Im Stuttgarter Renitenztheater hat ein Intendantenwechsel stattgefunden. Kurz vor seinem achtzigsten Geburtstag übergab Gerhard Woyda nach über vierzig Jahren den satirischen Stab an Sebastian Weingarten, der bei der Bewerbung um die Intendanz am meisten überzeugt hatte.
Und es weht ein frischer Wind. Mit einem Paukenschlag wurde das neue Hausprogramm eröffnet: „Kopfüber – Bunter Abend für Selbstmörder“, ein satirisches Theaterstück von Frank Lüdecke. Lüdecke hat mit seinem Selbstmordtext einen Treffer gelandet, hervorragend die schauspielerische Leistung des Trios Weingarten, Martin Theuer und Christine Prayon. Wenn Letztere zu ihrem Lehrerinnen-Solo ausholt und die knallharte Realität der Pädagogen in sozialen Brennpunkten karikiert, kann man eine Stecknadel fallen hören. Ob Globalisierung, Geheimbünde, SPD oder Terroristen: all das treibt die Protagonisten an den Rand der Brücke, den sie dann, neuen Lebensmut schöpfend, doch nicht überspringen. Furiose Wortspiele, ruhige Momente, intensives, körperorientiertes Spiel, eine Gesamtkomposition aus Theater und Kabarett: Ein Glücksfall für die Stuttgarter Kleinkunstszene! Im März gastiert das Renitenz im Rahmen des Projekts „Grenzenlos“ in Rumänien, in Hermannstadt und Temeswar, dann geht’s nach Straßburg. Schade, dass es keine Deutschlandtour gibt.
Zum einzigartigen europäischen Projekt „Grenzenlos“ gehört auch die Kabarett-Werkstatt „Jugend Grenzenlos“, die unter der Leitung von Beate Ehrmann in Sibiu stattfindet. Stuttgart öffnet Grenzen, auch für die politische Satire. In der Autorenarena „Grenzenlos“ lasen zur Eröffnung Beate Ehrmann, Andreas Schenkel und Klaus F. Schneider aus ihren Werken, womit auch der dreißigste Geburtstag des Förderkreises Baden-Württembergischer Schriftsteller gefeiert wurde. Die Reihe wird fortgesetzt.
Redaktion: Bruno Schollenbruch