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    ÖHA und ...Knüppel aus dem Sack...

    Kleinkunst hat etwas mit kleinen Räumen zu tun, in denen dann durchaus große Kunst gezeigt wird. Kabarett ist eigentlich nur in kleinen Räumen denkbar, das Publikum darf nicht ausgeklammert bzw. abgegrenzt werden. Hohe, vom Publikum ferne Bühnen passen nicht in diese Kleinkunstszene. So kann Marlene Jaschke in der Bremer Stadthalle  nur von weitem erlebt werden, obgleich ihr Repertoire  auch Größen  und Klassiker des  Kabaretts wie  Friedrich Hollaender darbietet, und Otto  verschwindet fast mit seiner bewährten friesisch-geistlosen Unterhaltung in der Bremer Glocke.

    Es gab aber auch noch anderes.  Das CAPITOL der Arbeitnehmerkammer in Bremerhaven etabliert sich fast zu einem Kabarett-Mekka.. Was Gundula Ott-von Bonin erneut zusammengestellt hat, ist eine Reise nach Bremerhaven wert. Seit 1988 organisiert die damalige Angestelltenkammer unter dem Logo ak-aktuell Gastspielprogramme. Die Fusion mit der Arbeitnehmerkammer in diesem Jahr bescherte dann einen Aufwärtstrend zu einem noch höherem professionellem Theaterniveau. Bekannte und neue Größen traten im CAPITOL auf. Die älteste aktive Boygroup Deutschland LIEDERJAN, seit 25 Jahren aktiv im Geschäft, überzeugte mit einem Jubiläumsprogramm. Dass die vielen Kleinkunstpreise der Gruppe, vom „Deutschen Kleinkunstpreis" bis zur „Rostigen Mistgabel von Stieckelkamperfehn" zu Recht an LIEDERJAN vergeben wurden, demonstrierte die Dreierbande mit Leichtigkeit. Thomas Reis beschreibt mit „Ein Schwein wird Metzger" witzig, spritzig, selbstironisch und immer locker die Metamorphosen der Generation zwischen 30 und 40. Mehrfach schon in Bremerhaven war die tratschende Treppenhausmitbewohnerin Maria Peschek (alias Paula Pirschl).Mit „ÖHA!-online in die bayrische Seele" führt sie alle Ecken und Kanten unserer Gesellschaft vor, und das ganz ohne Übersetzung ins Hochdeutsche. Rolf Miller, der sich selbst als ignoranter Fels in der Brandung sieht und  der schon mehrere Kleinkunstpreise eingeheimst hat, kultiviert mit „Der Spaß ist voll!" die Sprachunfähigkeit des Durchschnittstypen, aber das kann er nur als  grandioser Sprachkünstler. „Parole 73 -Zwei Männer. Ein Ziel. Kein Plan", so heißt das Programm von Alexander Liegl und Martin Pölcher. Ursprünglich waren es einmal vier, nun ist sie geschrumpft, die Gruppe VALTORTA. Nicht klar einzuordnen, -warum auch?-, weder Kabarett, noch Varieté, weder Theater noch Slapstick, weder grotesk noch Comedy, es ist einfach Unsinn im besten Sinn und alles zugleich. Zu dem Ergebnis kam auch die Jury bei der Verleihung des Deutschen Kleinkunstpreises an VALTORTA.

    Unglaubliche Einfälle und das Publikum wird in höchstes Erstaunen versetzt, wenn Samuel Sommer sein „Menu du Jour" serviert.  Weiter in Bremerhaven war der sächsische Schauspieler und Kult-Kabarettist Uwe Steimle mit „Günther allein zu Haus". Die Rolle des Ex-Parteisekretärs Günther Zieschong ist dem Dresdner schier auf den Leib geschneidert. Der sächsische Dialekt ist schon etwas besonderes!

    Die 6. Oldenburger Kabarett-Tage hat mit Fingerspitzengefühl wieder  Gerd Ritzmann von der Studentenbühne  UNIKUM der Carl-von-Ossietzki Universität, Oldenburg, zusammengetragen. Dabei waren Dieter Nuhr, das Damen-Duo QUEEN BEE, Volker Pispers, Matthias Beltz, Arnim Töpel, Petra Förster und wie jedesmal, - das Besondere der Oldenburger Kabarett-Tage- der Oldenburger Kabarett-Nachwuchs, in diesem Jahr  mit Stephan HINDER; Seyfarth & Störmer, Couch & Jochen und die fünf-köpfige Gruppe SPUNK.

    Georg Kreislers mörderische Humor-Gesänge wurden im Bremer KITO grandios von der Österreicherin Monica Arno vorgetragen und Volkmar Staub gab seine persönlichen Highlights in einer Benefizveranstaltung zugunsten des Vegesackers KITO zum Besten.

    Zirkuszelte_Theater MetronomDas Theater Metronom in Hütthof zeichnet sich durch seine besonderen Theaterinszenierungen aus. So zeigte Alvaro Solar erneut seinen Dario Fo-Liebling „Johan Padan entdeckt Amerika". Selbst inszenierte er für das Metronom-Theater die Stücke „Niemand heißt Elise", das im vergangenen Jahr den „Förderpreis Freier Theater in Niedersachsen„ erhielt, den tragikomischen Krimi in und um einer Telefonzelle „Falsch verbunden" und die Geschichte einer Halbjüdin „Die Zirkusreiterin".

    Mit ihrem Trio knüpft sie an die beste Tradition des Chansons an, gemeint ist die „Femme Fenomenale" Romy Haag. Mit ihren „Balladen für Huren und Engel" gastierte sie im Wilhelmshavener Pumpwerk. Ihr Repertoire reicht von Brecht bis Brel und von Cohen bis Wader und sie weiß wie niemand sonst, wie man eine One-woman-show abzieht.

    Dass er seinen gelernten Beruf als Kardiologe an den Nagel gehängt hat, erfreute nicht nur das Publikum des Pumpwerks, sondern alle, die den skurrilen Kabarettisten erlebt haben. Dr. Georg Ringswandl mit seinen drei hervorragenden Bluesmusikern Nick Woodman (Gitarre), Martin Thalhammer (Bass) und Skip Thaller (Schlagzeug) brachten Helden und Leidtragende des Alltags  in ihrer bayrisch geniösen Art auf die Bühne. Den gleichen Auftritt offerierten die vier dann auch noch in der Oldenburger Kulturetage.

    Im LITERATURIUM konnten die Gäste einen besinnlich-lustigen, gesungenen Non-sense-Abend erleben. Katharina Felice (Gesang) und Predrag Maric (Gitarre) aus Berlin trugen als eigene Kompositionen lyrische Werke von Jandl bis Ringelnatz vor. Das  Berliner Kabarett DIE RADIESCHEN, das z.Zt. auf Tournee nur noch aus dem aktiven und hervorragendem Polit-Kabarettisten Gerd Hoffmann besteht, zeigte hier den Alltag der Gegenwart, schlagfertig, tiefsinnig, redegewandt und präzise bearbeitet . Auf  einer Jazz-Konzertreise zwischen New York und Moskau machte Ursel Schlicht, New York, (Piano) und Bertholt Meierhofer, Frankfurt/M (Bass), Station im Klein Scharreler LITERATURIUM und das Kabarett A-Z  aus Köln  verteilte hier ihre „Nächsten-Hiebe". Es ist ein tagtäglich aktualisiertes Programm der beiden Kabarettisten. Corinne Walter und Frank Zollner,  beides erstklassige Schauspieler und wortgewandte Kabarettisten,- eine traumhaft gute Kombination..

    Und was gab es sonst noch? Matthias Beltz, Queen Bee und Samuel Sommer waren auch im Bürgerhaus Schortens; Arnim Töpel war mit seinem Klassiker „Sex ist keine Lösung" im Bremen-Vegesacker KITO; die Berliner Spreekomödianten zeigten ihre musikalische Revue „ Nach meene Beene is janz Balin varrückt im Cuxhavener Stadttheater und in der Zwischenahner Wandelhalle. Und zu guterletzt, „Knüppel aus dem Sack" heißt ein besonderes Kabarett, das das  Ensemble des Bremer Schnürschuhtheater auf die Bühne brachte. Das wärs mal wieder.

    Einen schönen möglichst nicht verregneten Sommer wünscht

     

    Redaktion: Klaus Groh

     

     

    TERMINE


    Bremerhaven                         Capitol

    15.09.2001        Bernd Lafrenz  „Hamlet„

    22.09.2001        Petra Förster  „Mit den Waffeln der Frau„

    29.09.2001         Georg Schramm  „Mephistos Faust„

    07.-24.11.2001  6.  Satirefestival   „SATIRICA 2001„

     

    Oldenburg                                   UNIKUM

    06.12.2001     Uli Masuth  „Tauchen....„

     

    Westerstede                            Güterschuppen

    27.05.2001    Frecher Abend mit Silvia Springer und Lothar Schneider

    06.10.2001     Salonorchester „Ungestüm„

    14.11.2001     Kabarett „Restrisiko„

     

    Brake                                      Fischerhus

    15.11.2001    Werner Steinmassl            Ein Abend mit Carl Valentin

     

    Wilhelmshaven                                      Pumpwerk

    25.08.2001      „25 Jahre Pumpwerk„  Festival-Fete

    29.09.2001        Stefan Wald

    AdNr:1093  

     

    2001-06-15 | Nr. 31 | Weitere Artikel von: Klaus Groh





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