Es ist ein Wagnis, den feinsinnigen Humor des frischgebackenen Jacob-Grimm-Preisträgers Victor von Bülow ohne den Meister und seine unerreichte Partnerin Evelyn Hamann auf die Bühne zu bringen. Kopieren geht nicht. Wie geht es dann? Das Ensemble der Mannheimer Klapsmühl’ hat das Dilemma gelöst und sich mit „Loriot die Zweite“ zum zweiten Mal in der Ensemblegeschichte an den Klassiker des deutschen Humors gewagt. In Mannheim läuft Loriot wie Lottchen. Nach der Premiere am 10. Juni hat sich das Ensemble nach einem regelrechten Marathon – 29 Vorstellungen in Folge – sehr erfolgreich aus der Sommerspielzeit verabschiedet, um mit „Loriot die Zweite“ nach der Sommerpause gleich wieder an den Erfolg anzuknüpfen (01.09. bis 05.09.). Das Klapsmühl’ Ensemble hat sich dem großen Vorbild sachte genähert und die Figuren an die Bühnenpersönlichkeiten des Meisters angelehnt, ohne sie eins zu eins zu kopieren. So gelang es, den feinen Sprachwitz darstellerisch von Loriots Truppe abgelöst zu präsentieren. Zugegeben, man braucht eine ganze Weile, bis man Gesichter und Gesten der Originalbesetzungen aus dem Kopf gekehrt hat, um sich für Klaus-Jürgen Hoffmann, Josefin Lössl, Hans Georg Sütsch und Wolfgang Schmitter zu öffnen – aber spätestens, wenn im Kasperltheater neben der Bühne der „Kleinsparer“ zu Wort kommt, hat man die Loriot-Brille abgelegt und die harte Nuss ist ein für alle Mal geknackt. So plant man nun sogar ein drittes Loriot-Programm, „Das Beste von Loriot“, das ab 26.12. an den Start gehen wird.
Das praktisch veranlagte Schlaule Klaus Birk gastierte mit „Best of Birk“ vom 10. bis 12.09. in der Klapsmühl’. Mit hundertfach erprobten Pointen jedenfalls musste man nicht unbedingt rechnen, wenn ein Birk in Mannheim auf Publikum trifft. „Best of Birk“ ist ein buntes Potpourri aus schlagfertigen Zoten und regelrechten Bandwurmpassagen, bei denen der bühnenerprobte Stehgreif-Kabarettist meisterlich dafür sorgt, dass Figuren und Motive immer wieder unerwartet aus dem undurchschaubaren Programmgespinst emportauchen und zu guten alten Bekannten werden. Weil für Birk Kabarett eigentlich wie Jazz mit Improvisation zu tun hat, findet der Mann mit der geschwinden schwäbischen Zunge trotz Improvisation zu seinen schönsten Nummern zurück und webt sie so zusammen, dass jeden Abend ein neues, maßgefertigtes Programmkostüm entsteht. Mit schwäbischer Gelassenheit wechselte er in Windeseile Szenen und Themen und startete nach der Pause unversehens aus der gemütlichen Sprachmelodie in eine härtere Gangart. Eine makabre Episode aus dem Altersheim lässt den lockeren Programmfluss einen nachdenklichen Augenblick lang innehalten. Aber am Ende gelingt es Birk, Lachen zu bewahren und wie bei der Quantenphysik Ursache und Wirkung zu ergründen. Wenn man schon vorher gewusst hätte, was am Ende passiert, dann wäre man nicht erstaunt gewesen, wie sich Birk aus der leidenschaftlichen Affäre mit einem begeisterten Mannheimer Publikum zog. Mundart in Bestform.
Redaktion: Sibylle Zerr
14.01. Betancor/Lachmann „Privat bin ich ein Profi“
15.01. Mundstuhl „ Alles inklusive“
16.01. Dr. med. Eckart v. Hirschhausen „Sprechstunde“
18.01. Thomas Philipzen „Bis hierher und noch weiter“
19.01. Onkel Fisch „Samuraibekuchen“
20.01. Matthias Deutschmanns „Staatstheater“
21.01. Erwin Grosche „Warmduscher-Report“
22.01. Martina Brandl „Halbnackte Bauarbeiter“
23.01. Hagen Rether „Liebe“
25.01. Romy Haag „Frauen, die ich nicht vergessen kann“
26.01. Arnulf Rating „Alles prima“
27.01. Two Hands Theatre „Meràk & Puppenträume“
28.01. Newcomer-Abend – unbekannte Talente stellen sich
29. und 30.01. „Varieté“ mit Moderator Karl-Heinz Helmschroth, den Rollschuhakrobaten Roma und Sven als Ken & Barbie, Die Zauberer Brüder Junge, Bauchredner Andreas Römer und Roma Hervida am Trapez
04.02. Walter Pohl & Bernhard Bentgens
25.02. Malediva „Schaulaufen“
Weitere Kleinkunstveranstaltungen im Kulturfenster
08.04. und 09.04. Drama Light Improvisationstheater
02.01. bis 26.03 im Spielplan: Kabarett Dusche „Zurück in die Zukunft“
03.01. Frederik Hormuth „Schnell zur Sache“
02.02. bis 07.02. „Das Beste von Loriot“, Klapsmühl’ Ensemble
05.01 bis 09.01. Hans Günther Butzko „machtparty“
19.01. bis 23.01. Vince Ebert „Alles gelogen“
10.02 bis 13.02. Hubert Burghardt „Schuld sind immer die Anderen“
16.02 bis 20.02 Marcel Adam „Chansons, Lieder, Satire, Mundart“
03.03 bis 06.03. Seibel & Wohlenberg „Keine Zeit zur Höflichkeit“
16.03. bis 20.03. Peter Vollmer „Helden bitte melden“
AdNr:1012
2004-12-15 | Nr. 45 | Weitere Artikel von: Sibylle Zerr