Richard Rogler putzt sich durch die Republik
Die gute Nachricht nach der Bundestagswahl: Camphausen ist wieder da. Wie schon vor vier Jahren startet Richard Rogler in der Rolle des alternden Revoluzzers Camphausen, in die neue Legislaturperiode. Dieses mal hat es Roglers Liebling aber hart getroffen: Die Frau hat die Scheidung eingereicht – und das nachdem Camphausen 20 Jahre den Hausmann gegeben hat. Etwas desorientiert und um so mehr desillusioniert fegt er über die deutsche Gesellschaft hinweg: »Der Deutsche ist nur dann richtig gut, wenn er schlecht drauf ist«. Ob Camphausen mit seiner Männergruppe »Kleeblatt« auf Sylt in einem noblen Fischrestaurant in seiner Che-Guevara-Lederjacke aufkreuzt und einen Skandal nach dem anderen provoziert (»die Sylter sind das einzige Piratenvolk der Welt, das ohne Boote auskommt«) oder ob er im trauten Heim allein mit dem Wischmob Putzhilfe gibt und freiweg die Bühne kehrt (»da kann ich nebenbei noch telefonieren«), Richard Rogler gerbt allen tüchtig das Fell. Da kann Gerhard Schröder noch so lange im Kanzleramt rufen »Ich will da raus«, Camphausen beschert ihm die Quittung für vier Jahre >Reformen<: »Der soll erst einmal einen klaren Gedanken fassen.« Joschka Fischers Leben von Hollywood verfilmt (»Adorno gespielt von Heinz Schenk«) oder der betuchte Bürger, der sich beim »besser verdienenden Italiener« übers Ohr hauen läßt, nichts entgeht Roglers bissiger Ironie. Mit seinem nunmehr fünften Soloprogramm seit 1986 zeigt Rogler wieder einmal, warum er zur Spitze des politischen Kabaretts in Deutschland gehört. Obwohl er nie eine Schauspielerausbildung durchlaufen hat, arbeitet Rogler mit einer grandiosen Gestik und Mimik, die allein schon ausreicht, das Publikum zum Lachen zu bringen. Da bestellt man bei Camphausens Firma »Bildungsflitzer Europa 3000«, die alle außer der FDP (»ein hoffnungsloser Fall«) berät, gerne ein paar Zugaben
Redaktion: Christoph Pierschke