Die Szene der Kinderliedermacher ist in Bewegung geraten und produziert Nischen-Ideen am laufenden Band.
Die Überraschung des Jahres kommt zweifelsohne aus Berlin: Der Kinderliedermacher Thomas Sutter (Atze) hat sich mittlerweile zum größten Kindertheatermacher Berlins gemausert und sich die politische Unterstützung erkämpft, um seine Großprojekte durchzuführen. Die neue Atze-Spielstätte im Bezirk Wedding, Berlin-Mitte, verfügt über 550 Plätze und eine Studiobühne für kleinere- und Gast-Produktionen. Gleich das erste Atze-Musical „Lolle rennt“ wurde zu einem
Wahnsinnserfolg – die Berliner Presse von der Morgenpost bis zum Neuen Deutschland sang Lobeshymnen.
Dabei geht es, wie fast immer bei Thomas Sutter, um Liebe, Streit, sich verlieren, sich wiederfinden, also Emotion pur: Die 13-jährige Lolle reißt von zu Hause aus, weil sie es mit ihrer Mutter und ihrem Stiefvater, die immer an ihr rummeckern, nicht länger aushält. Sie landet auf dem Berliner Wochenmarkt und lernt neben den verschiedenen Standbesitzern auch den Straßenmusiker Carl kennen, der häufig auf dem Markt spielt.
Zwischen Lolle und Carl entwickelt sich eine freundschaftliche Beziehung, die dem Leben der beiden eine überraschende Wende verleiht. Atze spielt dieses Musical auch mobil mit einem 12-köpfigen Ensemble (inkl. Technikern). Die deutschen Theaterhäuser sollten sich um diese Produktion reißen. Thomas Sutter ruht sich zum Glück nicht auf seinen Lorbeeren aus, sondern arbeitet zurzeit an seinem neuen Theaterstück „SMS von Wolke 7“. Worum geht’s? Natürlich wieder um Liebe, Herzklopfen, Kribbeln im Bauch mit allen Gefühlen von Unsicherheit und Angst vor Peinlichkeit. Matthias Wittig führt Regie, die Premiere ist am 30. September 2004 in Berlin. Der Versuchsballon Kinder-Musiktheater Dortmund im Theater Fletch Bizzel hat seinen festen Platz am Theaterhimmel des Ruhrgebiets gefunden und sich in nur einem halben Jahr etabliert. Die Einrichtung für die Kindergarten- und Schulkinder des Ruhrgebiets wird also im 2. Halbjahr 2004 in der erfolgreichen Besetzung weitergeführt. Die Musiker des Netzwerks kinderlieder-kindermusik.de planen das Programm gemeinsam mit den Betreibern des ältesten freien Theaters des Ruhrgebiets. Besonders freue ich mich auf die Wiederaufnahme des Larifari-Klassikers „Der Tönig tommt“, eines meiner Lieblingsstücke. Klaus W. Hoffmann ist nicht nur ein begnadeter Kinderliedermacher und Autor („Der Ritter mit dem Zauberschwert“, „Löwe“), sondern auch ein begeisterter Hobbyzauberer. Baute er schon kleine Zaubertricks in sein mittelalterliches Programm zum Ritter mit dem Zauberschwert ein, so ist in seinem neuen Programm „Singsang Klingklang, Zauberspiel“ aus der Liedermacherei ein Zaubertheater geworden. Ein absolutes Muss für alle Freunde der Zauberei ist Hoffmanns neues Buch „Am Tag, als ich Houdini traf“, erschienen in der edition fantasia mundi zum Preis von 6,95 Euro.
Zu meiner Freude fand ich in diesem Buch auch eine Houdini-Begebenheit aus meiner Heimatstadt Dortmund. Mehr möchte ich nicht verraten. Bitte selber lesen! Ganz wie sein Vorbild lässt sich Hoffmann zum Schluss seiner aktuellen Houdini-Lesung von einem Kind Handschellen anlegen. Wie er nun seine Lieder schreibt? Tut mir leid, ich weiß es nicht.
Rockmusik für Kinder kann auch kroatisch klingen, wenn die Band Pelemele auf der Bühne steht. Mit dem Song „Kako Si?“(auf Deutsch: „Wie geht es dir?“) sind sie Preisträger des Multikulti-Kinderlieder-Wettbewerbs, ausgerichtet vom WDR, Funkhaus-Europa.
Und was gibt es Neues von mir?
Im Mai habe ich in Dortmund den Kulturladen an der S2 eröffnet, mit einer Musikschule für musikalische Früherziehung, und biete dort Programme der Märchenbühne Brackel an, sowie im bescheidenen Umfang auch Kabarett und Comedy. Mein erster Gast im Oktober ist Guntmar Feuerstein (Produzent von Gabi Köster und Atze Schröder) mit seinem ersten Soloprogramm „Nix gegen lange Haare“. Für den Ravensburger Buchverlag arbeite ich an meinem neuen Buch „Kindergartenhits“ mit den schönsten Kinderliedern der letzten 25 Jahre. Das wird natürlich ganz toll und erscheint im Herbst 2005 gemeinsam mit meinem neuen Liveprogramm. Zu guter Letzt noch ein Tipp für alle Veranstalter, die ein heimeliges Programm für die Adventzeit suchen: Martin Hörster spielt in diesem Jahr das Programm „Die erste Kerze brennt“, wie immer in Begleitung seines E-Pianos.
Frohe Weihnachten im Voraus, bleibt gesund,
euer Klaus Neuhaus
2004-09-15 | Nr. 44 | Weitere Artikel von: Klaus Neuhaus