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    Premiere: Galgenstricke - "Tutti-Mutti"

    Am 28.11. feierten die Galgenstricke in Esslingen in ihrem eigenen Theater Premiere.

    art_350_Galgi_1Tutti-Mutti. Klar, es geht unter anderem um Angela, nicht um Schlappi-Pappi. Kein Wunder, dass das Duo mit Merkel-Raute T-Shirts auf die Bühne kommt und ächzend zur Quetschkommode singt: „Ich hab gewählt, ich wurde gequält“. Die Wahlen und die Koalitionsverhandlungen sind ein roter Faden in diesem Programm, der im Laufe der nächsten Monate immer wieder aktualisiert wird. Neben den Duostücken gibt es eine reihe von Soli. Herbert Häfele ist mehr für die Lieder zuständig, mal politisch, mal fast melancholisch, mal privat. Da geht es um die Liebe zu Deutschland „Und plötzlich ist die Liebe weg“, die immer wieder durch politische Ereignisse gebrochen wird, mit einem ironisierenden „Heimat deine Sterne“ am Anfang und am Schluss des Songs. Häfele mixt wunderbare Melodien aus Pop, Rock und Schlager und macht daraus textlich wunderbare Parodien. Allein die Zusammenstellung und die Verfremdung der Texte erzeugen Lachen, Schmunzeln und manchmal auch nachdenkliche Stille.
    Zum Beispiel bei einem Lied über NSU, Weigerung von Mercedes, die Abgasnormen zu erfüllen und dabei Schützenhilfe von Merkel zu bekommen, Bootsflüchtlinge oder Kindersterben. Erich Koslowski ist für die scharfen Sprechsoli verantwortlich, mal als Erich, mal in einer Rolle. Wie in jedem Programm kommt der ältere Herr mit kaputtem Strohhut auf die Bühne, um diesmal über Geschäfte mit Schädlingen zu räsonieren und Mülltonnen an Asylanten zu vermieten. Ansonsten sind es aktuelle Themen wie Armut und Hartz 4, Reichtum und der Bischof von Limburg, der gefragt wird, warum es an seiner Edelbadewanne zwei Kopfstützen gibt. Perfekt auch das Duo über internetfähige Handys, die man mit Sprache steuern kann, bis man durch falsche Wortwahl plötzlich hunderte von Merkelbildern auf dem Display hat, dafür aber alle Kontakte und Nachrichten unwiederbringlich gelöscht sind. Alterspräsident Riesenhuber hat den Vorschlag gemacht, dass man mit allen Abgeordneten der anderen Parteien mal ein Bier trinken soll und die Galgenstricke errechnen, was das für Grüne und die Linke bedeutet, art_350_Galgi_3Alkoholismus pur! Als Doppel-Angie beginnen die beiden den zweiten Teil mit dem Lied „Ich bin die Angie aus Berlin“. Diese Hälfte wird immer leichter und witziger gestaltet. Häfele glänzt auf der Gitarre, und Koslowski zitiert Merkels doppeldeutige Rauteausrede: „Ich weiß nicht wohin mit den Armen“. Insgesamt ein dichtes, textlich und musikalisch sehr durchgearbeitetes Programm. Mit den Songs „Pure Lust am Leben“, „Schuld ist nur der blöde Wähler“ und „Viva oh Angela“ geht es ins Finale. Ein sehr nachdenklicher und amüsanter Kabarettabend geht zu Ende.

    Redaktion: Bruno Schollenbruch  

     

    2013-12-30 | Nr. 81 | Weitere Artikel von: Bruno Schollenbruch





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