Ich freue mich, Ihnen ab nun über die aktuelle Kabarett- und Kleinkunst-Szene in Österreich berichten zu dürfen – ohne Anspruch auf Vollständigkeit (aus Platzgründen) zu erheben.
Beginnen wir mit den Premieren, respektive neuen Programmen. Da wäre das Sechste von Gunkl, der in seinem neuen Programm, „Glück – eine Vermutung„, über Vorläufigkeit und deren Tröstendes philosophiert. Natürlich findet er andere Sachen auch tröstlich, aber die erzählt er uns, wenn’s soweit ist. Er spielt im Herbst vorwiegend in Wiener Kabarett-Lokalen. Eine Sensation schlechthin kündigt die Agentur Susanne Seidl aus Gmunden an: Ludmilla Laskova & ihre Gäste. Gastgeberin im „Poetischen Salon„ ist Tante Ludmilla – die Quintessenz aus Ludwig Müller, vormals Wortspieler & Sprachakrobat, nunmehr endlich sie selbst, ein Mischwesen aus Lotte Tobisch und Josefine Mutzenbacher. Mehr in unserer nächsten Ausgabe.
I Stangl, langjähriger Leiter des Kabarett Niedermair in Wien und aktiver Kabarettist, bis zum Sommer sehr erfolgreich mit der Interpretation von Bernhard Ludwigs „Anleitung zur sexuellen Unzufriedenheit„ in Österreich unterwegs gewesen, spielt ab September (natürlich im Niedermair, das nunmehr von Ringseis / Fuderer geleitet wird) „Selbstbewußt Waschlapp sein!„ Stangl hat drei Dinge mit Ihnen gemeinsam: Schönheit, Reichtum und Glück. Umso exotischer ist da ein Blick auf die Welt der anderen. Auf jene, die für die Definition des Begriffes Verlieren nur drei Wörter brauchen: Ich bin Österreicher. Also kurz und gut: Es geht um Randgruppen. Mehr dazu demnächst.
Ganz anders betitelt Leo Lukas sein neues Programm. „Was Männer wirklich brauchen„ verrät er ab 24. September auf der mobilen Kleinkunstbühne Hin & Wider im Grazer Theatercafé. Und man darf sehr gespannt sein, denn im vorigen Programm, „Wie man Frauen glücklich macht„, erklärte er - vornehmlich Männern – sein langjährig erprobtes Rezept: „Es bedarf, so vermessen das klingen mag, hauptsächlich dreier Dinge: guter Sex; gutes Essen; und man muß gute Regale bauen.„
Filius & Wlach sind zurück, nachdem sie zwischenzeitlich als Kuttelfleck & Magenbitter gastierten, und werfen einen Blick auf ihre neunjährige Kleinkunst-Karriere. „Vorgetäuschte Höhepunkte„ ist ein sehr persönliches Programm mit echten und vorgetäuschten Höhepunkten, das so manches Geheimnis lüftet, einiges erklärt und dennoch vieles offen läßt. Zu sehen im Spektakel und Kabarett Niedermair in Wien.
Steinböck & Rudle, die beiden Komödianten im allerbesten Sinn, spielen folgerichtig nach „Killerkipferl„, „Killerkipferl 2„ und „Killerkipferl 3„ „FRANK´N´STEIN„. Sie spielen den Film, denn Herr Frank, ein Wanderkinobesitzer, und Herr Stein, sein Techniker, finden die Filmrolle nicht. Was dabei rauskommt, sollten wir uns ab Ende September in der Kulisse ansehen.
Kein neues Programm, aber Altbewährtes von den Altmeistern des Österreichischen Kabaretts Karl Farkas und Fritz Grünbaum bieten Karlheinz Hackl & Heinz Marecek. Texte, Monologe und natürlich die kongenialen Doppelconférencen, in denen der G´scheite dem Blöden etwas Gescheites möglichst gescheit zu erklären versucht, damit der Blöde möglichst blöde Antworten darauf zu geben imstande ist. Der Titel des Programmes ist ein rhetorischer „Was lachen Sie?„, zu sehen auch in München (6.10.), Berlin (12.-17.11.) und Hamburg (19.11.)
Auch schon zu den Altmeistern des Kabaretts zählen zwei, die miteinander schon lange nichts mehr zu tun haben wollen und doch in den 50er Jahren gemeinsam das Kabarett in Österreich geprägt haben: Georg Kreisler und Gerhard Bronner. Beide feiern heuer – Kreisler am 18. Juli; Bronner am 23. Oktober - ihren achtzigsten Geburtstag. Herzliche Gratulation! Und wenn wir schon gratulieren, dann auch dem „Simpl„. Das Wiener Traditions-Kabarett wurde am 25. Oktober 1912 als „Bierkabaret Simplicissimus„ von Egon Dorn eröffnet. Michael Niavarani, nunmehriger Chef, spielt mit seinem Ensemble anläßlich der 90 Jahre Simpl zwischen September und Mai eine Jubiläums-Revue „Auf der Schaufel„, sowie mit einer Band einen ‚unsinnigen Abend über das alltägliche Glück‘ unter dem Titel „Niavaranis Kühlschrank„.
Ebenfalls ein Jubiläum feiert Lukas Resetarits in diesem Jahr: Er begeht sein 25jähriges Solo-Bühnenjubiläum. Am 26. Oktober 1977 trat er als einer der ersten Solokabarettisten Österreichs im Konzerthauskeller mit „Rechts Mitte Links oder Lieber die Mitte in der Hand als die Rechte gelähmt„ auf. Zum ‚Tatort‘ zurückkehrend, spielt er ab 19. September im Konzerthaus sein neues, mittlerweile zwanzigstes Programm „Zeit„, in dem er sich Gedanken über die Zeit macht.
Einer, der auch schon sein zwanzigjähriges Bühnenjubiläum gefeiert hat, ist Andreas Vitasek, der im Herbst, genauer am 15. Oktober sein neues Programm im Wiener Orpheum vorstellt. Mehr verrät er noch nicht.
Gesprächiger zeigten sich die heurigen „Salzburger-Stier„-Preisträger, Stermann & Grissemann. Sie präsentieren Buch und Programm „Willkommen in der Ohrfeigenanstalt„ nicht nur in Wien, sondern unternehmen im Herbst eine ausgedehnte Österreich-Tournee mit Abstechern nach München (19.-21.11) und Berlin (22.-24.11).
Zu guter Letzt darf ich Ihnen noch über die Verleihung des Österreichischen Kabarettpreises „Karl„(am 12.9. im Vindobona) berichten: Der Hauptpreis (EUR 7.000,-) geht an Alf Poier. Die Jurybegründung: „In seinen Programmen bricht er mit allen Spielregeln der Dramaturgie ohne jemals den Eindruck zu erwecken, bemüht auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen zu sein. In seinen Performances vermischt er virtuos Texte, bildende Kunst, Musik und einen außerordentlichen Spieltrieb zu einem Gesamtkunstwerk ...„ Der Förderpreis (EUR 3.000,-) geht an Mike Supancic, weil „seine rasante Entwicklung als Performer, Musiker und Parodist ebenso beeindruckend ist wie die inhaltliche Stärke seiner Texte. Supancic verhilft der Sparte ‚Musikkabarett‘ zu einer neuen Dimension.„
Redaktion: Iris Fink
2002-09-15 | Nr. 36 | Weitere Artikel von: Iris Fink