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    Von Spezialisten und komischen Fröschen

    Zu Beginn gleich das Aktuellste: Die Preisträger des Lindener Spezial Clubs stehen fest. Der Club, der im alten Apollo-Kino im Traditionsstadtteil Linden ansässig ist, vergibt seinen Publikumspreis jedes Jahr aufs Neue. Die „Spezialisten 2009“ bekamen der Comedy-Magier Topas aus Stuttgart, der exzentrische Londoner Comedian Rainer Hersch, der gleich mit ganzem Orchester anrückte, und die Berliner Formation Das GlasBlasSing Quintett, die auf Flaschen Musik macht. Club-Chef Desimo zeigte sich sehr glücklich.

    Währenddessen stand Langenhagen noch immer unter dem Zeichen der „Mimuse“, dem großen Kabarett- und Kleinkunstfestival im Norden, das sich längst zum ausgedehnten Programm über die kalten Monate gemausert hat. Die Veranstalter mischten Größen der Szene mit empfehlenswerten Geheimtipps. Mimuse-Chef Udo Püschel kann sich auch in diesem Jahr über mangelndes Zuschauer-Interesse nicht beklagen. Gut besucht waren Veranstaltungen von Johann König mit seinem Programm „Johann König explodiert“ und von Kabarettist Hagen Rether. Eine sichere Bank waren auch Quatsch-Comedy-Club-Star Hannes Bender oder der Schauspieler Stefan Jürgens, der in seinem neuen Programm „Alles aus Liebe“ auf ruhige Weise sein Innenleben bespiegelte. Und es gab mehrere beachtenswerte heimliche Renner. Einer davon ist der Ostberliner Musiker Toni Mahoni, der mit witzigen deutschen Texten funkig und bluesig daherkommt und einen sprühenden Abend bescherte. Mit dabei war auch „der jüngste Kabarettist Deutschlands“, Erik Lehmann, der als Assistenzarzt Dr. Schönfelder seinem Publikum auf die Sprünge half. Der begabte Newcomer ist mittlerweile festes Ensemble-Mitglied der Dresdner Herkuleskeule und doch erst Mitte zwanzig. „Herr Lehmann wünscht: Gute Besserung!“ war alles andere als verschnupft. Als Jury-Mitglied der Freiburger Kleinkunstbörse hat Veranstalter Püschel großen Einblick in die Szene und meint, dass sich neben der Kabarettszene auch immer mehr das Stand-up entwickelt. Robert Louis Griesbach aus Berlin tut genau dies. Das Publikum kann dabei einen Heidenspaß haben, wenn man an ihn nicht den gleichen Anspruch wie an einen Volker Pispers erhebt. Der Träger des Deutschen Kabarettpreises HG.Butzko begeisterte währenddessen im Theater am Küchengarten, wobei die Frage, ob sich Dinge verändern oder nur unsere Sicht auf diese, im Vordergrund stand. Während er in Angela Merkel außerirdisches Leben vermutet, werden Manager bei ihm zu Matschemännern und Franjo Pooth zum Chef der Europäischen Zentralbank.

    Eckart von Hirschhausen verarztete sein Publikum im Theater am Aegi, wo auch gleich zweimal Urban Priol zu sehen war. Samt Hefeweizen und zahlreichen Boshaftigkeiten zur Bundespolitik. Auch auf Stippvisite in Hannover war die Hamburger Schmidtshow, die letztes Jahr 20-jährigen Geburtstag feierte. Insider wie Heino Trusheim machten Witze über das Alter, und die füllige Tänzerin Viktoria jonglierte mit Hula-Hoop-Reifen.

    Gemixtes Varieté der gehobenen Art gibt es auch im GOP. Dort führte Anfang des Jahres in der Show „Herr Otto gibt sich die Ehre“ der Comedy-Magier Thomas Otto durchs Programm, wobei es ihm in seiner frischen, schlagfertigen und humorvollen Art gelang, eine enge Verbindung zum Publikum zu knüpfen – ob es nun immer wieder „Gerhard“ war, der als Running-Gag stets auf eine geheimnisvolle Tüte aufpassen musste, oder ob „Peter“ für Kartentricks mit eingespannt wurde. Auch das Programm konnte sich sehen lassen, etwa mit der skurrilen Amerikanerin Amy G., die auf Rollerskates und Ukulele Slapstick machte, Tony Frebourg, der in die Kunst des Diabolos entführte, oder Meike Silja, die poetisch am Trapez ihre Geschichten erzählte. Das GOP bleibt eine feste Adresse für gutes Varieté.

    In Hildesheim hat im Oktober 2008 das legendäre Vier Linden wieder geöffnet. Nachdem 2007 sämtliche Zuschüsse von der Stadt gestrichen wurden und der veranstaltende Verein für Kunst und Kultur sich wegen Insolvenz aufgelöst hatte, ist nun Martin Schüler neuer Besitzer und Veranstalter; sein Großonkel hatte das Haus vor 60 Jahren erbaut. Schüler will ein breit gefächertes Programm bieten. Mit der Stuttgarter Kabarettgruppe Eure Mütter hatte er gleich zu Beginn einen guten Wurf gelandet. Mit Nummern wie dem „Synchronhaarewaschen“ begeisterten sie ihr Publikum, machten alle Handtücher des Hauses dreckig und haben sich mittlerweile in der Region Hannover bereits so etwas wie einen kleinen Kultstatus erspielt.

    Figurentheaterstar und Prix-Pantheon-Preisträger René Marik betörte im Audimax mit seinem Programm „Autsch’n – Ein Abend für die Liebe“. Der blinde Maulwurf und der besserwisserische Frosch „Falkenhorst“ waren natürlich mit dabei. Es gibt wohl derzeit keinen anderen Puppenspieler, der mit so hoch komischem und trockenem Humor seinen sehr speziellen Figuren das gewisse Eigenleben einhaucht. Größte Empfehlung! René Marik ist einer der sicheren Höhepunkte, die es derzeit in der Bühnenwelt zu erleben gibt. Hingehen! Der Berliner wird im Herbst ein neues Programm herausbringen. Und auch eine neue Figur, verriet er.

    Klein, aber Oho: Im Kollmanns Live gaben sich wieder Kabarett- und Kleinkunstgrößen die Klinke in die Hand. Darunter ist zum Beispiel der Kabarett-Pianist Armin Fischer, der Klassik mit Pop und Anekdoten mischt, manchmal sehr seriös im Frack auftritt, aber immer die Waage zwischen Komik und pianistischem Können hält. Eben: Mozart mal anders. Oder Hinz & Kunz, ihres Zeichens Komiker, Clowns und Musiker, die in ihrem Programm „Sprachlos“ eine unterhaltsame Musik-Comedy-Revue auf die Bühne bringen, wobei sie als zwei unterschiedliche Charaktere herrlich aneinandergeraten. Kurzweilig und musikalisch gut. Ebenfalls keine Unbekannten mehr in der Szene im Norden sind die Steptokokken, die als zu menschlicher Größe mutierte Bakterien seit 15 Jahren die Bühnen unsicher machen. Inken Röhrs und Elisa Salamanca machen wunderbar komisches medizinisches Varieté mit Musik, Gesang, Stepptanz und Wortwitz, rechtzeitig zur kalten Jahreszeit mit dem „Grippenspiel“.

    Zur CD-Release-Party im ehrwürdigen Theater für Niedersachsen lud die Hildesheimer Chanteuse DANA ein, die mit ihrem Trio die neue CD zum Programm „Kussecht“ vorstellte. Das Ganze war ein höchst unterhaltender Abend über ein intimes Thema, das einen schon mal ins Schwitzen bringen kann (und das nicht nur, wenn ein Scheinwerfer kokelt). DANA plauderte erfrischend aus dem Nähkästchen ihrer Kuss-Erinnerungen und präsentierte mal innige, mal humorvolle Songs. Der Winter in Hannover, Hildesheim und Region brachte trotz Kältetiefs heiße Shows. Im April darf man sich dann auf die neue Solo-Premiere von Comedy-Zauberer Desimo freuen, bevor im Sommer in der Landeshauptstadt wieder das hochkarätige „Kleine Fest im großen Garten“ stattfindet.

    Redaktion: Nicola Volckmann

     

    Termine

    Im Theater am Aegi suchen am 20./21.3. wieder die ffn-Comedians Frieda und Anneliese „Das braune Gold von Plattengülle“. Am 1./2.4. kommt Thomas Freitag ins TAK. Sprühende Unterhaltung verspricht die Premiere von Desimo im Pavillon am Raschplatz am 15./16.4., „Wunschlos oder glücklich“ heißt das Programm des hannoverschen Comedy-Zauberers. Bodo Wartke spielt am 19.4. im Audimax der Uni Hildesheim „Noah war ein Archetyp“ und vom 25.4. bis 10.5 steigt in Hannover wieder die A-cappella-Woche – A Cappella [H]. Im Juli ist es in den Herrenhäuser Gärten wieder so weit, am 8.7. ist Premiere für das „Kleine Fest im Großen Garten“, gespielt wird bis Ende Juli, jeweils Mittwoch bis Sonntag.


     

    2009-03-15 | Nr. 62 | Weitere Artikel von: Nicola Volckmann





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