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    Tempo im Tempodrom

    Zum dritten Mal gab es Roncallis Weihnachtszirkus in Berlin, produziert von der DEAG AG und der Roncalli Event GmbH. Das Tempodrom war in diesem Jahr sehr weihnachtlich geschmückt: im Bühnenbereich zwei große stilisierte Weihnachtsbäume, über dem Orchester ein riesiger Adventskranz. Das Programm war, wie Bernhard Paul auf der Pressekonferenz gesagt hatte, eigenständig vom Tourneeprogramm und fürs Tempodrom „maßgeschneidert“. So gab es eine ausgewogene Mischung von akrobatischen Solo- und Gruppendarbietungen und Humor – nur der Tierbereich blieb schmal, da die im Pressematerial angekündigte Sarah Houcke auch in diesem Jahr wieder fehlte („ohne Pferde kein Zirkus“ ist ja eigentlich ein Motto Pauls). Eine der Spitzendarbietungen zweifelsohne Encho Keriasov, eine Handstandequilibristik der Sonderklasse, u. a. mit Klotzbalancen auf den Handstützen und einem Einarmer auf einer sehr hohen Stütze. Ausgezeichnet auch die Schleuderschaukeldarbietung der Didyk-Truppe Energy mit Sprüngen von Schaukel zu Schaukel und einer Kombination mit Haltstuhl, vielen sicher gestandenen Pirouettesprüngen. Zirkuszelte_Theater MetronomSpitzentrick war ein Doppelsalto aus dem Überschlag. Optisch eindrucksvoll die Gruppenjonglage der Gandinis mit sechs Personen, deren Jonglierkeulen im wechselnden Farbspiel leuchten. Ebenso gab es ausgezeichnete Leistungen in der Antipodenarbeit von Maryna & Svetlana und bei der Kombination von Kautschukarbeit mit Kerzenbalancen von Tao-Tao, mit bis zu sechs Kerzentableaus. Tempo kam von den Trampolinakrobaten Nikulin mit schönen Sprüngen. Als Auftaktdarbietung arbeitete die Tianjin-Truppe aus China mit einer Bungee-Darbietung und einer Arbeit an zwei schwingenden Haltestühlen, dabei u. a. ein eingesprungener Doppelsalto. Evgeni Shmarlovski war leider eher ein Schwachpunkt des Programms, die Darbietung ist weder richtige Illusion noch richtige Dressur und hat ihren Höhepunkt im „lebenden Nerzmantel“, was doch ein wenig zwiespältig zu beurteilen ist. Peter Shub gelang es von Beginn an, sein Publikum zu erreichen, sowohl mit seiner Kamera-Stativ-Szene als auch im Spiel mit dem Publikum, er wurde zu einem der Publikumslieblinge des Premierenabends. Die beiden katalanischen Clowns Oriol & Genis setzten neben ihren beiden Entrees, dem „Aufladen-Abladen“ und dem „Glockenspiel“, vor allem auf nette Einfälle zum Weihnachtsthema.

    Perfekt wie immer die musikalische Begleitung durch das Roncalli-Orchester unter Georg Pommer, ein insgesamt gelungenes, leistungsstarkes Programm.

    Zum 13. Mal gab es den „Berliner Weihnachtszirkus“ des Zirkus Voyage von Alois Spindler am Olympiastadion. Wie immer nahmen die eigenen Dressuren – die fünf afrikanischen Elefanten, vorgeführt von Alois Spindler und seinen Kindern Nico und Alicia, die beiden Giraffen in Kombination mit Zebra und Pony , der Achterzug Friesen und eine Kameldressur mit sechs Tieren – einen gewichtigen Teil des Programms ein. Dieter Dittmann präsentierte sechs bengalische Tiger. Waren sie im Vorjahr noch spielerisch im Zentralkäfig herumgetollt, hatte Dittmann dieses Mal doch einige Probleme, die Tiere zu ihren Tricks zu bewegen. Für das Weihnachtsprogramm waren russische Artisten engagiert worden: Die Truppe Pavlov, drei Personen mit Reck- und Wurfstangenarbeit, die akrobatisch beide nicht so ganz überzeugten, und die Truppe Alsehin mit einer recht passablen Ikarierarbeit. Für ein wenig Nervenkitzel sorgte die Familie Spindler selbst mit ihrem Todesrad und der Motorradartistik des Trio X-treme in der Powerkugel.

    Angenehm ist immer das weihnachtliche Flair im Chapiteau.

    Der Zirkus Berolina gastierte auf dem Zentralen Festplatz, er präsentiert sein Programm unter dem Titel „Menschen, Tiere, Sensationen“. Dieser Programmtitel einer früheren Show in der Deutschlandhalle wurde von der Familie Spindler von der Messe Berlin erworben. Es ist legitim, diesen Slogan für die Werbung zu verwenden, nur muss man schon ein wenig relativieren, wenn man dieses Programm und die früheren Hallenshows miteinander in Bezug setzen will. Bei Berolina dominierten in diesem Programm die Tierdressuren. Die sieben Elefanten, darunter vier Afrikaner, werden gemeinsam in der Gruppe von Alois Belli vorgeführt, der reitende Tiger auf einem Elefanten von Patrick Spindler, ebenso die große Pferdefreiheit mit 22 Tieren in drei Farbgruppen, die allerdings nicht ganz sauber liefen. Beachtlich dabei die zahlreichen schönen Steiger. Giovanni Spindler präsentierte zwölf Kamele, in die Manege kommt auch eine Giraffe mit einem unter ihr durchlaufenden Zebra. Der akrobatische Teil war leider eher schwach. Einzige größere Darbietung die Geschwister Kaiser aus Tschechien auf dem Hochseil mit Fahrrad und Einrad und einem recht schwerfällig wirkenden Trick, bei dem ein Doppelstuhl auf dem Rücken übers Seil zum Sitzen und Stuhlstehen getragen wird. Dazu die nette Kaskadeurnummer von drei Kindern aus der großen Spindler-Familie, eine Hula-Hoop-Darbietung und zwei Solonummern an Trapez und Vertikalseil.

    Live-Orchester begleiteten die Programme in beiden Unternehmen.

    In Hohenschönhausen gastierte als drittes Familienunternehmen der Zirkus Gebrüder William, der im Wesentlichen sein Saisonprogramm zeigte.

    Große Zirkusereignisse werfen für das Jahr 2007 in Berlin keine Schatten voraus, so wird es wohl nach den Highlights des letzten Jahres mit „Afrika Afrika“ und Cirque du Soleil wieder bei den Gastspielen der zahlreichen kleineren und kleinsten Unternehmen bleiben.

    Redaktion: Dietmar Winkler

    AdNr:1093  

    2007-03-15 | Nr. 54 | Weitere Artikel von: Dietmar Winkler





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