Diese Kulturbörse war der absolute Traum! Soviel schon mal gleich vorweg. Aber auch im Falle von „Freiburg“ oder der „Börse“ (wie wir Insider sagen) gilt: keine Veranstaltung ist so gut, dass man sie nicht noch verbessern könnte.
Die Eröffnung des sogenannten „Opening“ wurde von einem Aushilfs- Bürgermeister zelebriert und schien unter dem Motto zu stehen: „Hier traut sich einer was“. Kritische Stimmen fragen: „Kann hier eigentlich jede städtische Dienstkraft die Börse eröffnen, die laut plärren kann: „Ich will auch mal!“. Wenn das so sein sollte, mein Tipp: Wettbewerb für kommunales Personal ausschreiben. Der Gewinner/in darf dann die nächste Börse eröffnen, gegen eine Gebühr von... sagen wir mal –die Zeiten sind schlecht- 350 € und muss mit einem Messestand vertreten sein; ist aber vom Wettbewerb „Der schönste Messestand“ ausgeschlossen.
Eine originelle Idee. Wahrscheinlich direkt aus dem Handbuch „Wie führe ich erfolgreich einen Kleingartenverein?“ abgepinnt. Auch hier gilt: die Richtung stimmt! Aber warum nicht ein wenig mehr Konsequenz? Sprich, Preise ausloben für die weiteste Anreise, die bezauberndste Agentin (Stichwort: die Messe soll schöner werden) etc.? - 1. Preis: die Übernahme aller Kosten für die nächste Börse für 2 Personen. 2. und 3. Preis: gar nix. (Dabeisein ist Alles).
Weil ohne Innovation ja praktisch nix mehr geht in der Bundesrepublik Jammerland, gab es „Neu in 2004“ eine spezielle Halle für Musikauftritte. (Quantensprung?) Was ich auf meinen Wegen zur Kaffeetheke (Espresso im To-Go-Becher für 2,50 Euro) so mitbekommen habe, hinterließ ungefähr folgenden Eindruck: ambitionierte, junge Menschen (einige davon Musiker) spielten sich vor einem handverlesenen Publikum (3-5 Sandwichkauer, die sich mal kurz die Ohren durchblasen ließen) den Arsch ab. Worauf das mangelnde Interesse zurückzuführen ist? Schwer zu sagen. Vielleicht war die Bühne zu klein? Die Musikhalle an sich: unverzichtbar! Ungern verzichtet habe ich (sind wir nicht alle ein bisschen Delling?) auf den Kaffee im oder vor dem Zirkuswagen. Aber dafür gab es, quasi als Entschädigung, eine fantastisch umgewälzte Luft in Halle 2. (Messestände) Was mich mal ganz persönlich interessieren würde, wer ist in oder nach Freiburg eigentlich nicht krank geworden?
Von Romantikern war immer wieder zu hören: Die Börse im April war viiiel schöööner. Mag sein. Für mich ist der Januar ok. Zumal, die Verschiebung war gut kommuniziert und es wurde nicht a` la Otto Schilly, (le bourse ce moi) einfach ein Termin durchgesetzt. – Nach all dem Lob möge mir aber auch ein kritisches Wort erlaubt sein. Ich finde es bewundernswert, dass es Standbetreiber gibt, die zu jeder vollen Stunde (oder auch öfter) eine 30- minütige Präsentation ihres Könnens abliefern. Geht es um Pantomime oder Scherenschnitt, kein Problem. Wenn diese Darbietungen aber auch nur im Ent-fern- tes- ten mit Musik zu tun hatten, kenne ich Kollegen, bei denen hätte nicht viel gefehl, und sie hätten dem „tönenden“ Nachbarn die Rübe runter gekloppt. (deshalb: Waffenverbot im Messegelände unbedingt aufrecht erhalten)
Pech hatte, wer auf ein Auto angewiesen war. (Verkehrschaos wegen Schnee) Aber das waren wahrscheinlich sowieso die wenigsten, denn der moderne Messeaussteller fährt Bahn. Die paar Kleinigkeiten (TV, Kaffeeautomat, Ledersofa, Videobeamer etc.), derer es für einen Messestand bedarf, kriegt man schließlich in jedem Großraumabteil unter. Und einmal in Freiburg angekommen, bitte schön, liegt irgend etwas zentraler als die Messe in Freiburg? Siehste! Was also, liebe/r Nörgler/in, spricht gegen die Börse im Januar oder gar gegen die Börse überhaupt? Eben! Deshalb mein Fazit: Für Spaß war gesorgt! Ich komme wieder! (man will ja schließlich auch dazu gehören) Und die Börse in Freiburg ist –was man so hört- DIE BÖRSE überhaupt! Wie lange noch?
Redaktion: Uli Masuth
P S. Der Verfasser dieser Zeilen hat die Börse erst im Messegelände kennen gelernt; muss sich also nicht einer SPD- seligen Schwärmerei von der guten, alten Zeit (in diesem Fall: weißt du noch, damals im Seepark?) verdächtig machen.
2004-03-15 | Nr. 42 | Weitere Artikel von: Uli Masuth