich bin zudem gern hier, weil es eine angenehme Atmosphäre ist.

    T : In etwa einer Stunde spielen Sie die zweite Show an diesem Abend im GOP Essen, sind zwei Shows hintereinander anstrengend ?

    Finn Jon : Nein, überhaupt nicht, weil es mir Freude bereitet, die Zuschauer gut zu unterhalten. Ich bin zum ersten Male hier und finde es hier sehr gut. Überhaupt gefällt mir die Arbeit im Varieté.

    T : Herr Jon, mit Blick auf die Zeit und auf Ihren zweiten Auftritt bedanke ich mich recht herzlich für das interessante Interview und wünsche Ihnen hier in Essen noch viele Erfolge.

    Finn Jon : Ich bedanke mich recht herzlich und grüßen Sie mir recht herzlich meinen zauberhaften Kollegen Wittus Witt. (Was ich hiermit getan habe. Anm. des Redakteurs.)

     

    2003-09-15 | Nr. 40 |





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