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    Österreich frontal

    ... so nennt Alexander Bisenz seinen nagelneuen, krisengerührten und -geschüttelten Parodienzirkus, den er ab Oktober präsentiert. „Österreich frontal“ ist teuflisch ehrlich, ein kabarettistischer Salto Mortale der Prominenz aus allen Bereichen, einschließlich Politik. Da wird kein Promi verschont, kein Unterhaltungswurm unentdeckt und kein Auge trocken bleiben.

    Bestes Boulevardtheater mit geschliffenen, pointenreichen Dialogen und viel Situationskomik erwartet uns im Wiener Theater Akzent ab 2. Oktober. Vier Kabarettisten (und es muss angemerkt werden, dass die Besetzung nicht besser sein könnte), nämlich Klaus Eckel, Pepi Hopf, O. Lendl und Thomas Stipsits spielen das Stück „Männerhort“ von Kristof Magnusson unter der Regie von Viktoria Schubert. Auf der Flucht vor ihren einkaufswütigen Ehefrauen verbergen sich Helmut, Arno und Joe im ehemaligen Heizungskeller eines Einkaufscenters. Jeden Samstag treffen sie sich, unbemerkt von ihren Frauen, kurz vor Ende des Einkaufsbummels. Neben Dosenbier, Fernsehen und dem Fachsimpeln über technisches Gerät bestimmen nur Fußball und Fertigpizzen ihre Idylle. Diese wird jedoch empfindlich gestört, als der Brandschutzexperte Willi ihren Hort der Männlichkeit entdeckt und droht, sie zu verraten und ihr Versteck auffliegen zu lassen.

    Etwas ganz anderes bieten die vier Herren des Kabarett Brennesseln mit ihrem neuesten, mittlerweile 29., politischen Ensemble-Kabarettprogramm „Störe meine Krise nicht“. Die Brennesseln richten sich wie immer gegen „die da oben“. Oder anders, von links unten nach rechts oben. Mit Witz, Wortgewalt, eingehenden Songs, Sarkasmus und Ironie wird gegen den Unrat der Zeit angespielt. Die satirische Viererbande, die in ganz Österreich und im eigenen Theater in Wien spielt (und dieses Theater auch als Gastspielbühne für Kabarett und Kleinkunst betreibt), besteht aus dem Texter Alfred Aigelsreiter, dem Komponisten Peter Siderits sowie den Darstellern Robert Herret und Paul Peschka.

    I Stangl feiert im Oktober im Wiener Kabarett Niedermair Premiere mit seinem Programm „Wir Helden – Born To Be Wild“. Und man muss neidlos sagen, es ist enorm, was dieser I Stangl alles geleistet hat: Er hat Zwentendorf und Hainburg verhindert, die sexuelle Revolution fast im Alleingang durchgezogen sowie eine 1975er-Huber-Feinripp-Unterhose bis heute in Betrieb gehalten. I Stangl, der sich seit 1981 auf diversen Kleinkunstbühnen herumtreibt, stammt noch aus einer Zeit, in der die Luft sauber und der Sex schmutzig war. Mit seinem neuen Programm verlinkt er nun die Generation Vierteltelefon mit der Generation iPhone. Mühelos. Ein Held eben!

    Ebenfalls im Kabarett Niedermair feiert das neue Programm von Martin Puntigam mit dem Titel „Atomic Wedgie“ Premiere. Angekündigt ist, dass Puntigam diesmal wieder seinen attraktiven Körper in den Dienst der guten Sache stellt. Aber: Was erwartet uns? „Die Menschen sollen lachen können, beschwingt werden und das Schöne erleben“, meint Puntigam. „Denn“, so der Künstler weiter, „wer auf Unterhaltung aus ist und sich nicht entscheiden kann zwischen wissenschaftlichem Vortrag, katholischem Hochamt und Bordellbesuch, hat Glück und bekommt alle drei auf einmal. Sozusagen: Ein humoristisches Candle-Light-Dinner mit Schaumparty.“

    Noch einer ist mit seinem neuen Programm im Kabarett Niedermair zu Gast: Severin Groebner mit „Man müsste mal …“. Und Groebner hat recht: Eine Utopie muss her! Noch besser zwei. Oder drei! Oder so viele, wie in einen Abend hineinpassen. Unmögliche Utopien statt frustrierender Fakten!

    Kabarett-Duos präsentieren selbstverständlich auch im Oktober ihre neuen Programme. Da sind zum einen Peter & Teutscher mit „Nachtdienst“. Auch der neueste Streich spielt im Arzt-Patienten-Milieu, ist doch Dr. Teutscher ausgebildeter Mediziner. Diesmal geht es um die dunklen Nächte, um die hellen Nachtambulanzen, um müde Ärzte und wache Patienten. Diese Konstellation birgt durchaus humoristisches Potenzial. Mit dabei ist wieder die unverwechselbare Frau Amalie Kratochwill, mittlerweile 81. Peter & Teutscher sind aber nicht nur auf Kabarettbühnen zu sehen, sondern sie haben sich als Medizinkabarettisten einen Namen gemacht und sind gern gesehene Gäste auf medizinischen Kongressen. Denn die positive Wirkung des Medizinkabaretts darf als wissenschaftlich gesichert gelten. Lachen stärkt die Abwehrkräfte!

    Gernot & Niavarani haben im Kabarett Simpl mit „Zwei Musterknaben“ Premiere. Nach den beiden überaus erfolgreichen Soloprogrammen von Viktor Gernot („Grätznfest“) und Michael Niavarani („Encyclopaedia Niavaranica“), der auch als künstlerischer Leiter des Kabarett Simpl firmiert, stehen die beiden Entertainer nun wieder gemeinsam auf der Bühne. Lachen vorprogrammiert, volle Häuser auch, denn beide sind im Fernsehen mehr als präsent. Zum Programm: Zwei Männer als perfekter Spiegel ihrer Generation, fern jeder Spiritualität, selbstgerecht, besserwisserisch. Denn sie wissen: Besser ein Besserwisser als gar keine Meinung. Sie reden viel, singen wenig und tanzen nicht.

    Anders wiederum die Frauen der österreichischen Kabarettszene. Dolores Schmidinger hilft dem Zuschauer in ihrem neuen Programm „Endlich suchtfrei!“ (Regie: Robert Mohor), das sie in der Wiener Kulisse im Oktober vorstellt. Sie hilft Trinkern, Sex- und Einkaufsüchtigen, ja überhaupt allen Süchtigen. Wie? Ganz einfach: Mit Humor!

    Patricia Simpson, Steffi Paschke und Verena Scheitz zeigen in ihrem ersten gemeinsamen Programm „Frauen ohne Gedächtnis“ mit musikalischer Eleganz und scharfsinnigem Wortwitz, wie abwechslungsreich und herausfordernd das Leben dank einer Amnesie sein kann. Ausgangspunkt: Sie erwachen in einem Krankenhausbett und wissen nicht wer, wo und was sie sind.

    Gastspiele deutscher Kabarettisten gibt es natürlich auch: so kommen Ringsgwandl mit „Untersendling“ in die Wiener Kulisse, Irmgard Knef mit „Die letzte Mohikanerin“ ins Grazer Orpheum, Helmut Ruge mit „Der Welt-Optimierer“ in die ARGEkultur Salzburg oder Django Asül mit „Fragil“ in die Szene Wien.

    Die Verleihung der „Österreichischen Kabarettpreise 2009“ findet am 26. November 2009 im RadioKulturhaus in Wien statt. Den Hauptpreis erhält Thomas Maurer für sein grandioses Opus „Àodìlì“, den Förderpreis erhält das Nachwuchsduo Buchgraber & Brandl für „Alles – und das sofort!“ Gratulation! Martin Buchgraber und Joachim Brandl haben im April dieses Jahres auch die Intendanz des Theaters am Alsergund in Wien übernommen. Und diese Kleinkunstbühne vergibt auch heuer wieder, vom 10. bis 14. November, den „Goldenen Kleinkunstnagel“ sowie den „Neulingsnagel“. In der Jury sitzen Journalisten, Veranstalter und Agenturvertreter aus dem deutschsprachigen Raum. Ebenfalls in Wien wird in der Zeit von 19. bis 27. November vom Theaterlabor der Comedy Knock Out vergeben. Ermittelt wird der Sieger unter Kabarettisten wie Comedians von einer Publikumsjury. Bereits am 6. November wird der Steyrer Kleinkunstpreis, ebenfalls ein Publikumspreis, vergeben. Die „Mutter aller Nachwuchspreise“ ist aber der Grazer Kleinkunstwettbewerb, liebevoll „Kleinkunstvogel“ genannt. Er findet im Frühjahr bereits zum 24. Mal statt, genauer vom 24. bis 28. März 2010. Anmeldungen sind vom 1. Dezember 2009 bis 26. Februar 2010 möglich, wobei die achtzehn Startplätze nach Einlagen der Bewerbung vergeben werden. Details unter der Webadresse www.hinwider.com.

    Zwei Preise, von einer Fachjury und vom Publikum, werden vergeben. Unter den Preisträgern sind viele, die ihre Karriere nach der „Vogelüberreichung“ gestartet haben: Michael Mittermeier, Martin Puntigam, Christian Hölbling, Severin Groebner, Marc-Uwe Kling oder Die 3 Friseure. Aber auch die Zweitplatzierten lassen sich gut lesen: Alf Poier, Ludwig Müller, Buchgraber & Brandl. Veranstaltet wird dieser renommierte Nachwuchspreis vom Team der Kleinkunstbühne Hin & Wider im Grazer Theatercafé. Diese Bühne, hinter der ein Verein steht, führt seit 1983 im wunderschönen Ambiente des denkmalgeschützten Theatercafés Veranstaltungen durch. Im Vorjahr gab es einen Besitzerwechsel im Café (s. TROTTOIR 1/2009) und Manfred Koch übernahm alleine die Leitung der Bühne. Koch, der schon seit zehn Jahren dieser Bühne mit Leib und Seele verfallen ist, kam durch Zufall in den Kulturbetrieb; eigentlich ist er studierter Maschinenbauer. An der bewährten Programmgestaltung hat sich aber nichts verändert, von September bis Juni gibt es Veranstaltungen, wobei ein qualitätsvolles, abwechslungsreiches Programm geboten wird, das sich aus Premieren wie Wiederaufnahmen zusammensetzt und eine bunte Mischung aus arrivierten und jungen Künstlern darstellt. Wobei sich die jungen hauptsächlich aus dem „Kleinkunstvogel“ rekrutieren, da sie durch ihre Auftritte beim „Vogel“ einem Teil des Publikums schon bekannt sind und dadurch mit einem Bonus starten können.

    Im Theatercafé finden rund 100 Besucher/-innen Platz. Für größere Veranstaltungen mietet man schon mal das 600 Menschen fassende Grazer Orpheum. Da wie dort spielen die Künstler auf Einnahmenteilung. Trotzdem: Ohne Subvention könnte diese Kleinkunstbühne nicht existieren. Sponsoren sind Mangelware, lediglich der „Kleinkunstvogel“ wird durch ein Unternehmen mitfinanziert.

    Im Herbst dürfen wir uns u. a. auf folgende Künstler freuen: Leo Lukas, Zieher & Leeb, Marie-Thérèse Escribano, natürlich die „Vogelgewinner 09“: das Damen-Duo Haidacher & Stabinger sowie Andreas Bartel. Uta Köbernick & Dota Kehr spielen „Einmalig doppelt – Unvermeidliche Lieder“ und vor Weihnachten gibt es ein Wiedersehen mit den Blauen Engeln. Im größeren Ausweichquartier Orpheum präsentiert man Irmgard Knef, die Science Busters, „Männerhort“ sowie Thomas Maurer.

    Vielleicht sieht man sich bei der einen oder anderen Veranstaltung?

    Redaktion: Iris Fink

     

    2009-09-15 | Nr. 64 | Weitere Artikel von: Iris Fink





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