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    Eclair en l'Air - Tanztheater der Lüfte

    Artistik, Charme und Einfallsreichtum

    Seit 20 Jahren erschafft Nicola Elze für Danza Furiosa Company große und kleine Artistik-Produktionen, die in Erinnerung bleiben.

    Scheinbar unerschöpflich kreiert sie Neues, wie auch vor fünf Jahren das Tanztheater der Lüfte "Eclair en l'Air". Es ist die Geschichte eines Kronleuchters, bei der die ruhigen, berührenden Momente ebenso im Vordergrund stehen, wie die anspruchsvolle Luftartistik und die großen, raumfüllenden Bilder.

    Nicola Elze im Interview mit Hannes Moser für Trottoir-online

     

    artbild_430_Kronleuchter_BaTrottoir: Was bedeutet der Name 'Eclair en l'Air'?

    Nicola Elze: Gute Frage! Die meisten denken, daß en l'Air "in der Luft" bedeutet, was durchaus paßt.

    Tatsächlich heißt es "abgehoben, ein wenig verrückt". Eclair steht für die Erleuchtung, wobei es natürlich auch süße Gebäckstücke mit diesem Namen gibt. Und alle diese Bedeutungen zusammen, das sind wir: süße, leicht abgehobene Elfen in der Luft, mit einer krönenden Erleuchtung zum Schluß.

    Trottoir: Nicola, woher nimmst Du Deine Ideen?

    Nicola Elze: Das ist ganz unterschiedlich: Beim Goldfisch z.B. war die Glaskiste von einer Cebit-Show übrig, und die inspirierte mich zur Goldfisch-Nummer.

    Beim Kronleuchter war da zuerst die Motivation etwas Anderes, Großes und Neues in der Luft zu machen, da Tuchartistik schon so "verbraucht" war. Inzwischen sieht man es überall, es ist nichts Besonderes mehr. Später war sicher auch mein Kronleuchter im Wohnzimmer Ideengeber...

    Es sollte Einzigartig sein, etwas, das die Leute noch in Staunen versetzt. Mir war dabei auch wichtig, daß es nicht einfach schnell nachgemacht werden kann.

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    Trottoir: Passiert es denn oft in der Szene, daß Ideen direkt geklaut werden?

    Nicola Elze:Zum Glück hält es sich in Grenzen. Die Fälle sind eher überschaubar.  Aber manchmal vermisse ich den Respekt vor der immensen Tüftel-Arbeit, die dahinter steckt. Erfahrene Kollegen wissen das, keine Frage. Ich denke, daß es oft aus Unwissenheit oder unbewußt passiert. Neulich z.B. bekam ich eine begeisterte Zuschrift mit der anschließenden Frage, wie man einen solchen Kronleuchter baut, da er schön für einen Kinderzirkus wäre. Zuerst war ich sprachlos. Aber dann erklärte ich, daß es zum Einen zu gefährlich sei, und bat zum Anderen um Respekt für unsere jahrelange Entwicklungsarbeit.

    Das stieß auf volles Verständnis, und ich bekam eine sehr sympathische Entschuldigung.



    Trottoir:
    Wie kommt es, daß die Kronleuchter Show aus sieben Szenen besteht?

    Nicola Elze: In dem Stück geht es um die fortwährende Veränderung und Weiter-entwicklung. Nicht alles ist das, was es zu sein scheint. Alle 2 Min. wechselt die Szenerie.:

    Zu Beginn ist ein weißes Zelt zu sehen, doch dieses verwandelt sich durch die Elfen in riesige Flügelwesen. In luftigen Höhen beginnt sich ein Karussell zu drehen, eine wunderbare Spielwiese für die Elfen...

    Das Schöne ist, dass der Kronleuchter sich erst in den letzten beiden Szenen "herauskristallisiert"- auch die Elfen zeigen erst dann ihre wahre Identität und nehmen ihre Kerzenpositionen ein.

    Im übertragenen Sinn geht es um den zusätzlichen Raum, den jeder füllen kann, wenn er will, um das Über-sich-selbst-Hinauswachsen.  

     

    artbild_610_Feuer2 

    Trottoir: Bist Du Chef der Gruppe?

    Nicola Elze: Ja, wobei ich mich eher als Motor des Ganzen bezeichnen würde: Es begann mit der Idee, dann habe ich die Grundkonstruktion entwickelt und gebaut, ein choreographisches Konzept entwickelt und das finanzielle Risiko getragen. Dafür braucht´s eine Menge Mut, Energie und Durchhaltevermögen.

    Zum Glück habe ich ein starkes Team im Rücken, ohne das wäre es nicht möglich gewesen. Meine Kolleginnen produzieren alle auch ihre eigenen Stücke und wissen, was das bedeutet. Da gab es z.B. des öfteren Telefonate nach Amsterdam mit Sylvia Idelberger von Solair, die mich mit ihrer Begeisterung immer wieder beflügelte, wenn ich ausgelaugt war. Oder Kathi Müller von der Kompanie Abgefahren, die immer tatkräftig beim Ausprobieren, Schleppen und Basteln dabei ist.

    Auch die anderen Elfen bringen sich mit Ihren Stärken ein: Petra Tobies (auch SolAir), Janine Morell und Jana Korb, alles Namen aus der Szene. Ohne sie wäre Eclair nicht das, was es heute ist. Gerade dadurch, daß wir unterschiedliche Schwerpunkte haben, ergänzen wir uns wunderbar und können auf einen unglaublichen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Ich bin sehr dankbar dafür.


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    Trottoir:
    Was war bisher das Highlight für Eclair?

    Nicola Elze: Hm, schwierig zu sagen. Sensationell war auf alle Fälle ein OpenAir Auftritt in Zusammenarbeit mit Fura del Baus vor 10.000 Zuschauern, vor und über der Münchner Oper in 20 m Höhe.

    Für uns bedeutender war aber die Entwicklung von SENSA vor zwei Jahren. Das ist eine abendfüllende Produktion, deren Herzstück der Kronleuchter ist. Mit dabei ist der großartige Roncalli-Künstler und Musik-Clown Kristalleon, die Musiker von Quadro Nuevo und natürlich aus unseren eigenen Reihen Stücke von SolAir, Kompanie Abgefahren und Jana Korb.


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    Trottoir:
    Wie schafft Ihr es, mit so vielen Kollegen zu proben und Termine zu finden? Gerade auch Quadro Nuevo (Echo 2010 und 11) ist eine sehr erfolgreiche und ausgebuchte Band?

    Nicola Elze: Das ist tatsächlich schwierig – wir arbeiten viel mit intensiver Vorbereitung und sogenannten "Videoproben".

    Es war von Anfang an klar, daß QN in vielen anderen Projekten steckt und nicht immer Zeit haben würde, deshalb gibt es den Plan B: die Musik von Quadro Nuevo kann und darf auch von jungen Nachwuchsmusikern gespielt werden. Und es gibt eine kleinere Version ohne Live-Musik. Was preislich natürlich den Veranstaltern entgegenkommt.

     

    Trottoir: Wo liegt Euer Schwerpunkt: eher Gala, Openair oder Theater?

    Nicola Elze: Die Kronleuchter-Show wird in erster Linie für Galas gebucht, obwohl wir sie auch gerne öffentlich spielen: z.B. zur Bergkamener Lichternacht oder in Wattens zur Märchenfestival-Eröffnung. Für solche Openair Veranstaltungen können wir ein entsprechend großes Gestell mitbringen. Die beste Buchungsrate haben aber unsere kleineren Shows, also die Duo- und Solo-Aktionen. Die sind im Sommer sehr viel unterwegs, z.B. die Spinnenfrau, die sich in einem 8 m hohen Spinnenetz bewegt und mit Verwandlungstheater und anderen Elementen ein eigenes spannendes Theater darstellt.

    Diese Geschichten bedeuten deutlich weniger Aufwand und Kosten, und werden oft für Festivals gebucht. Der Kronleuchter ist eher das Highlight, wenn ein Jubiläum ansteht, oder es was Besonderes sein soll.



    artbild_450_Spinne_8_FCr_LoTrottoir: Was wünscht Du Dir für die Zukunft?

    Nicola Elze: Es wäre schön 2019/20 den Kronleuchter über einen längeren Zeitraum zu spielen, z.B. im Zirkus oder im Varieté. Gut könnte ich mir auch eine Theater-Tournee für SENSA vorstellen, oder Auszüge daraus im Rahmen einer Großproduktion. Im Gespräch war das schon oft, jetzt wäre die Zeit reif dafür.

    Auf lange Sicht kann es gut sein, dass mein Schwerpunkt sich mehr zum Ausarbeiten von Konzepten verschiebt. Denn das liegt mir und die Anfragen dafür sind in den letzten Jahren von selber deutlich gestiegen. 

    Die Regisseure wissen die mir eigene Art zu denken zu schätzen - das höre ich immer wieder. Da waren u.a. Konzepte für die Bayrische Staatsoper, Roncalli Events und die Elb-Philharmonie dabei...


    SENSA - Symphonie der Sinne





    Danza Furiosa Company




    Großartig, dann wünschen wir weiterhin viel Erfolg für jetzt und die Zukunft!

    Vielen herzlichen Dank für das Gespräch!


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    Eclair en l'Air eine Produktion von Danza Furiosa
    Nicola Elze
    80798 München

    Tel.: +49 (0)170-210 84 52

    Web:Eclairenlair
    E-Mail:info@eclairenlair.com

    Web:Danza Furiosa
    E-Mail:info@danza-furiosa.com


    Bildnachweis: (von oben nach unten)
    Kronleuchter Foto: BayWa Stiftung
    Goldfisch Foto:Martin Keller
    Kronleuchter/Feuer Foto:
    Niki Siegenbruck, Foto & Grafik Köln
    Doppelbildplatzierungen: Produktion SENSA Foto:Thorsten Schördling
    Spinne Foto: Lorenzo Torres
    2019-01-11 | Nr. 102 | Weitere Artikel von: Nicola Elze





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