Nach wie vor ist das Zirkusfestival von Monte Carlo die Nummer 1 des internationalen Zirkusgeschehens, auch wenn die Auswahl der Darbietungen wohl zunehmend schwieriger wird.
29 Nummern stellten sich in diesem Jahr vor, darunter sechs Tierdressuren, ein durchaus ausgewogenes Verhältnis.
Im akrobatischen Bereich rangierten, wie immer in den letzten Jahren, Darbietungen aus Nordkorea und China an der Spitze, und auch hier war wieder zu konstatieren, dass die nordkoreanischen Flugtrapezdarbietungen – hier die Truppe Multi Flying des Circus von Pjöngjang – in ihrer Leistung kaum noch zu steigern sind. Sie zeigten u. a. eine vierfache Pirouette und einen vierfachen Salto, der Fänger dreht sich bei den Würfen um 360 Grad. Die Truppe erhielt einen Goldenen Clown. Ähnliches gilt für die Darbietung Hand auf Hand der Brüder Iroshnikov aus der Ukraine, Absolventen der Kiewer Zirkusschule. Sie wurden ausgezeichnet mit einem Silbernen Clown für ihre Äquilibristik mit außergewöhnlichen Würfen. Die Truppe Rodion, eine Stangenwurfdarbietung mit vier Personen, zeigte eine durchgestaltete Arbeit mit Doppel- und Dreifachsalti der Partnerin. Die mit Bronze ausgezeichneten Reckakrobaten Rokashkov waren in Roncallis Weihnachtszirkus in Berlin zu sehen.
Beeindruckend war die Pferdedressur von Carlos Savadra vom französischen Zirkus Medrano, der an der Zirkusschule von Annie Fratellini ausgebildet wurde. Er dirigiert sechs ungezäumte Palomino-Pferde zur Musik von Ravels „Bolero“ ohne Peitsche und Chambrière, Zeichen gibt er nur mit seinem Hut. Die Raubtierdressur von Susan Lacey war vor allem durch ihre weißen Tiger aus der Zucht von John Cuneo interessant.
Zur Jury gehörten in diesem Jahr neben den Vertretern aus Nordkorea und China Martin Hanson, Präsident der ECA, Brandusa Novak, Direktorin des Zirkus Globus in Bukarest, Paul Binder, Direktor des Big Apple Circus in New York und Jose-Maria Gonzales, Direktor des spanischen Gran Circo Mundial.
Das Programm begleiteten Petit Gougou als Monsieur Loyal und das Orchester Reto Parolari.
Die Zahl der Preise ist im Verhältnis zur Zahl der Darbietungen beachtlich hoch, so wurden neben den Clowns – bei Silber und Bronze immerhin je fünf – 38 Spezial- und Donatorenpreise verliehen.
Am Rande des Festivals gab es eine Zusammenkunft der ECA (European Circus Association) und eine – allerdings sehr bescheidene – Messe von Firmen für Zirkustechnik.
Redaktion: Dietmar Winkler
Truppe Rodion – Stangenwurfdarbietung
Truppe Multi Flying (Nordkorea) – Fliegendes Trapez
Akrobatentruppe aus Kanton (China) – Äquilibristik, Kontorsionistik und Diabolospiele
Truppe Ignatov – Jockeyreiterei
Susan Lacey – Tigerdressur
Iroshnikov – Hand auf Hand
Velez Familie – Hochseil
Mr. Dalmatin – Ponys und Hunde
Rokashkov – Reckakrobatik
Wendell Huber – Elefantendressur
Khailafovs – Percheakrobatik
Carlos Savadra unter Assistenz von Olivier Vincens – Pferdefreiheit
Alexandre Balyakin (Truppe Marx) – Seilspringen
Der Preis der Deutschen Gesellschaft der Circusfreunde ging an die Jockeyreiterei der Ignatovs.
2005-03-15 | Nr. 46 | Weitere Artikel von: Dietmar Winkler