Im Renitenztheater gastierte der Kabarettist und Musiker Robert Kreis mit seinem Programm "Blitzlichter der Zeit", in dem er Ausgewähltes aus dem Kabarett der letzten hundert Jahre präsentiert. Ein Meister auf dem Klavier, ein Entertainer mit viel Gefühl, mit einem ausgezeichneten Draht zum Publikum.
Vielfältig in der Gestaltung, breit in der Thematik. Ob er die Verhältnisse der 20er und 30er Jahre mit heute vergleicht, ob er die Aktualität der Lieder dieser Epoche für die Gegenwart offenlegt, Kreis hat sein Ohr am Puls der Zeit.
Eine völlig andere Farbe bringt er in der Rolle des Gesangslehrers in sein Programm hinein, er schafft es, die sonst mehr zurückhaltenden Schwaben zu Gesangsschülern zu machen und zu einem mehrstimmigen Lied zu animieren. Pfiffig die Darstellung der 90 Jahre alten Opernsängerin, der immer wieder bei den hohen Tönen das Gebiss verrutscht. Rein äußerlich scheint er uns voll in die Vergangenheit zu lotsen, der nostalgische Anzug, ein passender
Hut, oder der Qualm seiner Zigarette als Stilmittel zu Beginn des zweiten Teiles. Wie ein Barpianist scheint er für einen Moment im Dunst zu verschwinden. Zu seinem Programm gehören Standards wie der "Überzieher" von Otto Reutter, ausgefallene satirische Lieder aus dem jiddischen und Wiener Kabarett und immer wieder Songs aus der Geburtstadt des deutschen Kabaretts, Berlin. Ein unterhaltsamer Abend, bei dem man mit Kopf und Bauch voll auf seine Kosten kommt.
Lieder aus dem gleichen Milieu präsentierte Steffi Gugliari-Zeh im Studiotheater. "Ein bisschen Leichtsinn...kann nicht schaden". Auch wenn sie den Abend mit einem Brechtsong beginnt, die politische Dimension der 30/40er Jahre fehlt. Es geht um Schönheit, Creme und Falten, um ein bisschen Sexappeal, mit dem man/frau die Herzen der Stolzesten brechen kann. Das Publikum wird hautnah angespielt, da werden Rosen und Jojos verschenkt. Gelungene Passagen wechseln mit holprigen, der Mangel, einmal kräftig zu durchleuchten, dass es in diesen Zeiten etwas mehr gegeben hat als "Love and Kisses", macht sich spätestens nach der Pause bemerkbar.
Mit Bernd Kohlhepp feiert einer der profiliertesten schwäbischen Kabarettisten der Gegenwart sein 20. Bühnenjubiläum. Er startete seine Kariere im Duo Vis a Vis mit Klaus Birk. Kohlhepp ist ein Multitalent. Schon während seiner Zeit im Clownkabarett spielte er gleichzeitig Kindertheater, schrieb vier Kindertheaterstücke, nahm dazu CDs auf, für die er den Preis
der deutschen Schallplattenkritik 1993 einheimste. 1997 spielte er zum ersten Mal seine Paraderolle in "Hämmerle schlägt zurück". Es folgten "Hämmerle allein zu Haus" und kurz nach Redaktionsschluß als Jubiläumsprogramm "Hämmerle III - Ein Mann räumt auf", 75 Jahre Hämmerle, Premiere im Theaterhaus in Stuttgart. Im ARD-Vorabendprogramm gibt es neue Folgen von "Hämmerle & Leibssle". Zusammen mit Uli Boettcher spielt er im Comedy-Duo-Programm "Der unsichtbare Hund", in dem kein Wort Schwäbisch fällt. 75 Jahre Hämmerle, ein Rätsel: 40. Geburstag, 20 Jahre Kabarett, 10 Jahre Solo, 5 Jahre Hämmerle. Aber er hat gute Chancen, die Zahl im Jahr 2057 real zu erreichen.
Im teatro piccolo gab es die Neubearbeitung von "Hinterm Bahnhof beginnt das Meer". 13 junge Leute auf dem Weg nach Irgendwo. Mal ernst, mal humorvoll, alle haben einen Grund, sich auf den Weg zu machen, die Fröhliche, die Unverstandene, die Heimwehgeplagte, um nur einige zu nennen. Gelingt der Aufbruch, bleibt man zwischen Wünschen und Realität stecken? Unter der einfühlsamen Regie von Martin Seeger ist wieder eine satirische und nachdenkliche Collage entstanden, die zurecht jeden Abend ausverkauft war.
Ein aussergwöhnliches Ereignis fand im Schauspielhaus statt: "Smarthouse" von Rene Pollesch. Findet hartes, politisches, innovatives, satirisches Theater jetzt mehr im Staatstheaterrahmen statt? Lange Textpassagen, deren Dichte man aufmerksam verfolgen muss, gebrüllte Flüche, schrilles Outfit. So wird in "Smarthouse" Kritik an Kapitalismus, Shopping-Wahn, Übertechnisierung, Big Brother in der Gestalt von Sony und Panasonic geübt.
Ein Feuerwerk an Provokation und Pointen. Die Figuren sind Zwangsvernetzte, die mit jeder Körperbewegung etwas auslösen, löschen oder neu konfigurieren. Hier wird viel improvisiert, phantasievoll mit Requisiten gespielt, der Zuschauer in das Geschehen hineingezogen, bis zum gebrüllten Mitspielschluss: Ein Spiegel der Gesellschaft auf der Höhe der Zeit!
Redaktion: Bruno Schollenbruch
Brackenheim: Kapelle im Schloß
09.03.02 Anam Cara
20.04.02 Georgette Dee und Terry Truck
11.05.02 Frank Goosen
Schelklingen: Stellwerk
02.03.02 Bernd Begemann
09.03.02 Matthias Brandstätter
06.04.02 Eckart Grauer
27.04.02 Verena Schwarz
Stuttgart: Theaterhaus:
04.03.02 Tim Fischer
25.04.02 Max Goldt
26.04.02 Iris Berben
Renitenz:
26.02.-02.03.02 Maren Kroymann
15.03.-17.03.02 Georg Schramm
02.04.-05.04.02 Springmaus
06.04.02 Gisela May
10./11./13. 04.02 Katja Ebstein
15.04.-23.04.02 Stuttgarter Kabarett-Festival
24.04.-28.04.02 Bernd Lafenz
30.04.-04.05.02 Andreas Giebel
06.05.-12.05.02 Malediva & Florian Ludewig
Laboratorium:
02.03.02 Buschtrommel
Pforzheim: Osterfeld:
02.03.02 Mundstuhl
16.03.02 Jo van Nelsen
22.02.03 Sigi Zimmerschied
12.04.02 Bühnenstich
20.04.02 Dieter Nuhr
03.05.02 Maren Kroymann
08.05.02 Jess Jochimsen
Schwäbisch Gmünd: Café Spielplatz
14.03. Andreas Rebers "Ziemlich dicht"
21.03 TILL "Ich kann auch anders"
25.04 Gernot Volz "Ironman" Kabarett
2002-03-15 | Nr. 34 | Weitere Artikel von: Bruno Schollenbruch