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    Zirkus in Berlin

     

    Der große Weihnachtszirkus war in Berlin dieses Mal nicht zu erleben, hatte doch die Stardust Production ihr geplantes Gastspiel abgesagt.

    Trotzdem war das zirzensische Angebot - wenn auch eine Nummer kleiner - recht vielfältig.

    Ludger HollmannEröffnet wurde die Weihnachtsspielzeit mit einem Eintages-Gastspiel des Chinesischen Nationalzirkus im Tempodrom mit für ein solches Tourneeprogramm durchaus sehenswerten Leistungen. Aufgebaut auf Geschichten um Dschingis Khan zeigte das Ensemble von Artisten aus der Inneren Mongolei u.a. die ungewöhnliche Arbeit mit dem Bogen, eine sehr beachtliche Rola-Arbeit mit Schalenwürfen auf den Kopf der Partnerin, die auf seinen Schultern stand, und eine Stangenraddarbietung mit schwierigen Schalenwürfen.

    Enttäuschend dagegen das Gastspiel des Moskauer Staatszirkus, ebenfalls im Tempodrom , bei dem von zehn Darbietungen lediglich vier aus Russland kamen. Neben Antoschka, deren Entree mit der Katze besonders hübsch ist, die es aber sehr schwer hatte, in der mäßig besetzten Halle das Publikum zu erreichen, wurden nur die ausgezeichnete Handstandäquilibristik von Dmitry Prudnikov und die Gruppenjonglerie der vier Drogaliova dem Namen „Moskauer Staatszirkus“ gerecht. Aus Deutschland kam Bernadette mit einer Antipodenarbeit und die etwas antiquierte Pudeldressur der Posnas.

    „Richtige“ Weihnachtszirkusse gab es dann gleich drei in Berlin, dabei kann der Zirkus Voyage (Diana und Alois Spindler) als „Berliner Weihnachtszirkus“ bereits auf eine zehnjährige Tradition verweisen (wenn es auch in den ersten Jahren der Vater mit dem Zirkus Aramannt war). Die Spindlers bemühen sich, das Weihnachtsprogramm durch zusätzliche Engagements zu bereichern, in diesem Jahr durch die Familie Gillert aus Italien mit einer Drahtseildarbietung und Rudi Althoff mit einer netten Pudeldressur und Rola-Rola; sein Spagetti-Entree allerdings war grässlich.

    Dieter Dittmann zeigte zwei Tiger, bei ihm dominiert naturgemäß nicht die Zahl der Tiere, sondern der enge Kontakt zu den beiden Tigern. Pferde und Elefanten präsentierte Direktor Alois Spindler, die Elefantendressur besteht allerdings fast nur noch aus einer kleinen Laufarbeit und einigen akrobatischen Tricks des Sohns an einem der Tiere.

    Das weihnachtliche Interieur war auch in diesem Jahr bei diesem Zirkus am stimmungs-vollsten, der von Torsten Brandstätter sympathisch moderiert wurde.

    Zirkus Berolina (Bernhard Spindler), ebenfalls schon mehrmals zu Weihnachten in Berlin, allerdings auf wechselnden Plätzen, spielte in diesem Jahr auf dem (von den Zirkussen eher ungeliebten) Zentralen Festplatz. Von dem seit mehreren Jahren nicht mehr stattfindenden Programm der Wiener Stadthalle hat man sich den Slogan „Menschen, Tiere, Attraktionen“ geliehen, und an großen Tiergruppen hat Berolina tatsächlich einiges zu bieten: so die sehr gut arbeitenden Elefanten, 3 Inder und 4 Afrikaner, bei denen es den Spindlers gelungen ist, die beiden unterschiedlichen Spezies zusammen in die Manege zu bringen, was durchaus nicht unproblematisch ist. Die „weltgrößte“ Kamelherde, 24 Tiere, präsentierte Giovanni Spindler, in der Fülle schon beeindruckend, allerdings geht dann in der Manege nichts mehr als Laufarbeit. Ein sehr schönes Bild war das Pferdekarussell von Patrick Spindler, ebenfalls 24 Tiere – Friesen, Araber und Palominos -, dazu Gruppensteiger, Dacapos und ein Fußballpferd.

    Die Dressuren dominierten das Programm, die Akrobatik geriet da ein wenig ins Hinter­treffen, neben einer schwachen Trampolindarbietung des Duo Terno waren es nur die rumänischen Schleuderbrettartisten Dragomir, die überzeugen konnten.

    Dritter im Bunde war Zirkus William (Gebrüder Wille), ein Familienunternehmen, bei dem sich die Söhne sehr profiliert haben. Markus Wille ist für die Pferdedressuren zuständig, so u.a. mit einem gut laufenden 8er Zug Friesen. Der jüngste Sohn brachte vier noch sehr junge Tiger in die Manege, die erst seit Mitte der vorigen Saison im Programm sind und bereits viele Standardtricks zeigen. Am Trapez arbeitete Manolita Wille, als Schlussnummer gab es ein Todesrad, das alle drei Zirkusse im Programm haben, das der Willes gefiel mir dabei am besten.

    Den Schluss der Winterspielzeit machte Roncalli in einer Gemeinschaftsproduktion mit den Kellys. „Phantasie verboten!!!“ ist ein Programm, das vor allem auf die Musik der Kellys setzte und natürlich deren Fans ansprach. Aus dem artistischen Teil ragte besonders Natalija Jigalova am Trapez mit sehr schwierigen eingesprungenen Drehungen heraus und natürlich der immer wieder umwerfend komische Comedyclown Jigalov. Die Kellys hatten sich auch in einige artistische Darbietungen eingebracht: Maite Kelly bewies komisches Talent als Clownesse im Bonbon-Entree der Luftmanns, Paddy Kelly ließ sich als Partner Jigalovs mit Wasser übergießen, und Joey Kelly arbeitete mit den Human Eclipse als Adagio-Akrobat.

    Was die Saison 2004 Berlin circensisch bringen wird, ist noch offen, Zirkus Busch-Roland wird nicht wie sonst turnusmäßig aller zwei Jahre zu Ostern in Berlin sein, unbestätigten Gerüchten aus der Zirkusszene zufolge könnte Zirkus Fliegenpilz im März in Berlin gastieren und für den Sommer wirbt der Verbrauchermarkt Reichelt für ein Zelt-Gastspiel mit Popow.

    Redaktion: Dietmar Winkler

    AdNr:1069    

    2004-03-15 | Nr. 42 | Weitere Artikel von: Dietmar Winkler





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