Hans Werner Olm in den Wühlmäusen
Für einmal hat es sich gelohnt, dass man durchgehalten hat. Am Ende des zweiten Teils von „Sing dein Ding“ hat man endlich verstanden, was das alles soll, was Hans Werner Olm hier auf die Bühne der Wühlmäuse brachte. Zuvor hatte er zwei Stunden lang Dinge getan, die einen irgendwie ratlos machten. Er hat von Popo und Poppen erzählt, die üblichen Verdächtigen beleidigt (Nichtraucher, Ausdruckstänzer, Angela Merkel), relativ unvermittelt vom Leben im Rock’n’Roll angefangen und dazwischen immer wieder mit seiner eigens für dieses Programm – aus Mitgliedern von Knorkator, der Harald-Schmidt- und der Mickie-Krause-Band – zusammengestellten Combo gespielt. Deren solides Rocken und die hervorragende Soundtechnik der Wühlmäuse machten diese Teile zu den Vergnüglichsten des Abends. Auch schien Olm beim Singen wesentlich mehr bei sich zu sein als bei den Nummern dazwischen. Dennoch war die Qualität der Musiknummern sehr unterschiedlich. Mal war es ein sauberes Eins-zu-eins-Covern von Stücken wie „One Vision“ von Queen oder „With a little help from my friends“ von Joe Cocker. Dann wieder selbst verfasste Texte auf bekannte Melodien („Komm werd’ schwul“ zu „Don’t be cruel“). Nach der Pause kam Olm für ein sehr druckvolles „böse“ von Knorkator im Kostüm seiner riesenhaft-verhuschten Bühnenfigur Luise Koschinsky auf die Bühne. Noch immer wirkt der Kabarettist durch seine Stimme und seine Physis, noch immer ist er schlagfertig und auf Manfred-Krug-hafte Weise attraktiv. Aber alles, was er mit diesen Mitteln anstellte, folgte keinerlei Dramaturgie, hatte keine Aktualität; ohnehin war ein Großteil der Pointen aus seinen alten bis uralten Programmen zusammengesammelt. Erst ganz zum Schluss, nach der ersten Zugabe, murmelte Olm, dass es ein ganz alter Traum von ihm gewesen sei, den er sich mit dieser Band erfüllt habe. Endlich ist es raus: Olm will einfach nur rocken! Aber warum tut er es dann nicht einfach und verzichtet auf die Halbherzigkeiten dazwischen? Olm, sing dein Ding, und gut is’!
Redaktion: Susann Sitzler