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    Morgens Gärtner – Mittags Clown

    Die Clownschule Hannover macht (Berufs-)Träume wahr

    In über 20 Jahren hat sich die Schule für Tanz, Clown & Theater – TuT – in Hannover zu einer viel beachteten und anerkannten Ausbildungs- und Workshopstätte entwickelt. Berufsträume können hier Wirklichkeit werden. stäx rhythm clownWir sprachen mit den Schulleitern Corinna von Kietzell, Ralf Höhne und Dieter Bartels über das Angebot für Laien und Profis, über die Figur des Clowns eigene Talente und Fähigkeiten zu entdecken.

    Trottoir: Wofür steht eigentlich die Abkürzung TuT?

    Corinna: TuT steht für Tanz und Theater. Als unsere Schule vor 23 Jahren von Schauspielern, Clowns und Tänzern der freien Theaterszene gegründet wurde, war es ein Ziel, beide Bereiche miteinander zu verbinden, sodass jeder Bereich vom anderen profitieren kann.

    Ralf: Und das tun sie auch. Unser Clownbereich profitiert sehr von der Nähe zum Tanz. So können wir einen lebendigen und qualifizierten Bewegungsunterricht anbieten. Der Blick über den eigenen Tellerrand hinaus erfrischt und weitet den künstlerischen Horizont.

    Trottoir: Die Clownschule ist also nur ein Teil vom TuT?

    Dieter: Ja. Ursprünglich war der Clownbereich relativ klein. Aber gerade hier gab es eine riesige Nachfrage. So gründeten wir 1991 die erste staatlich anerkannte Clownschule Deutschlands. Aber TuT ist mehr, viel mehr als eine Clownschule. Wir nennen die Ausbildungsabteilung des TuT mit Bedacht „Schule für Clown, Komik und Theater“.

    Trottoir: Die Schule wird gleich von drei Personen geleitet.

    Corinna: Ja – und wir sind ein gutes Team. Dieter und ich haben schon vor bald 30 Jahren gemeinsam auf der Bühne gestanden. Ralf kennen wir fast schon genauso lange. Schließlich haben wir uns zusammengeschlossen. Diese Kooperation hat wesentlich zum Erfolg unserer Schule beigetragen.

    Dieter: Für unsere Schüler hat das einen entscheidenden Vorteil: Das künstlerische Spektrum ist weiter gefasst. Den Neigungen und Talenten des einzelnen Schülers werden wir viel eher gerecht, wenn die Schule nicht nur von einer Person geleitet wird.

    Ralf: Dies bestätigen uns auch die Teilnehmerbefragungen, die wir regelmäßig durchführen, um unsere Ausbildungsqualität zu überprüfen.

    Trottoir: Wo kann ich mit dieser Ausbildung arbeiten?

    Corinna: Überall, wo Clowns spielen: im Theater, auf Kleinkunstbühnen oder als Walk-Act. Die Palette ist groß. Manche konzentrieren sich ganz auf den Event- und Galabereich. Die Ausbildung soll die Schüler in ihren individuellen Einsatzmöglichkeiten stärken.

    Dieter: Sogar das Werbefernsehen mag einige unsere Absolventen gerne (lacht), obwohl das nicht das Ziel unserer Ausbildung ist.

    Ralf: Wir hatten eine Journalistin zu Besuch, die einen Artikel über unsere Schule schreiben sollte. Sie war vom Unterricht so elektrisiert, dass sie bald Ausbildungsschülerin bei uns wurde. Und anschließend aus der Mischung Journalistin/Clownin heraus TV Moderatorin wurde. So kann es gehen. Ein anderer Schüler schrieb uns sinngemäß: „Jetzt habe ich zwei Traumberufe. Morgens arbeite ich draußen als Gärtner, nachmittags arbeite ich in meinem „Clowngeschenkebringdienst.“ Wichtig ist, was der Einzelne mit seinem bei uns erworbenen Können anfangen will. Ob Semiprofi auf hohem künstlerischen Niveau oder die große Fernsehkarriere wie bei Kurt Krömer – entscheidend ist die Zufriedenheit in einem künstlerischen Beruf. Dafür ist unsere Schule da.

    Trottoir: Hat sich die Schule in der Zeit ihres Bestehens gewandelt?

    Dieter: Am Anfang wurde die Arbeit von einer gewaltigen Euphorie getragen. Im Laufe der Jahre ist die große Erfahrung hinzugekommen, was eine Ausbildung für diesen Beruf braucht. Insbesondere das dramaturgische Handwerkszeug, was das Erarbeiten eigener Szenen und Programme und die Spielweisen auf Bühne, Straße und im Walk-Act betrifft, hat sich stark verbessert. Der Dramaturgieunterricht zahlt sich aus. Maskentheater, Improvisation und Fooling sind Basisfächer. Und natürlich gehört für alle Absolventen grundsätzlich dazu, zu lernen, wie sie selbstständig komische und clowneske Figuren erarbeiten können.

    Ralf: Mit der Zeit haben wir Unterrichtseinheiten hinzugefügt, in denen die Schüler über das künstlerische Handwerkszeug hinaus lernen, was man sonst noch so auf dem freien Markt braucht. Es bringt nichts, nur ein guter Spieler zu sein. Man muss sich auch vermarkten können. So gehört die Vermittlung von Grundkenntnissen über Öffentlichkeitsarbeit, Management, Werbung, auch Steuer- und Sozialrecht für freie Künstler dazu. Neuerdings führen wir in regelmäßigen Abständen sogenannte Künstlercafés durch, zu denen wir Veranstalter, Ehemalige, die ihren Weg gemacht haben, aber auch Gründungsberater einladen, um in lockerer Runde über diese Themen zu informieren.

    Trottoir: Das TuT hat gerade seinen 23. Geburtstag gefeiert. Zufrieden?

    Corinna: Im Großen und Ganzen ja – zufrieden und stolz. Alles das ist nur mit Einsatz und Disziplin zu erreichen gewesen. Wir bekommen keinerlei öffentliche Förderung ...

    Ralf: ... und müssen leider alle Kosten an die Schüler weitergeben. Die wirtschaftliche Führung unserer Schule fällt uns immer schwerer als die Gestaltung des Unterrichts, für die wir ja die eigentlichen Fachkräfte sind.

    Dieter: Und wir leiden manchmal immer noch unter dem Vorurteil, dass Clowns albern, platt und grell geschminkt sind. Aber Clowns sind in erster Linie komische Darsteller. Die clowneske Spieltechnik ist die Basis für das komische Spiel schlechthin. Jeder Comedian, jeder Kabarettist, jeder Zauberer, aber auch jeder Schauspieler profitiert von der einfachen, emotionalen und direkten Spielart des Clowns. Clowns haben heute bei Weitem nicht immer eine rote Nase auf. Dieses mit unserer Arbeit auch noch in den nächsten Jahren zu vermitteln, macht uns zufrieden.

    Trottoir: Wir danken euch für dieses Gespräch.

    Kommentar

     „Im Unterricht können wir vieles vermitteln. Doch Selbstsicherheit und Routine kann man nur vor Zuschauern lernen. Anlässlich unseres 23. Geburtstages hatten wir gerade eine open-stage, auf der auch Ehemalige auftraten, die schon Jahre im Geschäft sind. Was sich bei denen im Lauf der Zeit gesetzt und verfeinert hat, war beeindruckend zu sehen. Dafür kann eine Ausbildung eben nur eine gute Basis bilden. Spielerfahrung ist durch nichts zu ersetzen. Daher gehen unsere Absolventen auch auf Tournee. Diese anschließenden Tourneen liegen uns sehr am Herzen. Aktuelle Tourdaten unter www.verflixtekiste.de.“

    Corinna von Kietzell, Leiterin des TuT

    AdNr:1003  

    2009-12-15 | Nr. 65 |





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