Alle Jahre wieder, und das nicht nur zur Weihnachtszeit, aber fast. Die Spielzeiten beginnen im Herbst und so auch die neuen Programme. Einige sind da zu nennen. Sie fanden im LITERATURIUM, Edewecht/Klein Scharrel statt. Der Grund war hier das 10-jährige Bestehen dieser Kleinkunstbühne mitten im Moor. Martin Buchholz eröffnete seine Tournee mit „Männer und andere Geschlechtskrankheiten“, ein Programm, das auf seiner Ferieninsel Mallorca entstanden ist. In seinem gen-manipulierten Makabarett geht Martin Buchholz als Verhaltensforscher einem unglaublichen Gerücht nach, wonach es noch irgendwo im All den sagenumwobenen „homo sapiens“ geben soll, und er kommt zu dem Ergebnis „human ist, wenn man trotzdem lacht“. Seine Tournee geht weiter nach Schortens, Lüneburg, Köln, Halle und Bremerhaven. Alix Dudel und Friedhelm Kändler nennen ihr Premierenprogramm, das auch in Klein Scharrel beginnt, „Zwischenstation“ , bekannte und neue Szenen und Songs werden geboten, die dann auch noch in Berlin und Stuttgart zu erleben sind.. Und „Alles im Eimer“ heißt das aktuelle Programm, das die Dresdener Kaktusblüte mit dem unermüdlichen Friedemann Heinrich, dem stillen Humoristen Jürgen Thiele, der in allen Bereichen aktiven Monika Breschke und der exquisiten Pianistin Silke Krause im LITERATURIUM beginnt. Sind nicht alle Bombenanschläge und Entführungen gut inszenierte Happenings, die einfach gebraucht werden? Oder sollten Bodyguards nicht besser das Volk vor den Politikern schützen als umgekehrt?- Das sind Fragen, auf die die Kaktuzsblüte versucht zu antworten.
Eine begründete und auch berechtigte Frage taucht auf, die natürlich auch die Kleinstszene sehr interessiert: Wieviel Kleinkunstpreise hat die Republik? Gibt es noch Bühnen, die keinen Kleinkunst- oder Kabarett-Preis verleihen? Greschjadet haben diese Ehrungen noch keinem und es besteht keine Gefahr einer Infaltion, denn der Wert und die Bedeutung der traditionellen Kleinkunstpreise wird dadurch nicht geschmälert. So auch nicht der 14. Kleinkunstpreis im Rahmen des „7. Internationalen Festivals der Kleinkunst“ in Wilhelmshaven. Hochkarätige Künstler und Gruppen boten vom 04. bis zum 13. Oktober im Wilhelmshavener Pumpwerk im Rahmen der EXPO am MEER ein außergewöhnliches Programm. „Dem Tiger die Stirn bieten“ hieß das in diesem Jahr preisgekrönte Programm, für das Erwin Grosche den mit 5.000,oo DM dotierten Kleinkunstpreis der Stadt Wilhelmshaven, den 14.Wilhelmshavener „Knurrhahn“, bekam. Alltagsthemen und allgemeine Banalitäten werden skurril auf den Arm und auf die Schippe genommen. Grosche, durchaus mit einem exklusiven eigenständigen philosophisch gewürztem Programm, hat den Preis verdient und bestimmt wären seine Lehrmeister sehr zufrieden. Der Trommler und Mann mit der Pauke, Wolfgang Neuss stand ebenso Pate wie auch Altmeister Hüsch mit seinem sich selbst wiederholender Plauderton. Weiter waren in Wilhelmshaven dabei: Marcus Jeroch,- das fast zweite ICH von Friedhelm Kändler,- brachte sein „Wo-Klo?-Programm“, auf die Wilhelmshavener Pumpwerk-Bühne. Nachdem Kändler seine Frage auf die Antwort DADA! mit WoWo? in seinem Programm zu seinem Leitmotiv machte, gab der regieführende Meister auch hier seinem Interpreten Jeroch Schützenhilfe. Daß Jeroch zusätzlich nicht nur ein beirrender Jongleur des Wortes ist, macht seine Auftritte umso aufregender. Seine akrobatischen Jonglagen mit Klobürsten und Bällen hinterlassen tiefe Eindrücke.
Ina Müller und Edda Schnittgard, besser als „queen bee“ bekannt, waren in Wilhelmshaven mit dem Wunsch „Freundinnen müßte man sein!“ und die Österreicherin Erika Pluhar begleitete von Klaus Trabitsch auf seiner Gitarre. „I geb net auf“ hieß ihr wienerisch durchhauchte musikalische Programm.
Wie in den vergangenen Jahren bietet Bremerhaven ( im Capitol der Angestelltenkammer) auch in diesem Herbst erneut das Kleinkunstfestival „SATIRICA 2000“ an. In der Runde sind Martin Buchholz, Matthias Deutschmann, Andreas Rebers, Alma Hoppe Lisa Politt mit Band und Kaethe Lachmann. Daß ihr immer wieder aufgewärmtes „Moussaka im Wigwam“ immer noch mundet, ist fürwahr erstaunlich.
Das Oldenburger UNIKUM stellt sich mit einem neu designten Programmblatt vor. Gemeinsam mit dem OUT-Universitäts-Theater ist ein sehr gutes, ausgewogenes Herbstprogramm zustande gekommen. So stehen auf den Uni-Brettern u.a. Hans-Günther Butzko („Butzunion“), der große Unterhaltungswert der Politik steht im Mittelpunkt seines Programms, Peter Vollmer („Mölle-Männe“),wenn die relativ wenigen Blödeleien auch noch reduziert würden, wäre das Programm durchaus erträglich, Matthias Deutschmann („Finalissimo“), ein persönlicher satirischer Eilmarsch durch den Dschungel der Ereignisse des 20. Jahrhunderts, Volkmar Staub („trocken“), eine brillante Beerenauslese aus den Highlights des letzten Jahre und der telök („nackt und beknackt“), das sind Martin Fromme und Dirk Sollonsch, haben gemeinsam drei Arme, was sie zu ihrem Markenzeichen gemacht haben und sie bezeichnen sich , zu Recht, als die „beste dreiarmige Comedytruppe“ . Welches Duo tritt sonst noch mit drei Armen auf ? Am 14. Dezember gibt das UNIKUM allen, die kabarettistisch einmal die Bretter betreten möchten, eine Chance. Die Offene Bühne, heißt der Abend, der inzwischen eine Tradition geworden ist . Grund auch in diesem Jahr war die große Zahl der Oldenburger Kleinkünstler und Kleinkünstlerinnen, die immer noch keinen Auftrittstermin erhaschen konnten. Zehn Acts mit Zauberei, Kabarett, Literatur und Musik werden die Stars von morgen zeigen.
Hip-Hop-Machos, Teenie-und Szenevokabular, pures flaches Lachmuskeltraining – auch dafür gibt es ein Publikum, so ein Bedürfnis muß abgedeckt werden. Comedy Line heißt das Premierenprogramm der geplanten Reihe. Atze Schröder, Hans Werner Olm sowie Erkan & Stefan sind dabei, wer diese drei kennt, weiß, was ihn erwartet. „Planet Döner“ lautet das Premierenprogramm, das von dem Oldenburger Anzeigenblatt Hunte Report präsentiert wird.
So brutal ist das Trio dennoch nicht, das das Vegesacker KITO anbietet. Reiner Kröhnert, Henning Venske und Alma Hoppe nennen ihr erstes gemeinsames Satireprogramm „Brutalstmöglich“ als eine Abrechnung zwischendurch in der Mitte der Regierungszeit; ob Kabarett in der riesigen Weser-Ems-Halle in Oldenburg überhaupt noch den ursprünglichen Sinn erfüllt, ist fraglich, wenn es nur um pure Unterhaltung geht, na gut; denn hier traten die drei auch noch auf.
Was war noch? Tina Teubner ließ ihrer „NACHTWUT“ im LITERATURIUM (Edewecht) und im Theaterlaboratorium (Oldenburg) freien Lauf und „Nachtgesänge“ trug Sabine Stein im Bremer Schnürschuhtheater an, Elke Münch präsentierte einen Dario-Abend „Kinder, Küche, Kirche“ im WerkRaum in der Altstadt von Leer und Götz Alsmann mußte wegen großen Massenaufkommens die geplante Kulturetage in Oldenburg verlassen und in die großen Räume der Weser Ems Halle umziehen, Gerd Hoffman von den Berliner Radieschen stellt im Zwischenahne Seepavillon fest, daß „Alles beim Alten“ bleibt und in Lübeck gab es in der Kongreßhalle die erste große Event- und Kleinkunstbörse und jetzt kann die Weihnachtszeit beginnen.
Fröhliche Weihnachten und einen guten kabarettistischen Rutsch, was immer das auch ist, wünscht
Euer
Klaus Groh
Klein Scharrel LITERATURIUM
13.12.00 Weihnachtskonzert mit Katja Jahn,Violine und Ulrike Mai, Flügel
10.01.01 „Es ist besser so“, Katarina Felice und Predrag Maric, ein Songabend
14.02.01 Ursel-Schlicht-Combo, New York, Eigenkonpositionen und Jazz-Standarts
Bremerhaven Capitol
09.12.00 Lisa Pott, „Vorläufiges Endergebnis“
Oldenburg UNIKUM
14.12.00 Offene Bühne
11.01. bis 11.09. 2001 „6. Oldenburger Kabarett-Tage“
15.01.01 Urban Priol „Tilt“
26.01.01 Arnim Töpel „Sex ist keine Lösung“
17.02.01 Gunther Marks „Mehrfach geleimt“
23.02.01 Dirk Langer „Nagelritz sind Ringelnatz“
02./03.03.01 SPUNK mit neuem Programm
Oldenburg Kulturetage
11.01.01 Dieter Nuhr „Nuhr nach vorn“
17.01.01 Queen Bee „Freunsdinnen müßte man sein“
24.01.01 Volker Pisper „Damit müssen Sie rechnen“
Schortens Bürgerhaus
29.12.00 DROPS, Vokalquartett
27.01.01 Matthias Beltz „Wenn alles sich rechnet...“
10.02.01 Die Schwiegersöhne, Gesang
03.03.01 Queen bee, „Freundinnen müßte man sein“
17.03.01 Samuel Sommer „Menu du jour“
12.05.01 Urban Priol „Stimmt schon!“