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    Kritik:Hölbling-Komik!


    Die meisten Dinge des täglichen Lebens lehnt er ab. Nur Weniges, etwa Kammblasen oder Hoppsalauf, hat für ihn “Schneid”. Die Rede ist von “Helfried”, der Kunstfigur des Kabarettisten Christian Hölbling. “Komik” nennt der österreichische Künstler das, was er in seinem Programm “Helfried kommt!” veranstaltet. Oder genauer gesagt “Christian Hölbling-Komik”. Und überaus korrekt geht es zu, wenn Helfried dem Publikum eine durchaus enorme Lebenserfahrung auftischt. Diese speist sich möglicherweise ausschliesslich aus, gern auch zitierten, Sprichwörtern. Auf wesentliche Bestandteile des Abends, nämlich Humor und das Absingen von insgesamt dreizehn Liedern, wird gleich zu Beginn pflichtschuldig hingewiesen. Zum Service zählt auch ganz eindeutig die eckige Minimalgestik von Helfried. Diese Eigenart wird durch einen kantigen Anzug mit Markenzeichencharakter nebst schlüssigem Binder in skalarem Umbra unterstrichen. Auch sprachlich verzichtet Helfried förmlich auf ausladendes Argumentieren. Nahezu unausgesprochen bilden wohl deswegen einige als Allgemeingut zu bezeichnenden Stichworte den Rahmen des Vortrages. Man kann es sogar als Helfrieds Verdienst betrachten, die relative Unübersichtlichkeit des Lebens erfolgreich in exakt fünf sauber voneinander geschiedene Themenbereiche zerstückelt zu haben. Vorteile dieser praktischen Handhabung liegen offenbar nicht zuletzt in der Möglichkeit, endlich mal mit emotionsloser Stimme die ganze Wahrheit über Tante Hedwig, Regentropfen, die an dein Fenster klopfen, und Gastronomielokale  zu zerfleischen. “Wollen Sie eine Milbe sein?” Helfried möchte dann schon lieber Haustiere auf dem Mittagstisch sehen. Und er weiß, wie sie am besten schmecken, die Asseln und Riesenschlangen. Kochtopf und Gabel liegen schon griffbereit. Die sollen nur kommen. Klammheimlich muß Helfried manchmal über sein Waffenarsenal kichern. Und wenn es schließlich vielleicht sogar noch um die unzuverlässige Ingeborg und den Zimmerbrunnen geht, wird sogar das ehemals sehr schöne Kind von unkalkulierbaren Gefühlen übermannt. Da genügt dann Kaffeehausmusik aus der Quetsch¢n nicht mehr. Dann singt er auch schon mal den Schlager vom “Kleinen weißen Haus”, von dem er immer träumen muß, führt Kunststücke mit Fernsehgebäck  und Singdrosselimitationen vor. So macht er das Publikum zum Mitwisser seiner skurrilen Schrullen. Kabarettist Christian Hölbling wurde 1972 in Bruck an der Mur geboren. Sein erstes Programm “Gschichterln fürs Herzerl” erhielt 1992 die Auszeichnung “Grazer Kleinkunstvogel”. Mit “Helfried kommt!” stellt der Österreicher sein inzwischen fünftes Soloprogramm vor. Nach “Der Einlauf” (1993), “Volldampf” (1996) und “Wunderwelt” (1997) konnte Christian Hölbling mit der verstockten Figur des Helfried große Aufmerksamkeit auf sich ziehen. In München gewann er diesen Sommer den “Tollwood-Künstler-Förderpreis 2000”. Am 01.12.00 ist er wieder zu Gast im Spektakel in Wien.

     

    Frauke Meding, TROTTOIR München.

     

    2000-12-15 | Nr. 29 | Weitere Artikel von: Frauke Meding





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