Kleinkunst  Straßentheater  Kabarett  Variete  Circus
        Agenturen  Wettbewerbe  Comedy  Galas  Festivals

 
 
 
Suche im Trottoir

Kategorien Alle Jahrgänge

Ausschreibung,Wettbewerbe

Artikel - gewählte Ausgabe
Meist gelesen
Statistik
  • Kategorien: 66
  • Artikel: 3588
  • Szenen Regionen :: Rhein-Main

    [zurück]

    Kritiken

    Das Duo Cornelia Niemann und Annemarie Roelofs verlassen in ihren Produktionen immer mal wieder die Trampelpfade des Kabaretts. Die szenische Umsetzung von Georges Perecs ,,Die Gehaltserhöhung"(gesehen im Rotebühlzentrum, Stuttgart) in der Regie von Brigitta Linde beweist, daß das Frauendoppel selbst aus experimenteller Poesie satirische Funken zu schlagen weiß. Mit Aktenkoffer und Kostüm bewaffnet prescht die Niemann aus die Bühne. Für einen Abend wird sie uns als Kursleiterin die Thematik näher bringen wie man seinen Abteilungsleiter um eine Gehaltserhöhung bittet. Der 1982 verstorbene Perec gehörte zu den herausragensten französichen Sprachartisten. Auf sein Konto geht beispielsweise ein Roman ganz ohne den Buchstaben ,,e". Das Büro-Dramolett ,,Die Gehaltserhöhung"  ist wie das Rhizom eines Computerspiels aufgebaut. Je nachdem der Abteilungsleiter, seine Sekretärin da oder in der Stimmung ist, kommt die jeweilige kafkaeske Wortgirlande einige Stationen vorwärts oder endet frühzeitig. Während der Business-Trainer Niemann aus ihrem Koffer immer mehr aufblasbare Plastikartikel aus den Büroleben zaubert und sich damit einbaut, kommentiert die Roelofes mit einem anwachsenden Apparat von Blas- und Streichinstrumenten die Lerneinheiten. Der Ton ist von einem Trockenhumor geprägt. Das Publikum zwecks Erfolgskontrolle mehrmals abgefragt.  Perecs präziser Text, dem es gelingt das Büroleben in Nuce darzustellen und der überraschende politische Schärfe enthält ermöglicht bei Niemann/Roelofs ein befreiendes Lachen über ein Leben als angestellter, das die Betroffenen am Arbeitsplatz ansonsten an den Rande des Nevenzusammenbruchs bringt.

    Schon der Titel ist irgendwie böse: ,,Der Aufstand der Impotenten". Der Kurpfälzer Christian Habekost hat wieder mit einem neuen Programm zugeschlagen. Als einer der Musterschüler der Mannheimer Schule gab es in der Klappsmühl' zur Premiere wieder ein Programm, das Nummernkabarett und Entertainment progressiv zu vereinigen weiß. Verschwörungstheorien im Stil der Akte X, Beach-Parties am Baggerstrand, Looser-Heroen und andere Kleinigkeiten werden in Text, Musik und mit viel Lichttheater in Szene gesetzt. Habekost kokettiert mit einer darstellerischen Breite von kurpfälzischer Ken mit smartem Sexappeal und hemdsärmligem Dumpfsinn. Passagen in der Mache des Steh-auf-Kabaretts weisen durchsetzt von Tagesaktualitäten hohe Pointendichte auf. Bei Figuren wie Karl Kohl wird feuchtfröhlich gekalauert. Als Highlight beim Premierenabend erwies sich ein Sketsch zum Gebrauch von Handy im ICE-Großraumwagen. Habekost braucht nicht die große Politik, um das Publikum zum Lachen zu bringen. Direktheit ist über weite Strecken die neue Qualität des Solos. Vielleicht geht es beim nächsten Mal sogar ohne Verkleidungen und mit "Chako" Habekost pur!

    Redaktion: Kathrin Schwedler

    1998-12-15 | Nr. 21 | Weitere Artikel von: Kathrin Schwedler





    Copyright © 2008 Quibo e.K.
    Alle hier erwähnten Produkt- und Firmennamen sind Marken der jeweiligen Eigentümer. Trottoir-online ist ein Online-Magazin für Kleinkunst - redaktionell aufbereitete Themenbereiche: Variete, Kabarett, Circus, Comedy, Straßentheater mit Agentur-News und Terminen von Festivals, Premieren, Wettbewerben und Ausschreibungen, Workshops und Weiterbildung.