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    Kritik: „Autschn! Ein Abend über die Liebe“

    von René Marik im Quatsch Comedy Club

    Aus Anlass von Barack Obamas Wahlsieg in Amerika wunderten sich viele, welchen Einfluss das Internet als Werbeplattform hat. Einen großen Teil der jüngeren Wähler konnten die Demokraten über die neuen Medien gewinnen. In der Musikszene ist das schon seit Jahren so. Immer mehr Künstler werden zuerst durch Internetportale wie MySpace oder YouTube entdeckt. Mit René Marik ist dieser Trend nun auch in der Kleinkunst angekommen. Irgendwann im letzten Herbst bekam man plötzlich von allen Seiten Links auf ein paar Filmchen bei YouTube, die eine Handpuppe zeigten. Genauer gesagt einen Maulwurf mit grausamem Sprachfehler, der eine Barbiepuppe umwarb. Er sah in ihr Rapunzel, konnte das aber nicht aussprechen und nannte sie deswegen „Rapante“. Weil der Maulwurf außerdem über ein cholerisches Temperament von trappatonischem Ausmaß verfügt, waren die kleinen Episoden sehr lustig. Sie wurden millionenfach angesehen und alle fragten sich: Wer steckt dahinter?

    Es ist der Berliner Schauspieler René Marik, 38 Jahre alt und ausgebildeter Puppenspieler. Die Handpuppennummern hatte er aus Jux entwickelt und trat damit gelegentlich in bunten Programmen von Kollegen wie etwa Kurt Krömer auf. Nachdem die Internet-Filmchen aber einen derartigen Erfolg hatten, stellte er ein abendfüllendes Programm mit dem Titel „Autschn! Ein Abend über die Liebe“ zusammen und ging damit auf Tournee.

    Überraschenderweise beginnt der Abend im Quatsch Comedy Club nicht mit einer Puppennummer. Sondern mit dem schmalen, melancholischen Marik höchstpersönlich, der im dramatischen Licht vor einem Mikrofon steht und ein Liebeslied croont. Das Publikum – das vor allem auf den Maulwurf wartet – ist irritiert, aber guten Willens. Tatsächlich bekommt es in den nächsten knapp zwei Stunden alles, was es erwartet hat. Für jede eingetroffene Pointe bedankt es sich mit brüllendem Lachen. Wenn der Maulwurf ein besonders gelungenes „Mann-o“ – ein weiteres Markenzeichen – von sich gibt, wiederholt das Publikum den Ausruf, ganz wie beim Kasperle-Theater. Derart unterhalten, nimmt es auch Mariks eingestreute Gesangseinlagen brav, aber etwas ratlos hin. Die „Zugabe!“-Rufe der Schnäppchenjäger noch vor Ende des Schlussapplauses zeigen Wirkung, man bekommt noch ein paar Nummern mehr fürs Eintrittsgeld, und so sind am Schluss alle zufrieden. Nur die Rezensentin macht sich Gedanken darüber, wie schade es ist, dass man einen so schillernden Künstler wie René Marik alleine vor dem Computer entdeckt hat. Schöner und passender wäre es gewesen, in ein so charmantes Programm zufällig hineinzugeraten und sich mit einem anderen, staunenderen Publikum darüber zu freuen.

    Redaktion: Susann Sitzler

    2008-12-15 | Nr. 61 | Weitere Artikel von: Susann Sitzler





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