Gauthier Dance feierte 2023 sein 15. Jubiläum. Eine Truppe, die klein mit 6 Tänzern/Innen im Theaterhaus Stuttgart anfing, und jetzt Auftritte in der ganzen Welt hat, in diesem Jahr noch mal besser gefördert von der Stadt Stuttgart. Neben den Aufführungen glänzt die Truppe mit ihrem sozialen Engagement, sie tritt für Schulen, Seniorehäusern auf, gibt Worshops. So versucht Gauthier Dance, Junge und Alte an den Tanz heranzuführen.
Das neue Programm mit jetzt 16 Tänzern/Innen ist künstlerisch ein weiterer Schritt nach vorn. Bei FEUER werden die Flammen in den unterschiedlichsten Bildern dargestellt. Mal unterstreicht das Spiel der Hände, der kompakte Block der Stehenden ein großes, prasselndes Feuer, mal arbeiten alle am Boden, dann nur noch kleine Flammen sind zu sehen.. Mal tanzen sie in mehreren Reihen hintereinander, immer wieder scheren Einzelne oder Duos aus diesem Block aus, das unterstreicht einen Aspekt von Isolation. Am Ende erlischt alles mit Slowmo Bewegungen bis zum letzten Stopp. Alles ist mit harten Techno Beats unterlegt (Musik von Eliza), die nach dem Schlussbild leise ausklingen.
Alle haben die gleichen hellen Kostüme an, was das Gemeinsame betont und Statuenelemente besonders heraushebt. Choreographie: Sharon Eyal.
Das zweite Element ist WASSER! Bevor es soweit ist, gibt eine 6 minütige Pause, da alle vorher duschen müssen, was zum Outfit dieses Teiles dazugehört. Der Intendant Eric Gauthier überbrückt diese Pause mit neuen Informationen über seine Kompanie, immer wieder mit kleinen, humorvollen Einlagen.
Das Stück beginnt mit einem Video-Hintergrund, der Meerwasser in dem Stadium zeigt, wo nach dem Antrocknen Salzkristalle sichtbar werden. Ein Duo eröffnet das Ganze mit Unterwasserbildern, ein Gemisch aus Rollen, Fliegen, ein Bild von Wellenvariationen entsteht, artistisch erzeugt von Hebebewegungen bis zum Spagat. Auch hier ein ständiger Wechsel von Gruppen und Paarungen, wirbelnde Elemente im Sturm, unterstützt von der Musik mit dominanten Trommeln (Musik: Julian Tarride). Ein schönes Schlussbild ist der Tanz der gesamten Gruppe im Kreis. Choreographie: Andonis Fonuadakis.
Ganz anders das Element Luft, ein Solo von der Tänzerin Anneleen Dedrogg. Die Bühne ist gekennzeichnet mit zwei rechteckigen, klar ausgeleuchteten Flächen. Ein Spiel mit allen Körperteilen, ein Zucken bis in die Haarspitzen. Windmühlenartige Bewegung mit den Armen, unterbrochen von Momente der Stille. An dieser Stelle setzt auch die Musik für einen Moment aus.
Mal sieht man einen Sturm, mal ein Lüftchen, elegante Bewegungen vom Kopf bis zu den Zehenspitzen. Eine 20 minütige Energieleistung. Choreographie: Louise Lecavallier. Musik: Arkin Allen a.k.a. Mercan Dede.
Zum Abschluss: ERDE. Deutlicher Unterschied zu den anderen Choreographien sind die bäuerlichen Kostüme. Ein Abbild, dass an eine ländliche Gemeinde auf einem Dorfplatz erinner. Untermalt von polternden Lauten der Beginn, doch dann ein Gemisch aus Scarlatti, Morrincone und Chansons. Auch hier sind vierzehn beteiligt, es entstehen Bilder wie Fotos aus vergangenen Zeiten, mal steht ein Volkstanz im Vordergrund. Das Ensemble begleitet die Musik mit Flüstern, das beschwörend wirkt, mal mit klatschenden Rhythmen. Eine Rolle spielt ein Koffer mit Griffen an beiden Seiten, der den Gegensatz zwischen Abreisen und Bleiben auf dem Land symbolisiert. Zum Schluss greift ein Paar diesen Koffer an beiden Seiten, ein Hin und Her, bis das Paar von der ganzen Gruppe von der Bühne gezogen wird. Ein berauschender Abend, unzählige Vorhänge, bis sich die Truppe zurückziehen kann, um im Foyer Autogramme zu geben, mit den Leuten zu sprechen. Eine ausgesprochen publikumsnahe Arbeit. Kein Wunder, das Gauthiers Truppe so beliebt ist und ununterbrochen ausverkaufte Vorstellungen im Theaterhaus geben kann.
Kontakt:
Theaterhaus
Siemensstr. 11
70469 Stuttgart
Web: www.theaterhaus.com/theaterhaus
Redaktion: Bruno Schollenbruch
Bildnachweis:
Jeanette Bak Fotos
2024-03-13 | Nr. 122 | Weitere Artikel von: Bruno Schollenbruch