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    Jenseits von Prunk, Punk und Stunk

    Natürlich wird das humoristische Rheinland auch im Frühjahr 2004 wieder von Büttenreden und Funkenmariechen dominiert. Das gilt auch für die Kleinkunst, die natürlich nicht dem altgedienten traditionellen Karneval huldigt, sondern dem Alternativkarneval, der in den 80er Jahren als Parodie und Alternative zum traditionellen Prunksitzungsgetöse entstand. Längst sind jedoch auch dessen Schöpfungen zu festen Institutionen innerhalb des närrischen Treibens geworden, die dem Karneval alter Prägung an Popularität in nichts nachstehen.

    Das aber hat leider den Nachteil, dass es so gut wie unmöglich ist, Karten für diese Veranstaltungen zu bekommen. Die Kölner Stunksitzung etwa, berühmteste Instanz des neuen Karnevals, ist für normale Kartenkäufer nahezu tabu. Um einen der begehrten Plätze zu erlangen, muss man schon einen der vielen Akteure kennen, die gewöhnlich über beachtliche Kartenkontingente verfügen – ohne Klüngel läuft da nichts. Beim Bonner Pink Punk Pantheon empfiehlt sich eine Mitgliedschaft im Förderverein. Ansonsten ist ein präzises Timing und Durchsetzungsvermögen nötig, um beim Kartenverkauf eine gute Ausgangsposition zu erlangen. Auch die Rosa Sitzung im Kölner Limelight ist längst kein Geheimtip innerhalb der Schwulen- oder Lesbenszene mehr, sondern wird – zumindest im Publikum – vermutlich längst von Heten dominiert.

    Will man also im ersten Quartal 2004 nicht eine Unterversorgung in Sachen Humor riskieren, muss man nach Alternativen zum alternativen Karneval Ausschau halten. Und die gibt es genug – im Ateliertheater etwa, wo am 9. Januar Ralph Rochau und Frank Jakob ihr erstes Bühnenprogramm "Durchgestartet" präsentieren. Am selben Ort findet im März ein weiteres Debüt statt: Steve Nobles, Pianist texanischer Herkunft und langjähriger Begleiter der rheinischen Kleinkunstprominenz, präsentiert einen "R(h)ein texanischen Heimatabend", an dem er seine zwiegespaltene amerikanorheinländische Persönlichkeit ausleben kann.

    Rheinisches Flair gibt's auch im Klüngelpütz, wo Marko Furck und Marina Barth eine Mundartversion ihres aktuellen Programms "Unter Geiern" (rheinisch "Unger Geier") präsentieren. Am 31.12. feiert hier außerdem der Jahresrückblick 2003 "Zeitlupe" Premiere.

    Einen weiteren Jahresrückblick, als "Jahresendabrechnung" deklariert, präsentieren Seibel & Wohlenberg am 10. und 11. Januar im Bürgerhaus Stollwerck. Dort hat am 4. Februar auch ihr neues gemeinsames Programm "Keine Zeit für Höflichkeit" Premiere, indem die beiden Kabarettisten den guten Manieren nachdrücklich den Kampf ansagen. Ebenfalls im Bürgerhaus beteuern ab 28. Februar Jutta Wilbertz und Norman Eric Kunz "Ich kann nichts dafür..." – so der Titel ihres neuen Chansonabends. Chansonfreunde sollten sich außerdem den 21. März vormerken. An diesem Abend präsentiert das Senftöpfchen Tim Fischers neues Programm "Yesterday once more", das wegen des zu erwartenden großen Andrangs im Großen Saal des Hotel Maritim stattfindet.

    Fazit: Der Jahresanfang im Raum Köln/Bonn ist äußerst vielversprechend und bietet auch Nichtkarnevalisten Grund zur Freude.

    Redaktion: Guido Bee

     

    Termine:

    Atelier-Theater, Köln

                9.-10.1., "Durchgestartet" – Frank Jakob/Ralph Rochau

                5.-6.3., "Ein R(h)ein texanischer Heimatabend" – Steve Nobles

    Bürgerhaus Stollwerck, Köln

                4.-8.2., "Keine Zeit für Höflichkeit" – Seibel & Wohlenberg

                28.-29.2., "Ich kann nichts dafür..." – Jutta Wilbertz, Norman Eric
                               Kunz

    Klüngelpütz, Köln

    9.-30.1., "Zeitlupe" – Klüngelpützensemble

    Pantheon, Bonn

    ab 31.12., "Pink Punk Pantheon"                    

    Senftöpfchen, Köln

     21.3., "Yesterday once more" – Tim Fischer (im Großen Saal des
                        Maritim)

     

     

    Preise

    Deutscher Comedy Preis

    Die Verleihungs-Gala des Deutschen Comedy Preises sei so etwas wie das Klassentreffen der Komiker, meinte Moderator Atze Schröder. Damit mag er recht haben. Aber mit Klassentreffen ist das ja so eine Sache, findet sich doch hier in der Regel eine geschlossene Gesellschaft zusammen. So war es auch in diesem Jahr. Man kennt sich, man hilft sich – diese altbekannte Kölner Weisheit wird hier, wo die Etablierten die Preise weitgehend unter sich aufteilten, groß geschrieben. Klar, dass Moderator Schröder nicht leer ausgehen durfte und selbst noch mit gleich zwei Preisen ausgestattet wurde: für seine Leistung als bester Schauspieler in der Comedy-Serie "Alles Atze" und für die Existenz der Serie selbst. Warum weitere Preise für Schröder ausblieben (etwa für die lustigste Serienfigur oder den besten Atze-Darsteller), blieb rätselhaft. Da die Verleihung im Kölner RTL-Studio stattfand, war es nicht überraschend, dass noch weitere RTL-Produktionen ausgezeichnet wurden. So durfte sich die umtriebige Gabi Köster über eine Auszeichnung als beste Comedy-Schauspielerin ("Ritas Welt") freuen, und Bastian Pastewka bekam verdientermaßen den Preis für "Ohne Worte", eines der wenigen wirklich innovativen Formate. Auch der Preis für Anke Engelkes "Ladykracher" (SAT.1) als beste Sketchshow ging in Ordnung, und ohne Zweifel ist der für den besten Live-Act ausgezeichnete Dieter Nuhr ein Spitzenkabarettist. Neue Namen suchte man dagegen vergeblich, sieht man von der Newcomer-Auszeichnung an Ralf Schmitz ab, die aber wohl eher eine weitere Referenz an SAT.1 und deren Produktion "Die dreisten Drei" war. Obwohl der Sender noch einen weiteren Preis einheimste (für Hugo Egon Balders Show "Genial daneben"), siegte RTL klar mit 4:3 – andere Sender kamen eh nicht vor, außer in den Nostalgie-Preisen, die an Dieter Hallervorden und "Klimbim" gingen. Ein RTL/SAT.1-Klassentreffen also, das zumindest den Akteuren sichtlich Spaß gemacht haben dürfte – manchmal will man halt unter sich sein.

     

     

    2003-12-15 | Nr. 41 | Weitere Artikel von: Guido Bee





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